Das Wichtigste im Überblick
- Tim Walz und J. D. Vance lieferten sich das erste und wohl einzige TV-Duell.
- Behandelt wurden unter anderem die Themen Nahost, Migration und Klimawandel.
- Weil sich die Kandidaten ins Wort fielen, unterbrachen die Moderatorinnen die Mikrofone.
- Die Debatte fand ohne Publikum statt.
Moderatorinnen unterbrechen Mikrofone
Beim Thema Immigration wird die Debatte hitzig. J. D. Vance kommt auf «illegale Einwanderer» in Springfield im Bundesstaat Ohio zu sprechen. Daraufhin unterziehen die Moderatorinnen Norah O'Donnell und Margaret Brennan seine Aussage einem Faktencheck – obwohl das in den Debattenregeln nicht vorgesehen ist. Viele der Immigranten aus Haiti in Springfield hätten tatsächlich eine temporäre Aufenthaltsbewilligung, so die Moderatorinnen.
Vance fällt ihnen ins Wort und besteht darauf, dass Faktenchecks in der Debatte nicht vorgesehen seien. Er wolle erklären, was in Springfield «wirklich» passiere. Daraufhin unterbricht Walz Vance – und die beiden Debattenteilnehmer reden gleichzeitig drauflos, während die Moderatorinnen versuchen, Ordnung in die Diskussion zu bringen. Als Vance und Walz nicht aufhören, unterbrechen die Moderatorinnen beide Mikrofone.
Drei Dinge, die man über die Debatte wissen muss
Blick-Ausland-Reporter Samuel Schumacher hebt drei Punkte hervor, die man über die einzige Debatte der US-Vizepräsidentschaftskandidaten vor den Wahlen im November wissen sollte. Mehr dazu erfährst du in seiner Analyse.
Vance hat das letzte Wort
Tim Walz nutzt seine abschliessenden Worte bei der Debatte, um die Unterstützer der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zu loben: «Ich bin genauso überrascht wie jeder andere von dieser Koalition, die Kamala Harris aufgebaut hat, von Bernie Sanders über Dick Cheney bis hin zu Taylor Swift.»
Die Koalition, so betont er, stehe für den Optimismus, dass «unsere Politik besser sein kann, als sie ist,» und dass «Freiheit wirklich etwas bedeutet». «Nicht die Freiheit der Regierung, in deinem Schlafzimmer oder Prüfungszimmer zu sein, sondern die Freiheit für dich, Entscheidungen über dich selbst zu treffen», fügt Walz hinzu.
J. D. Vance hat das letzte Wort. Das wurde per virtuellem Münzwurf im Vorfeld so entschieden. Kamala Harris habe während des Präsidentschaftswahlkampfes viele Versprechungen darüber gemacht, was sie «am ersten Tag» als Präsidentin tun werde. «Sie ist seit dreieinhalb Jahren die Vizepräsidentin. Der erste Tag ist 1400 Tage her, und ihre Politik hat diese Probleme noch verschlimmert», sagt Vance. «Wir brauchen Veränderung, wir brauchen eine neue Richtung, wir brauchen einen Präsidenten, der das schon einmal gemacht hat – und zwar gut. Bitte wählen Sie Donald Trump.»
«Schwachkopf»: Walz muss Aussage zu China-Reise korrigieren
Der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz muss frühere Aussagen korrigieren, während der tödlichen Proteste auf dem Tienanmen-Platz im Frühjahr 1989 in China in Hongkong gewesen zu sein. Gemäss Medienberichten reiste er erst im August desselben Jahres nach China.
«Ich kam zurück nach Hause und startete ein Programm, um junge Menschen dorthin zu bringen. Wir nahmen Basketballteams, Baseballteams und Tänzer mit und reisten immer wieder nach China.» Die Reisen hätten dazu gedient, etwas zu lernen. «Sehen Sie, meine Gemeinde weiss, wer ich bin.» Die Leute hätten gesehen, wo er stehe. Aber er sei «manchmal ein Schwachkopf», sagt Walz.
Walz fordert striktere Waffenregeln
Der Demokrat Tim Walz teilt in der TV-Debatte eine dramatische private Erinnerung zum Thema Waffenbesitz. Sein 17-jähriger Sohn habe einst bei einem Volleyballspiel miterlebt, wie Schüsse gefallen seien. Er sei selbst Jäger und besitze Waffen, sagte Walz. Aber es sei notwendig, die Waffengewalt in den USA mit strikteren Regeln einzudämmen.
