Donald Trump (77) ist wie eine Zwiebel – vielschichtig. Das wird in der aktuellen Zeit so deutlich wie nie: Während seinem Gerichtsprozess, an seinen Wahlkampfveranstaltungen und in Interviews mit grossen Publikationen wie dem Magazin «Time» stellt er drei völlig unterschiedliche Charaktere zur Schau. Blick hat sie für dich aufgeschlüsselt.
Freundlich: Der unentschlossene Entertainer
Der Schweigegeld-Prozess rund um die Pornodarstellerin Stormy Daniels (45) ist eine lebhafte Erinnerung an die schäbige und zeitgleich schillernde Welt der Pornostars und Playboy-Models, in der Trump lebte. Damals, als er als Unternehmer und Star seiner eigenen Fernsehserie «The Apprentice» durch Manhattan tingelte und sein Image Tag und Nacht in den Boulevardblättern verbreitete. Reality-TV, Immobilien, Frauen: Donald Trump lebte so, wie man das von einem amerikanischen Klischee-Millionär erwartet.
Lange hat er sich nicht für Politik interessiert. Trump liess sich 1987 als Republikaner registrieren, wurde 1999 Mitglied der Independence Party, dem New Yorker Landesverband der Reform Party. 2001 wurde er Demokrat (!), 2009 wieder Republikaner. 2011 galt er als parteilos, bevor er sich 2012 wieder als Republikaner registrierte. Diese Unentschlossenheit war ein Vorbote für das, was bis heute gilt: Trump bleibt niemandem und nichts treu, nicht einmal sich selbst.
Chaotisch: Der anarchische Versprechensbrecher
Mit seinem Einstieg in die Politik wandelte sich auch Trumps Image: vom Playboy zum treuen Familienvater und Ehemann. Vom geldgierigen Millionär, dessen Kirche die Börse ist, zum frommen Christen. Vom zeitweise politisch Verwirrten, zum radikalen Republikaner. Trump ist ein charakterliches und politisches Chamäleon.
Nur: Geschönte Wahrheiten haben kurze Beine, wie sich während seiner ersten Präsidentschaft von 2017 bis 2021 zeigt. Von seinen vielen und vielschichtigen Wahlversprechen hat er nur einen Bruchteil erfüllt. Er hat keine Mauer an der Grenze zu Mexiko gebaut, die USA sitzen weiter auf einem riesigen Schuldenberg und seine Vision von «Waffen überall» konnte er nicht umsetzen. Wie sagt man so schön? Grosse Klappe, nichts dahinter.
Mehr exklusive News zu Donald Trump
Was er in seiner – mindestens zu Beginn – recht chaotischen Zeit im Weissen Haus (zu Teilen) geschafft hat: Er konnte Steuern senken, die Gewichte im Supreme Court ändern und einige im Ausland stationierte Truppen zurück in die USA holen – auch weil er während seiner Präsidentschaft keinen Krieg begann.
Und auch sein Kern-Versprechen, Amerika wieder grossartig zu machen, blieb grösstenteils auf der Strecke. Dagegen ist es ihm gelungen, auch durch seine unstete Art, die Polarisierung im Land weiter zu verschärfen.
Grimmig: Der imperiale Herrscher
Was uns zur alles entscheidenden Frage bringt: Wer wäre Trump, wenn er im November 2024 wieder zum US-Präsidenten gewählt wird? Für einige ist klar: Das dritte Gesicht Trumps ist das eines Diktators. Tatsächlich teilte Trump Pläne einer «imperialen Präsidentschaft». Aktuell gibt Trump zwar noch den Lustigen, Barmherzigen. An Wahlkampfveranstaltungen witzelt er mit seinem Publikum und grinst breiter als ein Honigkuchenpferd. Doch immer wieder lässt er durchblicken, was auf die USA zukommt, wenn er seinen Willen bekommt.
In einer zweiten Amtszeit, so Trump gegenüber «Time», würde er mehr als 11 Millionen Migranten abschieben und dabei das Militär und gar Internierungslager einsetzen. Ausserdem will er es US-Bundesstaaten erlauben, die Schwangerschaften von Frauen zu überwachen und Verstösse gegen ihre teils radikalen Abtreibungsgesetze strafrechtlich zu verfolgen. Trump erwägt zudem, die Aufständischen zu begnadigen, die am 6. Januar 2021 ins Kapitol eingebrochen sind.
Welches Gesicht – sein freundliches, sein chaotisches oder sein grimmiges – Trump bei einer zweiten Präsidentschaft zeigen wird, ist derzeit unklar. Was aber klar ist: Trump ist kein Überzeugungstäter, sondern Opportunist.