Von Masken hielt Trump (74) lange nichts. Demonstrativ verzichtete er in der Öffentlichkeit auf einen Mund-Nasen-Schutz. Die Maske verweigerte er sogar dann noch, als im Mai eine Maskenpflicht für alle öffentlichen Bereiche des Weissen Hauses eingeführt wurde. Seine Begründung: «Ich komme niemandem so nahe!»
Urplötzlich aber klingt das völlig anders. «Ich bin für Masken!», sagte Trump am Mittwoch dem Sender Fox. «Auf jeden Fall» würde er eine Maske tragen, wenn er auf engem Raum mit anderen Menschen zusammen sei, behauptete er. Und er habe natürlich auch «kein Problem» damit, eine solche auch in der Öffentlichkeit zu tragen.
Woher kommt die Kehrtwende?
Der Druck auf die Regierung steigt. In den meisten Bundesstaaten – insbesondere jene mit frühen Lockerungen – steigen die Corona-Zahlen massiv. Allein am Mittwoch meldeten die USA mehr als 51'000 neue Fälle. US-Chef-Virologe Anthony Fauci (79) befürchtet bald sogar die doppelte Anzahl pro Tag.
Das macht die USA auch fürs Ausland zum Risiko: Die Grenze nach Europa etwa bleibt für Amerikaner erst mal dicht. Trumps führender Corona-Experte Fauci sagte bei seiner Senatsanhörung am Dienstag: «Ich bin nicht zufrieden damit, was passiert. Wie gehen in die falsche Richtung.» Deutlicher gehts kaum.
Aber nicht nur Fauci bläst Trump nun den Marsch. Am Dienstag befürwortete sogar Trumps Lieblingssendung «Fox & Friends» die Schutzmaske. «Ich denke, wenn der Präsident eine tragen würde, würde er damit einfach ein gutes Beispiel geben. Er wäre ein gutes Vorbild. Ich sehe keinen Nachteil darin, wenn der Präsident in der Öffentlichkeit eine Maske trägt», sagte Co-Moderator Steve Doocy in einem Interview mit Ronna McDaniel, der Vorsitzenden des republikanischen Nationalkomitees.
Wo irrte Trump noch?
Zeit für die irrsten Aussagen des US-Präsidenten in der Corona-Krise:
1. Er wollte Desinfektionsmittel injizieren
Diesen Vorschlag machte Trump mehrfach auf einer Pressekonferenz Ende April. Später behauptete er, er habe das «sarkastisch» gemeint.
2. Er behauptete, das Malaria-Medikament Hydroxychloroquine gegen das Coronavirus zu nehmen
«Ich nehme es seit anderthalb Wochen und bin immer noch da», sagte er Mitte Mai. Die gefährliche Behauptung führte zu Nachahmern – und Todesfällen.
3. Er behauptete, es gäbe auch eine Aids-Impfung
So lobte Trump die Wissenschaft im Juni. Nach wie vor gibt es aber keine Impfung gegen die Immunschwäche Aids.
4. Er glaubt, das Coronavirus werde einfach verschwinden
Seit Beginn der Pandemie sagt Trump immer wieder, das Virus werde «einfach verschwinden» – zuletzt am Mittwoch in einem Interview mit Fox. Belege dafür gibt es bislang jedoch nicht.
5. Er hält das Coronavirus für eine Grippe (oder harmloser)
Bis heute verharmlost er die Erkrankung Covid-19 als «Kung Flu», obwohl Studien längst gezeigt haben, dass das Virus bei ungehemmter Ausbreitung potenziell tödlicher ist als eine Grippe.
6. Er wollte die Wirtschaft bis Ostern wieder öffnen
Das sei das Ziel, erklärte Trump Ende März. Daraus wurde bekanntlich nirgends auf der Welt etwas. Länder wie etwa Serbien, die zu früh lockerten, kämpfen mit steigenden Fallzahlen – und müssen teilweise wieder lokale Lockdowns einführen.
7. Er versprach Corona-Tests für alle
Und zwar bereits am 7. März. Doch noch immer gibt es in den USA nicht genügend Tests für alle. Zudem äusserte sich sein Krisenteam besorgt, weil bei der «Black Lives Matter»-Protestwelle im Juni offenbar auch zahlreiche Testzentren zerstört wurden.
8. Die USA wären das «bestvorbereitete» Land gewesen
Kein Land war ausreichend auf das neuartige Coronavirus vorbereitet. Die USA kostete Trumps Zick-Zack-Kurs jedoch wertvolle Zeit – zudem ist die Situation immer noch nicht unter Kontrolle.
9. Er versprach eine schnelle Impfung
Bislang hat nur das chinesische Militär einen ersten Impfstoff zugelassen. Dieser ist zudem wegen seiner Nebenwirkungen umstritten.
10. Wegen der Wirtschaftslage gibt es mehr Suizide als Corona-Tote
Das behauptete Trump, um die Wirtschaft schnell wieder öffnen zu können. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Das Weisse Haus schätzt, dass es bis zu 240'000 Corona-Tote geben könnten – schon jetzt sind es mehr als 130'000 Tote. Andere Schätzungen vermuten sogar: Es könnten mehr als eine Million Tote sein. Zum Vergleich: 2017 starben 47'000 Menschen in den USA durch Suizid.