Als Barbara Dätwyler Ende letzter Woche im Interview mit Tele Top vom Zustand in Ostschweizer Spitälern berichtete, war das ein Alarm-Signal von der Präsidentin des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) der Sektion St. Gallen-Thurgau-Appenzell. Von ausgelaugtem und überstrapaziertem Personal war die Rede. Und: Auf gewissen Abteilungen sei sogar bis die Hälfte der Belegschaft mittlerweile davongelaufen.
Der Grund für die Misere liegt bei den nun wieder steigenden Corona-Infektionen und den damit verbundenen Spitaleinlieferungen. Das Personal ist entnervt, denn es herrscht die klare Überzeugung: Die meisten Hospitalisierungen wären vermeidbar, wenn sich mehr Menschen impfen lassen würden.
«Unglaublich frustrierend»
In den USA hat dieser Frust beim medizinischen Personal nun eine neue Eskalationsstufe erreicht. Im Bundesstaat Florida verliessen aus Protest Dutzende Ärzte gleichzeitig ihr Spital. Das Personal müsse fortlaufend an der Belastungsgrenze arbeiten, bloss weil sich zu wenige Personen gegen das Coronavirus impfen lassen würden, so die Botschaft.
Wie US-Medien berichten, haben sich am Montag rund 75 Ärzte vor dem Krankenhaus in der Stadt Palm Beach Gardens versammelt. Teilweise unterbrach das Fachpersonal dafür sogar Sitzungen oder andere Arbeiten. Als «unglaublich frustrierend» fasst Jaime Snarski, eine der Protest-Teilnehmerinnen, die Lage zusammen. «Es gibt Impfungen, und wir wissen, dass sie sicher sind und wirken», so die Ärztin weiter. «Aber da sind Leute, die sich einfach gegen die Ärzte und die gesamte Wissenschaft stellen.»
Erst 51 Prozent vollständig geimpft
In Florida ist die Pandemie-Situation in den vergangenen Wochen wieder zunehmend ausser Kontrolle geraten. In vielen Spitälern sind die Kapazitätsgrenzen der Intensivstationen praktisch erreicht. Zirka 86 Prozent der normalen Krankenhausbetten des Bundesstaates sind voll belegt. Auch bei den Todesfällen – vergangene Woche wurden 1486 Verstorbene im Zusammenhang mit Corona gezählt – sind mittlerweile wieder Rekord-Werte erreicht.
Mit den steigenden Ansteckungszahlen einher geht eine immer noch tiefe Impfquote im Bundesstaat. Etwas über 60 Prozent der Bevölkerung hat bisher zumindest eine Impfung erhalten. 51 Prozent sind vollständig geimpft. (cat)