Am Vorabend des Unabhängigkeitstags der Amerikaner droht am Mount Rushmore eine doppelte Katastrophe. Wenn Donald Trump (74) am heutigen Freitag seine geplante Massenveranstaltung mit Feuerwerk abhält, befürchtet man in der dürren Gegend nicht nur den Ausbruch eines Waldbrands, sondern auch viele Corona-Infektionen.
Es ist Trumps Wunsch seit Jahren, vor den gigantischen, in den Fels gehauenen Gesichtern von vier ehemaligen US-Präsidenten ein Feuerwerk steigen zu lassen. Er ignoriert dabei, dass da seit 2009 keine Raketen mehr gezündet wurden, aus Sorge vor Wald- und Buschbränden.
Der Mount Rushmore ist eines der bedeutendsten Denkmäler der USA. Jährlich besuchen über zwei Millionen Menschen den Gebirgszug Black Hills, in den die je rund 18 Meter hohen Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln eingemeisselt sind.
Kein Maskenobligatorium
Es sind rund 7500 Personen eingeladen, die per Los ausgewählt wurden. Zwar werden Schutzmasken verteilt, aber eine Tragpflicht besteht nicht. Auch Social Distancing ist nicht vorgeschrieben. Viele Trump-Anhänger halten, wie man an der Wahlkampfveranstaltung in Tulsa sehen konnte, nichts von Corona-Massnahmen. Auch Trump selber hat sich schon lächerlich über Masken gemacht.
Inzwischen zählen die USA gegen drei Millionen Infizierte und 131’000 Tote. Mit 6900 Infizierten und weniger als hundert Toten blieb South Dakota, wo sich Mount Rushmore befindet, vom Virus relativ verschont. Ein Grossanlass, wie ihn Trump am Freitagabend vor dem 4. Juli durchboxen will, ist allerdings bester Nährboden für die Verbreitung.
Feuerwerke andernorts abgesagt
Feuerwerk gehört zum «Independence Day», dem Nationalfeiertag der USA, dazu. Normalerweise wird dieser patriotischste aller Feiertage des Landes, der auf die Unabhängigkeitserklärung 1776 zurückgeht, traditionell in den Farben der blau-weiss-roten Nationalflagge, mit grossen Grillpartys und riesigem Feuerwerksspektakel begangen.
Angesichts steigender Coronavirus-Neuinfektionen in weiten Teilen des Landes sind solche Veranstaltungen aber vielerorts abgesagt worden, beispielsweise in Los Angeles. Das Grossfeuerwerk in New York wurde auf mehrere Tage verteilt, um zu verhindern, dass wie sonst üblich Zehntausende an den Flussufern der Stadt gemeinsam das Spektakel anschauen.
Kritik aus den eigenen Reihen
Trumps Trotz-Politik zu Corona stösst immer mehr auch in den eigenen Reihen auf Widerstand. Selbst der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell (78), sagte, es dürfe kein «Stigma» geben für Menschen, die Masken tragen. Die Kongressabgeordnete Liz Cheney (53) verkündete: «Echte Männer tragen Maske».
Was kümmerts den Präsidenten? Für allfällige Wald- und Buschbrände steht schliesslich ein Grossaufgebot der Feuerwehr bereit. Gegen die Ausbreitung von Corona ist allerdings auch die machtlos. (gf)