Asien liefert derzeit Bilder, wie sie im heutigen Europa undenkbar sind. Asiaten haben teils strikteste Corona-Massnahmen hinter sich. Schutzmassnahmen gelten weiterhin, doch das hält Leute nicht davon ab, nach Wochen und Monaten der Entbehrungen wieder Party zu machen. Wie dieses Wochenende in Bangkok, wo Partygänger Oktoberfest feierten. Dies, während in Europa ein ganz anderes Bild herrscht: Lockdown in Frankreich und Grossbritannien, Teil-Lockdown in Deutschland, Italien und Österreich. Selbst Schweden sieht plötzlich Handlungsbedarf. Nicht so Asien.
Bei der Bangkoker Version des Oktoberfests, das in Europa fast überall abgesagt wurde, flogen am Wochenende die Fetzen. Schutzmassnahmen gab es zwar schon. Veranstalter konnten bloss die Hälfte der Plätze verkaufen. Doch nach dem Fieberscan beim Eingang hatte es sich auch schon mit dem Abstandhalten. Masken und den Plexiglas-Spuckschutz trägt nur das Personal, und die Partygänger geben gleich mächtig Gas.
Dieses Jahr konnte zwar nicht wie sonst immer die bayrische Schunkelband eingeflogen werden. Die Grenzen bleiben für Ausländer geschlossen. Die Prosits und Gassenhauer kamen per Video von der Grossleinwand. Doch der Nachholbedarf ist gross. Menschen haben genug Quarantäne gemacht und Regeln eingehalten. Auch Firmen halten wieder Workshops und Veranstaltungen ab. In China hat das Politbüro der Kommunistischen Partei eben eine Pressekonferenz abgehalten. Es herrschte null Sicherheitsabstand auf dem Plenum und zwischen den Journalisten.
Asien will beweisen, dass das Virus kontrolliert werden kann
Das Weisse Haus hat unlängst erklärt, dass das Coronavirus nicht kontrolliert werden kann. China und zahlreiche Länder Asiens wollen das Gegenteil beweisen. Im Land, wo die Pandemie ihren Lauf nahm, fängt das Leben wieder an, normal auszusehen. Chinas autoritärer Ansatz, Covid-19 in Schach zu halten, hat es geschafft, dass auf Märkten und auch im Nachtleben wieder dichtes Gedränge herrscht.
Auch in anderen Ländern in der östlichen Hemisphäre - wie in Thailand, Taiwan und auch Neuseeland, die seit Monaten keine lokalen Infektionen mehr aufweisen - herrscht praktisch wieder der Alltag. Das ist strikten Einreisesperren, striktem Contact-Tracing und striktem Isolieren von Fällen zu verdanken.
Die Grenzen von Thailand, Taiwan und Neuseeland bleiben für praktisch alle Reisenden geschlossen. Nur Staatsbürgern und Sonderfällen ist die Einreise erlaubt. Thailand experimentiert wieder mit ersten Touristen aus China, doch noch sind es bloss ein paar Dutzend und die werden rigide überwacht.
Menschen in Asien beginnen sich wieder sicher zu fühlen
Solange die Grenzen geschlossen sind, scheinen sich die Menschen in den fraglichen Ländern auch sicher zu fühlen. So sicher, dass auch wieder gelebt, getanzt und gefeiert wird wie vor Corona. Schon, bei Veranstaltungen herrschen nach wie vor Schutzmassnahmen. Doch diese beschränken sich auf ein Minimum. Passiert die Person den Eingang, wo die Körpertemperatur gescannt wird, wird oftmals gleich die Maske abgezogen.
Legendär bleibt die wilde Poolparty Mitte August in Wuhan, der mutmasslichen ersten Brutstätte des Virus. Tausende amüsierten sich dicht gedrängt in Badehosen und Bikinis. Sorgen um Neuinfektionen machte sich offenbar niemand mehr in Wuhan, wo Monate zuvor strikteste Ausgehsperren und ein harsches Isolationsregime herrschten. Im Kampf gegen das Virus vermochten Regierung und Behörden das Steuer herumzureissen.