Eine Hitzewelle mit vielerorts Temperaturen von bis zu 40 Grad überrollt Europa. In der Schweiz sind die Hotspots das Wallis und Basel, wo gestern Temperaturen von bis zu 36 Grad gemessen wurden.
Hitzewelle kommt früher als sonst
Für Erich Fischer (43) vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich passt das zum Wettertrend: «Vor wenigen Jahrzehnten hätte die jetzige Hitzewelle in der Schweiz alle Rekorde gebrochen. Seit 1950 hat sich aber die Anzahl extremer Hitzetage verdreifacht. Damit reiht sich das jetzige Ereignis inzwischen in eine Serie extremer Hitzewellen ein.» Aussergewöhnlich ist nur der Zeitpunkt. Normalerweise erlebt die Schweiz Hitzewellen erst Ende Juli und Anfang August – dieses Jahr schwitzt sie Wochen früher. Ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet trägt sehr heisse Luft aus Nordafrika nach Westeuropa. Ein wolkenloser Himmel führt zu hoher Sonneneinstrahlung, und auf den ausgetrockneten Böden kann kein kühlendes Wasser verdunsten. Es ist ein meteorologischer Teufelskreis, und es wird noch wärmer.
Temperaturen in den Städten höher als beim Wetterbericht
Die Zahlen aus dem Wetterbericht zeigen aber nicht das ganze Ausmass. Klimatologe Erich Fischer: «Die Temperaturen, von denen wir im Wetterbericht lesen, werden über einer Grasfläche durch gut belüftete Messgeräte gemessen. Dort, wo wir uns aber oft aufhalten, an der Bushaltestelle, dem Bahnhofplatz, dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum oder der Dachwohnung eines Altbaus, sind die Temperaturen meist viel höher.»
Wassertrinken, leichtes Essen und Schatten
Die Badibesucher freuts, doch so hohe Temperaturen können für den menschlichen Körper gefährlich werden. Eine neue Studie der Universität Bern zeigt, dass schon moderate Hitze die Übersterblichkeit in der älteren Bevölkerungsschicht steigen lässt. Auch Menschen mit Vorerkrankungen oder Säuglinge und Schwangere leiden unter der prallen Sonne besonders.
Abhilfe schaffen Wassertrinken, leichtes Essen und Schattenplätze. In Pariser Bahnhöfen erinnern derzeit Durchsagen die Bevölkerung daran, genügend Wasser mitzunehmen und auf die Mitreisenden aufzupassen.
Gefahr durch Waldbrände steigt
Die spanische Zeitung «El País» berichtet von Schwindel und Ohnmachtsanfällen bei Schülern und Lehrern und fordert mehr Klimaanlagen für spanische Schulen. Doch derzeit bedrohen auch Waldbrände weite Teile der Iberischen Halbinsel. Rund 1100 Hektar Land sind durch Feuer in Katalonien bereits zerstört worden. Die Behörden rufen alle Bauern der Region auf, mit ihren Traktoren und Pflügen zu helfen, Brandschneisen anzulegen, um die Flammen zu stoppen.
Auch in der Nähe von Berlin haben die Einsatzkräfte mit Waldbränden zu kämpfen. Nahe der brandenburgischen Kleinstadt Treuenbrietzen waren 60 Hektar vom Feuer betroffen, die Behörden konnten die Brände aber eindämmen.
Die «Bild»-Zeitung liefert auch die passenden Ratschläge für die Deutschen. Bei Rekordtemperaturen sollten sie daran denken: Sport, Alkoholkonsum und Sex vertragen sich nicht mit Hitze und sollten nicht exzessiv betrieben werden.
Gemeinden in Norditalien rationieren bereits die Wasserversorgung
Wer Ferien in Italien oder Portugal gebucht hat, darf beruhigt sein, Temperaturen über 30 Grad werden nicht erwartet. Im Gegenteil, für Sizilien und ganz Portugal ist Regen angesagt.
In Norditalien würden diese Niederschläge dringend gebraucht, die Po-Ebene leidet unter der grössten Dürre seit 70 Jahren. Nach Angaben des Landwirtschaftsverbands Coldiretti bedroht die Trockenheit die Hälfte der Anbauflächen. In der stark landwirtschaftlich geprägten Region rationieren einige Gemeinden inzwischen die Wasserverteilung. Der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana, kündigte die Ausrufung des Notstands an.