Not-Krematorien stehen mitten auf der Strasse
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Corona-Tote in Indien:Not-Krematorien stehen mitten auf der Strasse

Während in Indien sogar Tier-Krematorien umfunktioniert werden müssen
Reiche fliehen vor Corona im Privatjet

Die Corona-Zahlen in Indien schiessen in die Höhe. Um die vielen Leichen überhaupt verbrennen zu können, werden Tier-Krematorien für Menschen genutzt und Not-Krematorien errichtet. Wer Geld hat, verlässt das Land.
Publiziert: 28.04.2021 um 20:52 Uhr
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Angehörige trauern an den Scheiterhaufen über einen Verstorbenen.
Foto: AFP

Fast 3000 Tote und über 360’000 Neuansteckungen an einem Tag, über 200’000 Tote insgesamt: Die Corona-Zahlen in Indien schiessen massiv in die Höhe. Vieles deutet darauf hin, dass sie nur die Spitze des Eisbergs sind.

Denn in Wirklichkeit dürften die Auswirkungen des wütenden Virus noch viel extremer sein. Recherchen indischer Zeitungen anhand der Einäscherungen ergaben, dass die tatsächliche Zahl der Toten doppelt bis fünfmal so hoch sein dürfte, was bis zu einer Million Toten entspräche.

Bei den offiziellen Zahlen werden nämlich nur jene Personen ausgewiesen, die im Spital sterben. Viele infizierte Menschen erliegen dem Virus aber zu Hause oder gar auf der Strasse. Ein Trend zur Verlangsamung der ansteigenden Kurve ist nicht in Sicht.

Not-Krematorien auf Parkplätzen

In Spitälern, so etwa in Ahmedabad, stapeln sich im Spital die Leichen. Verwandte holen sie laufend ab und transportieren sie zur Einäscherung oder zur Beerdigung. Überall brennen Scheiterhaufen rund um die Uhr, um die Toten verbrennen zu können. Menschenleichen werden auch in Tier-Krematorien und eigens errichteten Not-Krematorien in Parks, auf Parkplätzen und auf dem Land verbrannt.

Es fehlt an medizinischem Sauerstoff, Krankenhausbetten und antiviralen Medikamenten. Erkrankte werden von Krankenhäusern abgewiesen und ersticken teils davor.

Zehntausende Pfund für die Flucht

Die Welle wird mit grosser Sorglosigkeit in den vergangenen Wochen sowie mit der Virusmutante B.1.617 in Verbindung gebracht. Zudem haben in Indien bislang weniger als zehn Prozent der Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten – und das, obwohl Indien eigentlich als «Apotheke der Welt» bekannt ist und massenhaft Impfstoffe herstellt.

Besonders reiche Menschen verlassen jetzt Indien. Einige von ihnen zahlen laut Informationen der Londoner Times zehntausende Pfund, um Privatjets zu chartern und nach Grossbritannien zu fliehen. Alleine in der vergangenen Woche sollen mindestens acht Privatflugzeuge den Weg nach London aufgenommen haben.

Auch Prominente machten sich auf die Malediven aus dem Staub, während den Armen in ihrem Land der Sauerstoff ausgeht. Fans haben sich in den sozialen Medien an «unsensible» Bollywood-Stars gewandt und diese für ihre unbeschwerten Ferienfotos scharf kritisiert. (gf)

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