Auf einen Blick
- 2014: Jesidin als Elfjährige vom IS im Irak entführt
- Fawzia (21) nach 10 Jahren im Gazastreifen gerettet
- Ihr Peiniger wurde bei Luftangriff getötet
Eine von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) im Irak 2014 entführte Jesidin namens Fawzia ist israelischen Angaben zufolge aus dem Gazastreifen gerettet worden. Die Frau sei vor zehn Jahren als Elfjährige verschleppt und zuletzt von einem Palästinenser im Gazastreifen festgehalten worden, teilte der Leiter der Digitalabteilung des israelischen Aussenministeriums, David Saranga (60), auf X mit.
Sicherheitskräfte hätten die Jesidin gerettet. Sie sei inzwischen mit ihrer Familie wiedervereint worden. In israelische Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie die Frau nach ihrer Heimkehr ihre Angehörigen umarmt. Einer fehlt jedoch auf den Aufnahmen: ihr Vater. Er starb vor drei Monaten. Sein grösster Wunsch war es Berichten zufolge gewesen, seine Tochter noch vor seinem Tod wiederzusehen.
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«Durch mehrere Länder» transportiert
Das irakische Aussenministerium bestätigte die Befreiung der 21-Jährigen. Sie sei nach mehr als vier Monate andauernden Bemühungen und in enger Abstimmung mit den US-Botschaften in Bagdad und Amman sowie jordanischen Behörden befreit worden. Die Entführte sei vor ihrer Befreiung «durch mehrere Länder» transportiert worden. Weitere Details nannte das irakische Aussenministerium zunächst nicht.
«Fawzia musste im Laufe der Jahre eine grosse Tour durch den Mittleren Osten machen. Vom Irak, wo sie entführt wurde, wurde sie erst nach Syrien verschleppt, dann in die Türkei, wo sie ungefähr zwei Jahre war. Danach musste sie mit einem falschen Pass nach Kairo fliegen, da war sie immer noch minderjährig», sagt ihre Anwältin, Zemfira Dlovani, der «Bild».
Der Irak unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Irakern ist jeglicher Kontakt zu Israelis verboten. Laut israelischen Medien sollen komplizierte und langwierige diplomatische Prozeduren dazu geführt haben, dass die junge Frau den Gazastreifen verlassen und weiter in den Irak reisen konnte.
Viele Jesidinnen werden noch vermisst
Die israelische Zeitung «Jerusalem Post» hatte bereits im September über das Schicksal der Frau berichtet. Sie sei im syrischen Rakka zur Hochzeit mit einem palästinensischen IS-Kämpfer, der auch Verbindungen zur Hamas haben soll, gezwungen worden sein. Die Frau wurde demnach in den Jahren ihrer Gefangenschaft unter anderem sexuell misshandelt. «Mit diesem Mann hat Fawzia zwei Kinder. Irgendwann hatte er wohl keine Lust mehr auf sie und hat sie vor die Tür gesetzt, sie durfte auch die Kinder nicht mehr sehen», berichtet Dlovani. Sie klagt an: «Das hat die Gesellschaft in Gaza ganz offensichtlich mitgetragen. Es sind auch noch mehrere verschleppte jesidische Mädchen und Frauen dort.»
Fawzias Mann soll dem Bericht zufolge bereits tot sein. Ein Palästinenser, der die Jesidin im Haus der Familie ihres Mannes festgehalten habe, wurde demnach bei einem israelischen Luftangriff getötet. Die Jesidin habe sich daraufhin ein Handy besorgt und ihre Geschichte im Netz gepostet. Helfer hätten seitdem daran gearbeitet, ihre Ausreise zu organisieren. Dem Blatt zufolge soll die Frau zwei Kinder haben. Es war zunächst unklar, was aus beiden geworden ist.
Im August 2014 hatte der IS die Region Sindschar überfallen und Tausende jesidische Frauen gefangen genommen, um sie als Sex-Sklavinnen zu missbrauchen. Obwohl die irakische Regierung den Sieg über den IS verkündet hatte, gelten laut Aktivisten noch immer viele Frauen als vermisst.