Auf den österreichischen Skipisten spielten sich in diesem Winter etliche Dramen ab. Seit dem Saisonstart im November 2022 sind 13 Personen tödlich verunglückt. Noch nie waren es mehr. «Wir haben bisher doppelt so viele Todesfälle auf den Pisten wie in den Jahren zuvor. Es gab bisher 200 polizeiliche Aufnahmen, darunter waren 100 Schwerverletzte», sagt der Innsbrucker Chefinspektor Stefan Eder (50) zu «Bild». Allein in Tirol verloren elf Menschen ihr Leben.
Dabei gibt es im Vergleich zu den Vorjahren sogar weniger Unfälle. Doch wenn es kracht, dann häufiger mit tödlichen Konsequenzen. Ein Grund ist der fehlende Schnee, wie Eder erklärt. «Es fehlen wichtige Sturzräume. Die Skifahrer stürzen nach Fehlern, Selbstüberschätzung oder zu hohem Tempo über den gefährlichen Pistenrand. Auch macht der Kunstschnee die Pisten bereits in der Früh pickelhart.»
«Die Piloten sind schlechter geworden»
Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (Ökas) bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel. «Es mangelt oft an der Ski-Fitness. Viele Menschen sind nach den Corona-Jahren noch weniger geübt im Wintersport als vorher», sagt der Ökas-Präsident Peter Paal. Und fügt an: «Die Piloten sind schlechter geworden.» Aber auch die Pistenbetreiber müssen ihren Teil zur Sicherheit der Kunden beitragen, moniert der österreichische Alpenverein.
Präsident Andreas Ermacora appelliert an deren Vernunft: «Betreiber müssen sich schon die Frage stellen, ob eisige Pisten in Einzelfällen gesperrt werden, wenn Verhältnisse wie jetzt vorherrschen.» Die Streckenqualität sei entscheidend. Löcher oder sonstige Unebenheiten können zur tödlichen Gefahr werden.
«Weniger Skiunfälle als im letzten Jahr»
Während es übel auf den Pisten in Österreich ausschaut, ist bei uns und in Deutschland nicht so dramatisch. Todesfälle gab es bisher keine. Auch die Anzahl der Verletzten hält sich in Grenzen. «Wir stellen keine erhöhten Unfallzahlen fest», erklärt das Spital Davos auf Blick-Anfrage. Ebenso im Inselspital Bern. In Nidwalden ist es ebenfalls ruhig: «Unser Notfall verzeichnet aktuell eher weniger Skiunfälle im Vergleich zum letzten Jahr.»
Damit das so bleibt, hat Andreas Falkeis (59), Leiter der Alpinpolizei Landeck, ein paar Tipps: «Tempo und Risikobereitschaft unbedingt den Gegebenheiten anpassen. Faustregel: Der Vordermann hat immer Vorfahrt und nur mit grossem Abstand überholen. Wenn abseits der Pisten kaum Schnee liegt, mittig der Piste fahren.» Für die Snowboarder hat er einen besonderen Hinweis: «Nicht hinter Kurven auf der Piste sitzen, es gibt kaum Ausweichmöglichkeiten bei der aktuellen Schneelage.» (abt)