Waren fast ein Jahr mit dem Bau des Gebäudes beschäftigt
Ukrainischer Kommandant zwingt Soldaten zum Hausbau

Eigentlich hätte sich die ukrainische Einheit in Odessa um den Schutz vor russischen Angriffen kümmern sollen. Doch dies wurde vom stellvertretenden Bataillonskommandanten offenbar als zweitrangig angesehen. Viel lieber liess er seine Truppe ein Haus für sich bauen.
Publiziert: 19.08.2023 um 14:00 Uhr
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In Odessa soll ein stellvertretender Bataillonskommandant Soldaten für den Bau seines Hauses eingesetzt haben.
Foto: Twitter / @dbr_gov_ua

Seit Kriegsausbruch im Februar 2022 wurden die ukrainischen Streitkräfte bereits mehrfach von Korruptionsfällen erschüttert. Obwohl Präsident Wolodimir Selenski (45) den bestechlichen Beamten und Militärs schon oft den Kampf angesagt hat, scheint die Korruption weiterhin zu grassieren. 

Ein Fall, welcher kürzlich ans Tageslicht kam, hat es besonders in sich. In Odessa soll ein stellvertretender Bataillonskommandant die Soldaten für den Bau seines Hauses eingesetzt haben. Das Ganze soll sich ab August 2022 abgespielt haben.

Soldaten waren ein Jahr mit Hausbau beschäftigt

Statt sich um die Verteidigung und den Schutz des Landes zu kümmern, seien die Soldaten fast ein Jahr mit dem Bau des Gebäudes beschäftigt gewesen, wie das staatliche Ermittlungsbüro der Ukraine berichtet. 

Obwohl die kurzerhand zu Bauarbeitern umfunktionierten Militärangehörigen nicht auf dem Schlachtfeld kämpften, sollen sie in der Zeit den gleichen Lohn wie ihre Kollegen im aktiven Kriegseinsatz erhalten haben. Der ukrainischen Staatskasse entstand so demnach ein Verlust in Höhe von rund 2 Millionen Hrywnja, also etwa 50'000 Franken. 

Dem stellvertretenden Kommandanten drohen nun happige Konsequenzen. Ihm wurde mittlerweile eine Verdachtsanzeige wegen Amts- und Machtmissbrauchs ausgehändigt. Sollte er verurteilt werden, könnte er bis zu 12 Jahre hinter Gitter wandern. Die Staatsanwaltschaft Odessa soll den Fall übernommen haben.

112 Strafverfahren gegen korrupte Funktionäre eröffnet

Für Präsident Selenski hat der Kampf gegen die Korruption absolute Priorität, nicht zuletzt auch wegen der möglichen EU- und Nato-Beitritte. Erst vergangene Woche verkündete Selenski, dass die Ermittlungsbehörden 112 Strafverfahren gegen korrupte Funktionäre eröffnet hätten. In 9 der 25 ukrainischen Provinzen sollen sich diese bestochen lassen oder illegal bereichert haben. 

Für Aufsehen sorgte im Juli auch der Fall des Leiters des Rekrutierungsbüros von Odessa, Jewhen Borissow. Umgerechnet rund fünf Millionen Dollar soll sich dieser zugeschanzt haben, um sich damit mitten im Krieg eine Villa in Spanien zu finanzieren. (ced)

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