Wegen hohem Besuch
San Francisco verlegt Obdachlose kurzerhand in andere Stadtteile

San Francisco steht als Gastgeber des Gipfeltreffens der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) unter besonderer Beobachtung. Um auf dem internationalen Parkett zu glänzen, hat die Stadt deshalb kurzerhand Obdachlose aus dem Stadtbild entfernt.
Publiziert: 11.11.2023 um 15:35 Uhr
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Am Samstag beginnt im kalifornischen San Francisco das Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec).
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Im kalifornischen San Francisco beginnt am Samstag das Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec), an dem kommende Woche auch die beiden Schwergewichte der internationalen Politik, US-Präsident Joe Biden (80) und der chinesische Staatschef Xi Jinping (70), aufeinandertreffen werden.

Ein solch hochkarätiger Anlass ist für jede Stadt die optimale Gelegenheit, sich auf der internationalen Bühne als perfekt vorbereiteter und freundlicher Gastgeber zu präsentieren. Alles, was für die Besucher störend wirken könnte, wird jeweils schnurstracks aus der Welt geschafft.

Stadt kämpft mit Drogenepidemie und Obdachlosigkeit

So geschehen auch in San Francisco. Denn in der Golden City ist schon lange nicht mehr alles so goldig. Seit einigen Jahren kämpft die 800'000 Einwohner-Metropole mit einer regelrechten Drogenepidemie, insbesondere wegen der rasanten Verbreitung der Todes-Droge Fentanyl und einer damit zusammenhängenden Obdachlosigkeit. 

Dass solche Bilder San Francisco aber nicht in einem guten Licht erstrahlen lassen, hat auch die Stadtverwaltung realisiert. Wie die «New York Post» berichtet, wurden Obdachlose im Vorfeld des Apec-Gipfels deshalb kurzerhand in andere Stadtteile verlegt. Die Polizei hatte dabei besonders die beiden Stadtviertel Tenderloin und South of Market, in denen sich Obdachlose auf offener Strasse in Zelt-Camps ausgebreitet haben, im Visier. 

«Sie tun nur das absolute Minimum»

«Sie haben Anfang der Woche damit begonnen, die Zelte zu räumen und es gibt definitiv viel mehr Polizeipräsenz», sagt die Bewohnerin und Aktivistin Ricci Lee Wynne gegenüber der «New York Post». Der rabiate Einsatz der Polizei verdeutliche ihr, dass die Stadt eigentlich die ganze Zeit in der Lage gewesen wäre, das Problem anzugehen. «Stattdessen tun sie jeweils nur das absolute Minimum». 

Für die Aktivistin ist klar: «Sobald der Gipfel vorbei ist, wird die Polizeipräsenz wieder abflauen und die Zelte werden zurückkehren. Es wird langsam wieder aufflackern. Was wir brauchen, ist eine dauerhafte Lösung.»

Wynne ist nicht die Einzige, die sich ab der Laisser-faire-Politik der Stadtverwaltung stört. Auch der Bewohner und Ladenbesitzer, Adam Mesnick, ist empört. Er habe gesehen, wie in der vergangenen Woche in einigen Hotels provisorische Unterkünfte für Obdachlose eingerichtet worden seien.

Immer mehr Geschäfte ziehen weg

«Sie schieben das Problem einfach vor sich her, bieten aber keine langfristigen Lösungen an», sagt Mesnick und meint damit die Stadtverwaltung. «Sie sind sehr gut darin, eine Illusion zu schaffen, aber die Massnahme ist lediglich ein Pflaster und ein Hinweis auf eine schlechte Verwaltung». 

Die Drogen- und Obdachlosenproblematik ist für San Francisco mittlerweile zu einem ernsthaften Problem geworden. Entlang der Einkaufsmeile Market Street haben bereits unzählige Geschäfte ihre Türen geschlossen. Auch die Tech-Branche überlegt sich einen Wegzug. «Die leerste Innenstadt Amerikas» schrieb die «New York Times» im vergangenen Jahr deshalb in einem Bericht über San Francisco. (ced)

So gefährlich ist Fentanyl

Fentanyl ist ein opiumähnliches Schmerzmittel, das erst zur Behandlung starker chronischer Schmerzen eingesetzt wird, wenn kein anderes Mittel mehr hilft. Da schon minimalste Mengen sehr schnell wirken können, wird Fentanyl gewöhnlich als Pflaster, Nasenspray oder Lutschtablette eingesetzt.

