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Wie nützlich sind die modernen Kampfjets?
«Der F-16 ist kein Allerweltsmittel für die Ukraine»

Endlich bekommt die Ukraine, was sie schon lange wünscht: westliche Kampfjets. ETH-Militärstratege Marcel Berni warnt aber vor allzu grossen Erwartungen in die F-16. Zudem bildet Moskau eine neue Lufteinheit.
Publiziert: 22.05.2023 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 18:11 Uhr
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Mehrere Länder haben versprochen, der Ukraine moderne F-16 zu liefern.
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Guido FelderAusland-Redaktor

Der Krieg in der Ukraine dürfte zu einem Luftkampf werden. Beide Fronten – sowohl die Ukraine als auch Russland – rüsten ihre Luftstreitkräfte auf. So werden in den kommenden Monaten Grossbritannien und die Niederlande die Ukraine mit F-16-Kampfjets beliefern.

Auch US-Präsident Joe Biden (80) hat nach Zögern angekündigt, ukrainische Piloten auf F-16 auszubilden und wohl auch Kampfjets zu liefern. Der Entscheid dazu soll in den kommenden Wochen fallen.

Moskau bezeichnet die Lieferung von F-16-Kampfjets für den Kriegsverlauf als «nutzlos». Die Pläne des Westens und auch die Ausbildung ukrainischer Piloten an den F-16 würden nicht dabei helfen, gegen Russland die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, sagte der russische Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow (62).

Unterstützung aus der Luft

«Nutzlos» ist die Lieferung an die Ukraine sicher nicht. Nach Angaben Kiews könnte sich mit F-16-Jets die Zahl erfolgreicher russischer Raketen- und Drohnenangriffe deutlich reduzieren lassen. Dafür würden die Kampfjets im Verbund mit bodengesteuerten Flugabwehrsystemen eingesetzt. Zudem braucht die Ukraine westliche Jets, um ihre Bodentruppen bei Offensiven zu unterstützen.

«F-16 werden es uns ermöglichen, unseren Himmel zu kontrollieren, unsere Truppen zu schützen, ihre Verluste zu reduzieren und die Chancen unserer Piloten zu erhöhen, Luftkämpfe zu überleben», schrieb der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba (42) jüngst in einem Gastbeitrag für das US-Fachmagazin «Foreign Policy». Eine Lieferung von F-16 könne dadurch auch für ein schnelleres Kriegsende sorgen.

Es dauert Monate

ETH-Militärexperte Marcel Berni (34) glaubt zwar auch, dass mit der F-16 die russische Überlegenheit im Luftraum langfristig eingeschränkt werden könnte. Aber er warnt vor zu hohen Erwartungen. «Der F-16 ist kein Allerweltsmittel für die Ukraine. Die Lieferung der F-16-Kampfjets allein wird den Krieg in der Ukraine nicht entscheiden.»

Vor allem werde viel Zeit vergehen, bis die Jets zum Einsatz kämen. Berni: «Die Ukraine wird rund 20 bis 30 Jets mit gleicher Konfiguration benötigen. Das muss die westliche Koalition erst mal samt Logistik bereitstellen können. Zudem wird die Ausbildung der ukrainischen Crews Monate dauern.»

Die komplette Ausbildung eines flugunerfahrenen Soldaten zum Kampfpiloten dauert mindestens vier Jahre. Einen auf Sowjetmodellen ausgebildeten ukrainischen Kampfpiloten im Umgang mit einem westlichen Flugzeugmodell zu schulen, dauert vier bis neun Monate.

Auch weitere Herausforderungen würden auf die Ukrainer zukommen. Eine F-16 zu fliegen sein das eine, sie erfolgreich im Verbund mit anderen Flugzeugen einzusetzen, das andere», sagt Berni. Zudem stellten sich diverse Fragen, zum Beispiel nach der Versorgung mit Ersatzteilen, der sicheren Stationierung der Flugzeuge sowie der Ausstattung der Start- und Landeplätze.

Russland bildet neue Einheit

Nachdem mehrere Staaten die Ukraine mit modernen Kampfjets beliefern wollen, will offenbar auch Moskau in der Luft aufrüsten, wie der britische Geheimdienst mitteilt. Erfahrene Piloten sollen mit hohen Summen für die neue Einheit mit dem Code-Wort «Schtorm» (Russisch für «Sturm») angeworben werden.

Die Einheit soll aus Bombern und Helikoptern bestehen und vor allem gegen Bodentruppen eingesetzt werden. «Die Schaffung der Gruppe wirft ein Schlaglicht auf Russlands Einschätzung, dass die reguläre Luftwaffe bei ihrer Hauptaufgabe, ukrainische Stellungen zu bombardieren, versagt hat», so die Mitteilung des stets gut informierten Geheimdienstes weiter.

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