Warteschlangen und Gepäckberge, Personalmangel und Kunden-Andrang: Viele Flughäfen Europas haben mitten in der Hauptreisezeit mit enormen Problemen zu kämpfen. Ganz zum Nachteil der Fluggäste. Stundenlanges Anstehen, abgesagte Flüge und verlorene Gepäckstücke lassen deren Frust schon mal nach oben schiessen.
Extrem ist die Situation aktuell am Frankfurter Flughafen. Dort herrscht ein absolutes Kofferchaos. 2000 gestrandete Koffer haben die Mitarbeitenden laut «Bild» bereits eingesammelt. Immerhin: Vor einigen Wochen zählte der Kofferberg noch 5000 Exemplare. Auffallend ist, dass viele dieser Koffer schwarz sind. Und genau das bereitet dem grössten Flughafen Deutschlands Kopfschmerzen.
Individuelle Aufkleber würden helfen
«Viele reisen mit schwarzem Rollkoffer – das macht die Identifizierung sehr zeitintensiv», sagt der Sprecher des Frankfurter Flughafens, Thomas Kirner. «Individuelle Aufkleber, ein buntes Kofferband, ein mit Gewebeband aufgeklebtes Zeichen», würden dem Sprecher zufolge helfen, die Lage einigermassen in den Griff zu bekommen.
Für die Firma Fraport, die den Frankfurter Flughafen betreibt, wird die Situation immer brenzliger. Doch einen richtigen Plan hat man offenbar nicht parat. Fraport-Chef Stefan Schulte (62) hat jetzt die Passagiere aufgefordert, mit weniger Gepäck in die Ferien zu fliegen. Und wenn, dann möglichst auf schwarze Koffer zu verzichten.
Um seinen Mitarbeitern in der Gepäckabfertigung ein wenig Last von den Schultern zu nehmen, hat Fraport auch dazu aufgerufen, den Koffer mit den Adressdaten zu beschriften. So gehe er im Chaos nicht unter. Ein Novum: Denn die Polizei warnt immer wieder, dass man das auf keinen Fall tun sollte. Einbrecher könnten so ausfindig machen, welche Wohnungen gerade leer seien.
Schon bald werden 200'000 Passagiere pro Tag erwartet
Das Koffer-Chaos lässt sich hauptsächlich auf den krassen Personalmangel zurückführen. Fraport hat während der Corona-Zeit 4000 Mitarbeiter abgebaut. Nun machen sich deren Absenz bemerkbar. Die Koffer türmen sich währenddessen ununterbrochen weiter. Wegen der aktuellen Abfertigungsprobleme hat die Lufthansa inzwischen bereits 4100 Flüge gestrichen. Davon sind hauptsächlich die Flughäfen Frankfurt und München betroffen.
Dabei steht die härteste Bewährungsprobe für Frankfurt erst noch an. In den kommenden Tagen und Wochen werden wegen der Sommerferien täglich bis zu 200'000 Passagiere am Flughafen erwartet. Das heisst aber nicht, dass auch mehr geflogen wird.
Denn um den Betrieb aufrechterhalten zu können, hat Fraport in Abstimmung mit seinem Hauptkunden Lufthansa die Kapazität deutlich reduziert. Waren vor wenigen Wochen noch 106 Starts und Landungen pro Stunde erlaubt, so sind es aktuell nur noch 88.
Auch der Flughafen Zürich kämpft mit Problemen
Nicht nur in Frankfurt kämpfen die Flughafenmitarbeiter mit den vielen Koffern. Auch der Flughafen Zürich wird davor nicht verschont. Es würden laut Swissport, dem Betreiber der Gepäckabfertigung, sogar Nachtschichten eingelegt, um das Gepäck versandbereit zu machen.
Aktuell sei das Gepäckvolumen fünfmal höher als beim regulären Flugbetrieb. Kein Wunder, gehen auch in Zürich momentan viele Koffer verloren. Laut Swissport werden täglich rund 250 Meldungen am «Lost & Found»-Schalter vermeldet. (ced)