Grosse Probleme macht das Mittel aber auf dem Drogenmarkt. Die Wirkung von Fentanyl ist mit der von Heroin vergleichbar – nur 50 Mal stärker! Süchtige kochen die Pflaster aus und spritzen sich den Sud intravenös. Auf dem Schwarzmarkt ist das Schmerzmittel auch als Pulver verfügbar, das durch die Nase gezogen wird.

Egal auf welchem Weg: Als Droge eingesetzt, kann Fentanyl von Abhängigen kaum richtig dosiert werden, was nicht selten zum Tod führt. Neben der berauschenden und schmerzlindernden Wirkung besteht bei einer Überdosierung die Gefahr einer Atemdepression. Dabei sinkt die Atemfrequenz auf weniger als zehn Atemzüge pro Minute – der Konsument merkt aber nichts davon.

In den USA spricht man schon seit Ende der 90er-Jahren von einer Opiumkrise. Jeder zweite der 90'000 Drogentoten in Amerika war 2020 Opfer von Fentanyl. Auch in der Schweiz werden opiumhaltige Mittel zunehmend zu einem Problem. Zwar gibt es gemäss einer Studie, die die ETH im Juni 2022 veröffentlichte, kaum Zahlen zum illegalen Konsum vom Fentanyl. Doch auch hierzulande steigt der Konsum von ärztlich verschriebenen Opioiden wie Oxycodon und eben Fentanyl. Und das hat Folgen: Die Notfallanrufe bezüglich Opiod-Vergiftungen stiegen zwischen den Jahren 2000 und 2019 um drastische 177 Prozent, die Verkäufe des Suchtmittels nahmen um 91 Prozent zu.

Fentanyl ist ein opiumähnliches Schmerzmittel, das erst zur Behandlung starker chronischer Schmerzen eingesetzt wird, wenn kein anderes Mittel mehr hilft. Da schon minimalste Mengen sehr schnell wirken können, wird Fentanyl gewöhnlich als Pflaster, Nasenspray oder Lutschtablette eingesetzt.

Grosse Probleme macht das Mittel aber auf dem Drogenmarkt. Die Wirkung von Fentanyl ist mit der von Heroin vergleichbar – nur 50 Mal stärker! Süchtige kochen die Pflaster aus und spritzen sich den Sud intravenös. Auf dem Schwarzmarkt ist das Schmerzmittel auch als Pulver verfügbar, das durch die Nase gezogen wird.

Egal auf welchem Weg: Als Droge eingesetzt, kann Fentanyl von Abhängigen kaum richtig dosiert werden, was nicht selten zum Tod führt. Neben der berauschenden und schmerzlindernden Wirkung besteht bei einer Überdosierung die Gefahr einer Atemdepression. Dabei sinkt die Atemfrequenz auf weniger als zehn Atemzüge pro Minute – der Konsument merkt aber nichts davon.

In den USA spricht man schon seit Ende der 90er-Jahren von einer Opiumkrise. Jeder zweite der 90'000 Drogentoten in Amerika war 2020 Opfer von Fentanyl. Auch in der Schweiz werden opiumhaltige Mittel zunehmend zu einem Problem. Zwar gibt es gemäss einer Studie, die die ETH im Juni 2022 veröffentlichte, kaum Zahlen zum illegalen Konsum vom Fentanyl. Doch auch hierzulande steigt der Konsum von ärztlich verschriebenen Opioiden wie Oxycodon und eben Fentanyl. Und das hat Folgen: Die Notfallanrufe bezüglich Opiod-Vergiftungen stiegen zwischen den Jahren 2000 und 2019 um drastische 177 Prozent, die Verkäufe des Suchtmittels nahmen um 91 Prozent zu.

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