Eingepfercht – und das bei 40 Grad. Seit fast einem Monat befinden sich mehr als 16'000 Tiere, darunter Schafe und Rinder, an Bord der MV Bahijah, die vor Westaustralien vor Anker liegt. Eigentlich könnte das Schiff fahren, wie CNN berichtet. Es gibt kein technisches Problem. Die Besatzung traut sich aber nicht in See zu stechen. Denn: Das Schiff wollte nach Israel fahren – und zwar über das Rote Meer. Dort lauern aber die Huthi-Rebellen.
Sie attackieren seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober Handelsschiffe im Roten Meer mit Drohnen und Raketen. Viele Reedereien haben deswegen ihre Routen geändert. Nach Angaben der UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz ist das über den Suez-Kanal abgewickelte Handelsvolumen in den vergangenen zwei Monaten um 42 Prozent eingebrochen. Als Reaktion auf die Attacken haben die USA und Grossbritannien mittlerweile wiederholt Huthi-Stellungen im Jemen angegriffen.
Entscheidung hätte längst getroffen werden können
Am 5. Januar fuhr die MV Bahijah los und verliess die australische Küste. Doch dann wurde ein Antrag auf Umleitung des Schiffes um Afrika herum, wie es andere Schiffe getan haben, abgelehnt. Seitdem wird eine neue Route samt Erlaubnis verhandelt. John Hassell, Präsident des Westaustralischen Bauernverbandes (WAFarmers), der die Landwirtschaft des Bundesstaates vertritt, sagte, eine Entscheidung hätte schon vor Tagen getroffen werden müssen.
Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft erklärte am Donnerstag, es prüfe noch immer einen Antrag des Exporteurs, das Schiff auslaufen zu lassen. Das Schiff legte über Nacht im Hafen von Fremantle in der Nähe von Perth an, um Nachschub zu holen, hiess es in der Erklärung.
«Viele dieser Krankheiten sieht man erst, wenn es zu spät ist»
Trotz der Forderung von Tierschützern, die Tiere so schnell wie möglich von Bord gehen zu lassen, seien keine Tiere entladen worden, so die Regierung. Zwei von der Regierung beauftragte unabhängige Tierärzte haben die lebende Fracht am Mittwoch inspiziert und «keine signifikanten Probleme mit der Tiergesundheit oder dem Tierschutz» festgestellt, so die Regierung.
Tierschützerin Suzanne Fowler kann das nicht glauben. «Diese Tiere befinden sich nun seit mindestens 26 Tagen an Bord des Schiffes. Die Temperatur in Perth erreicht bereits 40 Grad», sagte sie am Mittwoch gegenüber CNN. Bei einer so langen Zeit könne es den Tieren nicht mehr gut gehen. Die Zeit dränge. Die Behörden sollten endlich eine Lösung finden. Fowler: «Der Stress der Tiere wird in den kommenden Tagen noch zunehmen und das Gefühl der Erschöpfung, dem sie nicht mehr gewachsen sind, wird sich nur noch verschlimmern. Viele dieser Krankheiten sieht man erst, wenn es zu spät ist.»
Bauernverband-Präsident Hassell widerspricht wiederum. Das Abladen der Tiere würde nur noch mehr Stress bedeuten. Und nicht nur das: Sind sie erstmal an Land, unterliegen sie den strengen australischen Vorschriften. Das bedeutet: sofortige Quarantäne. Wie lange, sei dann unklar. (jmh)