Dramatische Szenen auf einem Linienflug der US-Fluggesellschaft Delta: Am 22. August 2022 drohte der Copilot Jonathan D.* seinem Kapitän mit dem Tod, sollte dieser die Flugroute ändern. Nun wurde Anklage gegen D. erhoben.
Auslöser des Streits im Cockpit war ein medizinischer Notfall eines Passagiers, heisst es in der Anklageschrift, die «CBS News» vorliegt. Wie in der Luftfahrt üblich wollte der Kapitän daraufhin auf dem nächsten erreichbaren Flughafen landen. Copilot D. gefiel das nicht: Er zog kurzerhand seine Waffe. Er würde den Kapitän erschiessen, sollte dieser das Flugzeug umleiten.
Copilot durfte Waffe auf sich tragen
Warum der Copilot bewaffnet war? Im Rahmen des «Federal Flight Deck Officer»-Programms der US-Transportsicherheitsbehörde TSA war er dazu berechtigt, auf Inlandsflügen im Cockpit eine Waffe auf sich tragen. Das berichtet das Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Die Offiziere werden speziell ausgebildet und mit einer Waffe ausgerüstet, um das Cockpit gegen einen Entführungsversuch zu verteidigen.
In der Anklageschrift wird D. beschuldigt, «ein Mitglied der Flugzeugbesatzung angegriffen und eingeschüchtert zu haben ... und eine gefährliche Waffe benutzt zu haben, um das Besatzungsmitglied anzugreifen und einzuschüchtern.»
D. von Fluggesellschaft entlassen
Doch der bedrohte Kapitän konnte Schlimmeres verhindern. Wie CNN berichtet, konnte er den Copiloten vom Einsatz der Waffe abbringen und das Flugzeug sicher landen. Unklar ist, ob es sich dabei um den geplanten oder den Ausweichflughafen handelte.
Ein Sprecher der Transportsicherheitsbehörde bestätigte gegenüber «CBS News»: «Die TSA ist sich eines Vorfalls bewusst, in den ein Federal Flight Deck Officer verwickelt ist». D. sei vom Dienst suspendiert worden. Wegen der laufenden Ermittlungen könne man sich nicht weiter dazu äussern. Auch bei Delta Airlines ist D. nicht mehr beschäftigt, wie die Fluggesellschaft mehr als ein Jahr nach dem Zwischenfall mitteilt. (gs)
*Name bekannt