«Prigoschin ist nicht mehr in Belarus»
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Lukaschenko vor den Medien:«Prigoschin ist nicht mehr in Belarus»

Wagner-Chef und Putin dürften sich wohl bald versöhnen
Alles nur eine Prigoschin-Show?

Eben noch wurde er als Staatsfeind denunziert. Statt dass die angekündigte Verbannung ins Exil folgte, bewegt sich Wagner-Söldnerchef Jewgeni Prigoschin wie ein freier Mann in Russland. Alle Zeichen deuten auf eine Versöhnung mit Putin hin.
Publiziert: 07.07.2023 um 01:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2023 um 16:57 Uhr
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Eigentlich sollte der «abgesägte» Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin längst im Belarus-Exil sein.
Foto: KEYSTONE
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Offiziell ist er mit seinem Aufstand am 24. Juni in Ungnade gefallen. Doch der denunzierte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) genoss in Russland Rang und Namen. Wie auch neue Entwicklungen zeigen, wird der unbequeme Zeitgenosse wohl bald rehabilitiert. Prigoschin mag ein seltsamer Kauz sein, war aber auch mit der höchsten Ehre des Landes ausgezeichnet worden. Im Russland wird gemunkelt, dass sich die Landesführung und Prigoschin demnächst versöhnen.

In seiner Heimat ist er seit jeher als Enfant terrible bekannt, das sich um Protokoll und Konventionen schert. Bei Razzien in Häusern des Söldnerchefs wurden Perücken und Kunstbärte sichergestellt, mit denen sich Prigoschin selber auf Fotos zeigt. Weitere sonderliche Fundstücke? Eine von Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) geschenkte Glock-Pistole, ein Wandbild mit Geköpften, Geldbündel, Deckdokumente, ein Gebetsraum, eine Arztpraxis – sowie Prigoschins Militäruniform, auf der neben vielen Orden und Medaillen der Stern des Helden Russlands prangt.

Wohl kein Exil

Der Helden-Orden ist die höchste Auszeichnung und der höchste Ehrentitel, der in Russland vergeben wird. Ordenträger Prigoschin ist ein russischer Held. An seiner Wiedergutmachung wird derzeit offenbar emsig hinter den Kulissen gearbeitet. Hatte es nach seinem Putschversuch geheissen, Prigoschin werde ins Belarus-Exil verbannt, bleibt er ein freier Mann, der sich anscheinend ungehindert in Russland bewegt.

Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko (68) sagte am Donnerstag vor ausländischen Journalisten: «Was Prigoschin betrifft, so ist er in St. Petersburg. Er ist nicht in Belarus.» Er könne «mit Sicherheit» sagen, so Lukaschenko, dass Prigoschin auf freiem Fuss sei. «Ich habe gestern mit ihm telefoniert.» Dabei habe ihm Prigoschin gesagt: «Wir werden für das Wohl Russlands arbeiten und unsere Pflicht bis zum Ende erfüllen.»

Versöhnliche Kreml-Signale

Putin-Sprecher Dmitri Peskow (55) wich eben der Frage aus, wo denn Prigoschin sei, der ja eigentlich nach Belarus verbannt werden sollte. Der Kreml, so Peskow, folge Prigoschins «Schicksal» nicht und habe auch keine Zeit dafür. Und was vom Kreml am 24. Juni erst als «Meuterei» denunziert worden war, verharmloste der russische Aussenminister Sergej Lawrow (73) schon Ende Juni als «Durcheinander». Dies, während es an der Ukraine-Front harzt, wo Prigoschin wertvolle Kriegsdienste leistete.

«Putin und Prigoschin werden sich bald versöhnen», titelt die russische Kolumnistin Ljubow Stepushowa eine Analyse in der «Prawda», einer der ältesten noch existierenden russischen Tageszeitungen. Prigoschin führe immer wieder zu «Aufregung» in der russischen Gesellschaft. Die Führung des Landes und der «Rebell» würden sich bald versöhnen.

Prigoschin habe als Soldat bloss seine Pflicht getan, führt Stepushowa aus. Er und seine Kämpfer würden auch unter den russischen Streitkräften ein hohes Ansehen geniessen. Es sei auch keine Rebellion gegen Staatschef Wladimir Putin (70) gewesen.

Putin «nicht nachtragend»

«Es wäre unvernünftig, eine solche Kampfeinheit zu verlieren», folgert die prominente Autorin. Stepushowa prophezeit, dass Prigoschin bald «die Hauptrolle bei der Versöhnung» zukomme. Die Frage sei bloss, welchen Rang er in den russischen Streitkräften erhalte – oder welchen Titel im Verteidigungsministerium.

Dass sich Prigoschin und Putin ganz gut kennen und auch verstehen, deutete auch Lukaschenko am Donnerstag an. Als Caterer von Putin, dem Kreml und den russischen Streitkräften bewegte sich Prigoschin seit Jahrzehnten im innersten russischen Machtzirkel.

Lukaschenko: «Ich weiss nicht alles über die Beziehung zwischen Putin und Prigoschin und ich möchte auch nicht alles wissen. Putin kennt Prigoschin viel besser als ich», so der belarussische Präsident – und fügte hinzu: «Glauben Sie, dass Putin nachtragend ist und ihn morgen töten wird? Nein, das wird nicht passieren.»

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