Zum Jahreswechsel hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (39) dem südkoreanischen Nachbarn erneut mit einem Atomangriff gedroht. Kim befahl zudem der Armee seines Landes, aufzurüsten und sich auf einen Krieg vorzubereiten, der «jederzeit» auf der koreanischen Halbinsel ausbrechen könne, wie nordkoreanische Staatsmedien am Sonntag berichteten. Nordkorea plant demnach für 2024 den Start von drei weiteren Spionagesatelliten.
Kim äusserte sich den Angaben zufolge bei einem fünftägigen Parteitreffen, das am Samstag endete und auf dem die militärischen, politischen und wirtschaftlichen Ziele Nordkoreas für 2024 festgesteckt wurden. Der autoritär regierende Kim griff dabei erneut die USA scharf an: «Die Vereinigten Staaten, die seit langem die politische Instabilität auf der koreanischen Halbinsel verursacht und verschlimmert haben, bedrohen unser Land», sagte Kim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Sonntag.
Keine Aussöhnung mit Südkorea
Die nordkoreanischen Streitkräfte forderte Kim demnach auf, «überwältigende» Kapazitäten für eine «Kriegsantwort» aufrechtzuerhalten. Es sei «Fakt, dass ein Krieg jederzeit auf der koreanischen Halbinsel wegen des rücksichtslosen Vorgehens der Feinde, bei uns eine Invasion zu starten, ausbrechen kann.»
Bei dem Parteitreffen sagte Kim weiter, er strebe nicht mehr eine Aussöhnung und Wiedervereinigung mit Südkorea an. Dabei verwies er auf die andauernde unkontrollierbare Krise», die durch Seoul und Washington ausgelöst worden sei. Mit Blick auf die Armee sagte er den Angaben zufolge: «Wir müssen rasch auf eine mögliche atomare Krise antworten und unsere Vorbereitungen weiter beschleunigen, um das gesamte Gebiet Südkoreas zu befrieden, indem wir alle Mittel und Kräfte mobilisieren, darunter auch die Atomstreitkräfte, für den Notfall.»
Der Abschuss von weiteren Spionagesatelliten 2024 wurde bei der Jahresend-Parteisitzung zu einer der wichtigsten politischen Entscheidungen für das kommende Jahr erklärt, wie KCNA weiter meldete. Zudem sollen unbemannte Drohnen und elektronische Kriegsführungskapazitäten ausgebaut werden. Demnach sollen auch die Atom- und Raketen-Streitkräfte gestärkt werden.
Das diesjährige Parteitreffen fand zum Abschluss eines Jahres statt, in dem Nordkorea erfolgreich einen ersten Spionagesatelliten lanciert, seinen Status als Atommacht in der Verfassung verankert und seine bislang modernste ballistische Interkontinentalrakete gestartet hat.
«Jubelrufe» für Kim bei riesiger Silvesterfeier
Silvester feierte Kim dann mit Frau und Tochter in einem Riesen-Stadion in Pjöngjang. Zehntausende Menschen jubelten staatlichen nordkoreanischen Fernsehbildern zufolge der Herrscher-Familie zu, die der Aufführung einer Artistentruppe beiwohnte. Kims Frau klatschte ihrerseits und lächelte und Kim winkte der Menge zu. Einmal küsste er seine Tochter auf die Wange.
Zum Ende der Aufführung sei das ganze Stadion dann nochmals in «Jubelrufe» für Kim ausgebrochen, berichtete eine Moderatorin, während Aufnahmen von Menschen gezeigt wurden, die nordkoreanische Fahnen schwenkten.
Ablenkung von innenpolitischer Situation?
Der Machthaber des international weitgehend isolierten Landes hatte bereits vergangene Woche mit einem Atomwaffenangriff gedroht, sollte sein Land «mit Atomwaffen provoziert» werden. Die USA und Südkorea hatten kürzlich gewarnt, ein nuklearer Angriff Nordkoreas hätte das Ende der Führung in Pjöngjang zur Folge. Die USA hatten im Dezember ein atomgetriebenes U-Boot im südkoreanischen Hafen Busan stationiert. Zudem kamen US-Bomber in Übungen mit Südkorea und Japan zum Einsatz.
Der UN-Sicherheitsrat hat wegen des nordkoreanischen Atomwaffen- und Raketenprogramms zahlreiche Sanktionen gegen das Land verhängt. Korea-Experte Leif Easley, Professor an der Ewha Universität in Seoul, deutete die Aussagen von Kim mit dem Schwerpunkt auf militärische Kapazitäten auch so, dass dadurch von der schlechten Wirtschaftslage in dem Land abgelenkt werden solle. (AFP/ene)