Vance fordert, man müsse die Sicherheitsmassnahmen in Schulen verschärfen. Walz wendet sich an die Zuschauer: «Wollen Sie, dass Ihre Schule wie ein Fort gesichert wird?» Er verweist als Beispiel auf Finnland, wo es bei hohem Waffenbesitz wenige Waffendelikte gebe. Vance entgegnet, in den USA gebe es mehr Menschen mit psychischen Problemen als in Finnland.
«Wir sind für die Frauen»
Der demokratische US-Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz wirft den Republikanern vor, sich in der Debatte über das Recht auf Abtreibung in das Privatleben von Frauen einzumischen. «Kümmert euch einfach um eure eigenen Angelegenheiten», sagt Walz. Frauen und Mediziner wüssten am besten, welche Gesundheitsfürsorge die richtige sei. «Wir sind für die Frauen. Wir sind für die Freiheit, eine eigene Entscheidung zu treffen.»
Über Vance und den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sagt Walz: «Diese Typen versuchen immer wieder, den Frauen etwas vorzuschreiben oder sich einzumischen.»
Seit der Oberste Gerichtshof mit seiner rechtskonservativen Mehrheit das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat, ist in den USA ein rechtlicher Flickenteppich mit teils sehr restriktiven Vorgaben bis hin zu Verboten entstanden. Die Demokraten werben dafür, das generelle Recht auf Abtreibung wiederherzustellen. Die Republikaner hingegen wollen, dass das Thema Sache der Bundesstaaten bleibt.
Vance: «Habe mich in Bezug auf Trump geirrt»
Der republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance gibt an, mit seiner einst harschen Kritik am damaligen US-Präsidenten Donald Trump falsch gelegen zu haben. «Ich habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt», sagt Vance im TV-Duell. Er habe Geschichten geglaubt, die Trumps politische Bilanz falsch dargestellt hätten, sagt Vance. Trump habe «geliefert». «Wenn man etwas missverstanden hat und seine Meinung ändert, dann sollte man dem amerikanischen Volk gegenüber ehrlich sein.»
Zu Beginn von Trumps Präsidentschaft war Vance ein ausgesprochener Kritiker, bezeichnete den Republikaner als «gefährlich». Von dieser Meinung distanzierte er sich allerdings, als er sechs Jahre später selbst ins politische Scheinwerferlicht trat – und dafür auch Trump als Unterstützer umwarb.
Vance wirft Kamala Harris Versagen in Grenzpolitik vor
Der republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance macht die amtierende Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris (59), für die Krise an der Grenze im Süden der USA verantwortlich. «Wir haben eine historische Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen», sagt Vance. Mit ihrer Politik habe sie auch dafür gesorgt, dass Rekordmengen des Opioids Fentanyl in Land gekommen seien.
Vance: Kohlenstoffemissionen nicht Hauptverursacher des Klimawandels
Die Moderatorinnen kommen auf den Klimawandel und den verheerenden Hurrikan Helene in den USA zu sprechen. J. D. Vance drückt sein Mitgefühl für die Opfer des jüngsten Sturms aus.
«Viele Menschen sind zu Recht besorgt über diese verrückten Wettermuster», sagt Vance. Doch Kohlenstoffemissionen seien nicht der Hauptverursacher des Klimawandels. Eine Lösung sei es, die Produktion und die Energieerzeugung in den USA zu steigern. Vance erklärt, er und Donald Trump würden saubere Luft und sauberes Wasser unterstützen.
Walz verweist unter anderem darauf, dass die Regierung von Joe Biden (81) und Kamala Harris (59) auch die Produktion erneuerbarer Energie ausgebaut habe, um zukunftsfest zu sein. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump habe hingegen den Klimawandel geleugnet.
Erstes Thema: Naher Osten
Das Moderationsteam weist auf die steigenden Spannungen im Nahen Osten hin und will von beiden Kandidaten wissen, ob sie einen Präventivschlag Israels gegen den Iran unterstützten würden. Tim Walz kommt als Erster zu Wort. Es sei «grundlegend», dass die USA Israel bei der Befreiung der Geiseln unterstützen.
