Auf einen Blick
- Blue Origin plant ersten Start der New Glenn-Rakete am Mittwoch
- Bezos' Raumfahrtunternehmen tritt in Konkurrenz zu Musks SpaceX
- New Glenn ist 98 Meter hoch, 28 Meter grösser als Falcon 9
Ein neues Kapitel in der Raumfahrt beginnt – am Mittwoch plant das Raumfahrtunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos (60) den ersten Start seiner Rakete New Glenn. Nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde FAA soll der Start um 1.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr Schweizer Zeit) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida erfolgen.
Blue Origin hat den Starttermin noch nicht offiziell bestätigt, doch Bezos deutete den historischen Moment bereits an: «Nächster Halt: Start», schreibt er auf X und teilt ein Video, in dem die Triebwerke der Rakete zu hören sind. Bereits am 27. Dezember absolvierte die Rakete erfolgreich einen entscheidenden Test.
Eintritt in den Markt der Orbitalraktenen
Mit diesem Start will Blue Origin endlich in den lukrativen Markt der Orbitalraketen einsteigen. Bislang hat das Unternehmen mit seiner kleineren Suborbitalrakete New Shepard lediglich Passagiere und Nutzlasten auf kurzen Reisen an den Rand des Weltraums befördert.
«Der Markt ist wirklich orbital», erklärt Laura Forczyk, Gründerin des Beratungsunternehmens Astralytical, das sich auf neue Technologien und Trends in der Raumfahrtindustrie spezialisiert hat. «Suborbital bringt einen nur bis zu einem gewissen Punkt – es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Nutzlasten und Kunden für einen schnellen Flug ins All.»
«Wäre ich noch bei der Nasa, wäre ich begeistert»
Die New Glenn könnte die Rivalität zwischen Bezos und Elon Musk (53) zuspitzen. Musk, der mit SpaceX die kommerzielle Raumfahrt dominiert, steht sowohl bei den kommerziellen Satellitenbetreibern als auch beim Pentagon und der NASA hoch im Kurs.
Nun will Bazos Raumfahrtunternehmen mit New Glenn einen neuen Standard setzen: Die Rakete ist 98 Meter hoch - 28 Meter höher als Musks Falcon 9 - und kann grössere und schwerere Lasten ins All bringen. Ausserdem verbrennt sie flüssiges Erdgas statt Kerosin und hat weniger Triebwerke.
«Wäre ich noch leitender Angestellter bei der Nasa, wäre ich begeistert, endlich einen Konkurrenten zur Falcon 9 zu haben», sagt G. Scott Hubbard, Forscher an der Stanford University. Der Wettbewerb könnte die Startkosten deutlich senken.
«Blue Origin verfolgt einen bedächtigen Ansatz»
Bezos gründete Blue Origin 2000 - zwei Jahre bevor Musk mit SpaceX an den Start ging. Das Raumfahrtunternehmen agierte jedoch mit mehr Vorsicht und entwickelte sich deshalb langsamer als der Konkurrent. «In der Raumfahrt-Community herrscht Ungeduld über den sehr bedächtigen Ansatz von Blue Origin», sagt Scott Pace, Raumfahrtexperte an der George Washington University.
Doch der Experte sieht auch Potenzial: Bei einem erfolgreichen Testflug könnte die New Glenn eine Alternative bieten, falls ein anderes Raketensystem ausfällt. Denn Musk will die Falcon 9 bis zum Ende des Jahrzehnts durch die Starship-Rakete ersetzen – die auf noch nicht vollständig erprobten Technologien basiert.