«Sie haben uns den Wölfen vorgeworfen»
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Katastrophales Wetter:«Sie haben uns den Wölfen vorgeworfen»

Provokativer und tief religiöser Start in die zweite Amtszeit
«Die Zukunft sieht gut aus – dank Donald Trump»

In der Capitol One Arena in Washington trafen sich die Trump-Fans zur Amtseinführung ihres neuen Präsidenten. Es überraschte der religiöse Rahmen der Feier: Trump soll das Land nun aus dem Tal der Tränen führen.
Publiziert: 00:02 Uhr
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In der Capitol One Arena feierten rund 22'000 Trump-Fans die Amtseinführung ihres Präsidenten.
Foto: Daniel Jung

Auf einen Blick

  • Trump-Fans feiern Amtseinführung in Sportarena. Religiöse Inszenierung prägt Zeremonie
  • Gebete und Lobpreisungen für Trump als Retter der Nation
  • 22'000 Unterstützer versammeln sich in der Capitol One Arena
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Daniel JungRedaktor News

Es ist 11.30 Uhr (Ortszeit) in der Capitol One Arena, dem Eishockey- und Basketballstadion von Washington D.C. – Amerikas Hauptstadt. Im Stadion, das rund 1500 Meter vom Kapitol entfernt liegt, haben sich rund 22'000 Unterstützer von Donald Trump versammelt. Auf den grossen Bildschirmen läuft die Live-Übertragung aus dem Kapitol, wo Trump seinen Amtseid ablegt. 

Und wie es sich für eine Sportarena gehört, wird lautstark gejubelt und gebuht: Taucht Elon Musk (53), ein konservativer Richter des Obersten Gerichtshofs oder ein Mitglied der Trump-Familie auf dem Bildschirm auf, so wird applaudiert. Erscheinen dagegen Kamala Harris (60) oder Barack Obama (63), dann wird lautstark gebuht. Uneinig sind sich die Anwesenden bei George W. Bush (78), dem früheren republikanischen Präsidenten. Bei Hillary Clinton ertönen vereinzelte «Lock her up!»-Rufe («Werft sie ins Gefängnis!»).

Buh-Rufe für Biden

Die lauteste Verachtung erhält allerdings Joe Biden (82), der abtretende Präsident. Hier sind sich die anwesenden Trump-Fans einig: Joe Biden hat das Land in den letzten vier Jahren in eine Krise geführt. Donald Trump (78) muss das verirrte Volk nun aus der Wüste führen. 

Die Sportarena passt zu Trump, weil er gleich in seiner Antrittsrede die Boxhandschuhe auspackt: Die Vorgängerregierung habe keine Probleme bewältigen können, habe die eigenen Bürger nicht geschützt, sie habe die Gesundheitsversorgung und das Schulsystem geschwächt. Doch nun, so Trump, beginne ein neues goldenes Zeitalter der USA. Und er sagt auch: «Wir werden unseren Gott nicht vergessen», was in der Arena frenetisch bejubelt wird. 

Während der Zeremonie wird fünfmal gebetet – dies wortstark und zum Teil überraschend politisch. So sagt etwa Franklin Graham (72), Sohn des bekannten Pastors Billy Graham, an Joe Biden gerichtet: «Herr Präsident, in den letzten vier Jahren gab es Zeiten, von denen Sie sicher dachten, dass sie ziemlich dunkel waren. Aber sehen Sie, was Gott getan hat. Wir preisen ihn und geben ihm die Ehre!» Dass Biden die Wahl Trumps als Geschenk Gottes ansehen soll, ist allerdings ziemlich viel verlangt. 

Träumen wie Martin Luther King

Pastor Lorenzo Sewell aus Detroit zitiert in seinem Gebet aus Martin Luther Kings «I have a dream»-Rede – und münzt einiges auf Trump: Dieser sei dafür verantwortlich, dass die Amerikaner nun wieder träumen könnten. Auch bringe er sie dem Ziel näher, dass Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden. 

In der Halle jedenfalls wirkt der religiöse Rahmen der Feier enorm: Die Menschen heben bei den Gebeten ihre Arme und singen bei «Glory, glory, Hallejujah» mit. 

Doch passt die christliche Inszenierung zu Trump? «Er hat einen starken Glauben», sagt Alicia Rosales (51), Bibliothekarin und Lokalpolitikerin aus Venus, Texas. Sie erinnert an die Attentatsversuche und ist überzeugt, dass Trump nicht ohne Grund «gerettet» worden sei. Viele Politiker würden der Religion keine grosse Bedeutung beimessen, bei Trump sei dies anders. «Unsere Gründerväter haben diese Nation auf Gott aufgebaut», sagt sie. «Und dahin gehen wir jetzt zurück.»

Hochzeitsantrag in der Warteschlange

Der Glaube hält die Trump-Fans warm – so offenbar das Motto. Um überhaupt in die Halle zu kommen, hatten einige schon die Nacht vor der Halle verbracht. Schon vor 6 Uhr hatte sich wieder eine riesige Schlange um die Arena gebildet. Die Warteräume waren – im Gegensatz zur Rally vom Vortag – aber gut organisiert. