Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump (77) hat ein grosses Vorbild: Russlands Langzeitherrscher Wladimir Putin (71). Trump lobte den russischen Präsidenten als «Genie», «stark» und «ziemlich schlau». Und auch auf russischer Seite scheint die Liebe erwidert zu werden: Russland soll während des Wahlkampfs sogar Hacker darauf angesetzt haben, Trump im Netz im besten Licht erscheinen zu lassen. Wird Trump gewählt, könnte die Bromance der beiden den Lauf der Welt verändern. Eine Analyse.
Amerika hilft der EU? Nicht unter Trump!
Trumps Aussage schockierte die westliche Welt. «Nein, ich würde euch nicht beschützen», sagte er bei einer Veranstaltung zu den Präsidentschaftswahlen im Februar in South Carolina. Gemeint waren Nato-Staaten, die zu wenig in die eigene Verteidigung investieren. Trump: «Tatsächlich würde ich die Russen ermutigen, zu tun, was immer zur Hölle sie tun wollen. Ihr müsst bezahlen. Ihr müsst eure Rechnungen bezahlen.»
Falls Trump Ernst machen würde, wäre das ein riesiges Geschenk für Kremlchef Putin. Denn die USA sind die grösste militärische Macht in der Nato. Ohne die USA ist die Nato ein Rumpfteam. Nato-Experte Mauro Mantovani (60) von der ETH-Militärakademie sagte im Februar gegenüber Blick: «Die Nato-Staaten ohne die USA wären schwach und könnten eine russische Invasion allein nicht abschrecken.» Putin lacht sich bei diesem Ausblick ins Fäustchen.
Kritik an Putin? Fehlanzeige!
Der potenzielle nächste US-Präsident weigert sich, Putin zu kritisieren. Und das nicht nur im Kontext des Ukraine-Kriegs, der illegalen Annexion mehrerer ukrainischer Gebiete oder Putins offensichtlichem Wahlbetrug am Wochenende.
Auch der Tod von Kremlkritiker Alexei Nawalny (†47) vergangenen Monat bleibt beinahe unkommentiert. «Der plötzliche Tod von Alexei Nawalny hat mir mehr und mehr bewusst gemacht, was in unserem Land passiert», schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social und verglich sich selbst und seine Gerichtsfälle in bizarrer Weise mit Nawalnys Arbeit für die Freiheit.
Für Putin hat Trump nur freundliche Worte übrig – kein Wunder: Bereits während seiner Präsidentschaft haben sich Trump und Putin getroffen. Und sich augenscheinlich gut verstanden. Wenn Trump im November also erneut ins Weisse Haus Einzug hält, weiss die Welt, was passieren wird: Putin wird sich ins Fäustchen lachen.
Unterstützung für die Ukraine? Nicht mit Trump!
Schon jetzt, unter US-Präsident Joe Biden (81), hat die Ukraine-Hilfe im US-Kongress einen schweren Stand. Eine entsprechende Finanzierung von weiteren Waffenlieferungen ist im Kongress hängig. Allerdings wollen Biden und der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (70) «alles tun», um die Ukraine nicht im Stich zu lassen.
Anders sieht das wohl Trump. Laut dem ungarischen Premier Viktor Orbán (60), wolle Trump im Falle seiner Wiederwahl «keinen Pfennig» an die Ukraine geben. Und Trump selbst schrieb im Februar auf Truth Social: «Wir sollten nie mehr Geld geben, ohne die Hoffnung auf eine Rückzahlung oder ohne Bedingungen. Die USA sollten nicht länger dumm sein!»
Ohne militärische Unterstützung aus den USA werden der Ukraine bald die Munition und die Waffen ausgehen. Ohne Waffen und Munition wird die Ukraine sich nicht mehr ausreichend gegen Russland verteidigen können. Wenn sich die Ukraine nicht mehr ausreichend verteidigen kann, kommt Russland seinem Kriegsziel näher. Putin lacht sich bei diesem Ausblick ins Fäustchen.
Vertrauen in die USA? Vergiss es!
«Trump ist schockierend unwissend in Sachen Aussenpolitik», so Fiona Hill zum «Guardian». Sie ist Senior Fellow an der Brookings Institution und war Beamtin für nationale Sicherheit in den ersten beiden Jahren von Trumps Regierung. «Trump ist weniger eine Bedrohung für Russland, als vielmehr für die USA, wenn man sich seine Art des Regierens ansieht.»
Denn unter Trump würden Alliierte der USA bald aufhören, mit dem Land zusammenarbeiten zu wollen. Ein weiterer Experte meint: «Wir werden sehen, dass alte Verbündete kritische Informationen nicht weitergeben – und das aus gutem Grund. Sie werden den Austausch langsam einschränken, um den Zorn von Trump nicht zu provozieren, aber ihre Bedenken bezüglich des Quellenschutzes werden an erster Stelle stehen und alles andere überlagern. Die Informationen werden versiegen.» Putin lacht sich bei diesem Ausblick ins Fäustchen.