Die Frage der Moderatorinnen beantwortet er nicht. Dann geht er dazu über, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump (78) anzugreifen: «Es kommt auf eine solide Führung an», sagt Walz. Ein fast 80 Jahre alter Trump, der sich um die Grösse seines Publikums bei Wahlkampfveranstaltungen sorge, sei nicht die Person, die in diesem Moment gebraucht werde. «Donald Trump ist wankelmütig», so Walz. «Er wird sich demjenigen zuwenden, der ihm am meisten schmeichelt oder wo es für ihn Sinn macht.»
Vance entgegnet, der Republikaner habe während seiner Amtszeit «tatsächlich für Stabilität in der Welt gesorgt, und zwar durch eine wirksame Abschreckung». Vance sagt zur Frage betreffend eines Präventivschlags, es sei an Israel zu entscheiden, was die beste Strategie für das Land sei.
Handshake vor Debatte
Die Vizekandidaten im US-Präsidentschaftswahlkampf sind im Studio von CBS News angekommen und haben bereits ihre Plätze eingenommen. Die Kontrahenten geben sich vor der Debatte kurz die Hände.
Am 5. November treten die Demokratin Kamala Harris (59) und ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump (78) bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander an. Am Mittwochmorgen findet das TV-Duell zwischen den Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz (60) und J. D. Vance (40) statt. Das bietet beiden eine wichtige Gelegenheit, die Wählerinnen und Wähler insbesondere in den umkämpften sogenannten Swing States von sich und den Präsidentschaftskandidaten zu überzeugen. Ein Überblick zur bevorstehenden Debatte:
Mehr zu den Vizepräsidentschaftskandidaten:
Wer richtet das TV-Duell der Vizekandidaten aus?
Die Debatte wird in New York im US-Sender CBS News zu sehen sein. Die Journalistinnen Norah O'Donnell und Margaret Brennan werden die Fragen stellen.
Was sind die Regeln?
Es gibt keine Eröffnungsstatements oder ein Live-Publikum. Die Kandidaten dürfen keine vorgefertigten Notizen verwenden, erhalten aber einen Stift, Papier und Wasser. Sie haben jeweils zwei Minuten Zeit, um eine Frage zu beantworten, gefolgt von zwei Minuten für eine Antwort des Gegners und einer einminütigen Replik. Die Debatte dauert 90 Minuten, inklusive von zwei vierminütigen Pausen. Während dieser Pausen ist es den Mitarbeitern von Walz und Vance nicht gestattet, mit den Kandidaten zu interagieren. Ein Faktencheck durch die Moderatorinnen ist nicht vorgesehen. Das Schlusswort hat Vance – entschieden wurde dies per Münzwurf.
Gibt es Besonderheiten hinsichtlich der Technik?
Die Mikrofone der Kandidaten sind während der gesamten Debatte eingeschaltet, können jedoch bei Bedarf von CBS stummgeschaltet werden. Ein Countdown-Zähler zeigt die verbleibende Redezeit an.
Welche Themen könnten in der Debatte eine Rolle spielen?
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes – und damit wohl auch beim Duell – stehen besonders die Themen Migration, Abtreibung und Wirtschaft. Die Republikaner um Trump und Vance werfen den Demokraten eine verfehlte Politik an der Südgrenze zu Mexiko vor. Beim Thema Abtreibung fordern die Demokraten, das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbrüche wiederherzustellen, während die Republikaner die Entscheidung den Bundesstaaten überlassen wollen. In der Wirtschaftspolitik machen die Republikaner die Regierung unter US-Präsident Joe Biden und dessen Stellvertreterin Harris für hohe Lebenshaltungskosten verantwortlich. Harris und Walz werben ihrerseits für Investitionen, etwa in den Klimaschutz, die Stärkung von Arbeitnehmerrechten und eine höhere Besteuerung von Wohlhabenden.
Wird es persönliche Angriffe geben?
Gut möglich. Im bisherigen Wahlkampf hinterfragte Vance etwa Walz' militärischen Werdegang, während dieser den Republikaner als «seltsam» bezeichnete und seine Nähe zu Milliardären kritisierte. Walz, der bei der Nationalgarde diente, ist ein ehemaliger Lehrer und aktueller Gouverneur von Minnesota und präsentiert sich als bodenständiger Vertreter des Mittleren Westens. Vance, der erst seit Kurzem im Senat seinen Heimatstaat Ohio vertritt, wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, machte nach dem Militär und einem Yale-Abschluss Karriere im Finanzsektor und wurde durch seine Memoiren «Hillbilly-Elegie» bekannt. Beide werden versuchen, ihre Biografien für Angriffe und Verteidigungen zu nutzen.