Seit dem Einfall Russlands in die Ukraine wenden sich immer mehr Nationen von Kriegsführer Wladimir Putin (69) ab. Ehemalige Freunde wie die Türkei wollen sich nicht mehr zu Russland bekennen, und sogar die Schweiz hat Sanktionen gegen den Riesenstaat verhängt. Es scheint, als stehe Putin allein da. Auf einen Freund in Europa kann er sich allerdings immer noch verlassen.
In Serbien gehen die Menschen nämlich für Russland auf die Strassen. Mit Russland-Flaggen und Porträts von Putin bewaffnet, zogen am Freitagabend zum Beispiel Tausende Serben durch die Strassen Belgrads und zeigten so ihre Unterstützung dem russischen Kriegsführer gegenüber, wie der «Spiegel» berichtet.
Auch der serbische Präsident Aleksandar Vucic (52) bekennt sich klar zu seinem russischen Amtskollegen. Den von der EU verhängten Sanktionen wollte er sich nicht anschliessen, was Serbiens Chancen auf den langersehnten EU-Beitritt stark verkleinern dürfte. Aber wieso halten die Serben so stark zu Russland?
Treuer Partner der Serben
Am dritten April stehen in Serbien Neuwahlen an, bei denen sich auch der jetzige Präsident Vucic zur Wiederwahl stellen wird. Der 52-Jährige muss seinem Wahlvolk bis dahin erklären, warum Serbien Russland trotz des Krieges in der Ukraine treu bleibt.
Der Grund: Russland stellte sich 1999 nämlich klar gegen die Bombardierung Serbiens durch die Nato. Dazu kommt, dass Russland der ehemals serbischen Provinz Kosovo die Anerkennung verweigert. Aber auch in der jüngeren Geschichte erwies sich Russland als treuer Partner Serbiens. Erst im November stellte Putin Vucic Gaslieferungen zum Vorzugspreis in Aussicht.
«Die Ukraine überfällt Russland»
Das Land steht in der Schuld Russlands. Und die regierungstreuen Medien in Serbien übernehmen daher auch die Propaganda vom grossen Bruder. Überschriften in serbischen Zeitungen wie «Die Ukraine überfällt Russland» dürften so einen massiven Einfluss auf die Bevölkerung in Serbien haben. Knapp zwei Drittel aller Serben gaben in einer Umfrage nämlich an, Putin in einem positiven Licht zu sehen.
Immerhin: Offiziell verurteilt Ministerpräsident Aleksandar Vucic (52) den Einmarsch. «Wir halten es für einen schweren Fehler, die territoriale Unversehrtheit eines Landes wie der Ukraine zu verletzen», sagte er am Freitagabend in Belgrad. Die breit unterstützten Sanktionen will er aber nicht mittragen. Serbien versucht einen Spagat hinzubekommen. (obf)