Italien ist furztrocken. Italien leidet. Statt Gelato zu schlecken und Dolce Vita zu geniessen, müssen die Leute momentan mit einer extremen Dürre klarkommen. Ministerpräsident Mario Draghi (74) spricht sogar von der «schwersten Wasserkrise der letzten 70 Jahre».
Draghi mache diese Krise an den höheren Temperaturen wegen des Klimawandels und dem Regenmangel in den letzten drei Jahren fest, berichtet Elisabeth Pongratz, ARD-Korrespondentin im Studio Rom. Dazu nenne der Ministerpräsident strukturelle Probleme: schlechte Wartung der Stauseen, schlechte Wartung des Wassernetzes.
Derweil schreibt die Nachrichtenagentur Ansa, dass ein Drittel Italiens in der Dürrekrise stecke. Darunter etwa die einwohnerstärkste Region Lombardei oder die Hauptstadtregion Latium.
Ex-Fussballer ist jetzt Bürgermeister – und greift durch
Und im Norden von Italien fangen jetzt Städte wegen des Dürredramas an, das Trinkwasser zu rationieren. Beispiel: die norditalienische Stadt Verona in der Region Venetien. Sie ist auch bekannt für die jahrhundertealte Tragödie «Romeo und Julia» von Shakespeare – die Stadt dient als Schauplatz der Liebesgeschichte.
Doch in Verona heisst es jetzt nicht küssen, wie es das Liebespaar tat, sondern Wasser sparen. Denn der neue Bürgermeister, Ex-Fussballstar Damiano Tommasi (48), hat eine Verordnung unterzeichnet, die den Trinkwasserverbrauch drosseln soll.
Konkret: Die Bewohner der Stadt dürfen bis zum 31. August tagsüber Trinkwasser nur noch für ausgewählte Dinge nutzen – Nahrungsaufnahme, Körperhygiene, Haushaltsreinigung.
Der ehemalige Nationalspieler Italiens untersagt den Bewohnern seiner Stadt, zwischen 6 und 21 Uhr Autos zu waschen, Pools zu füllen sowie Gärten und Sportplätze zu bewässern. Wer auf das Verbot pfeift, kassiert eine Busse von bis zu 500 Euro.
Auch Pisa schränkt Trinkwasser ein
In den restlichen Stunden ist es zwar erlaubt, den genannten Tätigkeiten nachzugehen – doch die Stadt bittet ihre Bürger, auch in der Nacht sparsam mit dem Trinkwasser umzugehen.
Südlich von Verona liegt Pisa. Auch dort ist das Wasser äusserst knapp. Bürgermeister Michele Conti (52) tut es Kollege Tommasi ähnlich: Ab 11. Juli darf ausser im Haushalt kein Trinkwasser mehr verbraucht werden.
«Schwimmbäder, Brunnen, Gärten, Höfe vernachlässigen»
Und auch an der Nordwestküste des Stiefels, in der Region Ligurien, herrscht Alarmzustand. Gouverneur Giovanni Toti (53) wandte sich am Freitag mit einer deutlichen Nachricht an die Bürgermeister seiner Region, wie der «Corriere della Sera» berichtet: «Schwimmbäder, Brunnen, Gärten, Höfe vernachlässigen. Im Moment gibt es wichtigere Verwendungszwecke für Wasser.»
Auch landesweit will die Politik Massnahmen gegen die extreme Trockenheit ergreifen. Ab Montag werde die Regierung wohl einen «ausserordentlichen Kommissar für Dürre» ernennen, wie die Zeitung weiter schreibt. Der Kommissar und seine Truppe sollen mindestens 20 «vorrangige Massnahmen zur Wassereinsparung» einleiten. Mariastella Gelmini (49), Ministerin für regionale Angelegenheiten, erklärt: «Es ist wichtig, das wenige Wasser, das uns zur Verfügung steht, optimal zu nutzen, wobei der Trinkwassernutzung und der Landwirtschaft Vorrang eingeräumt werden muss.»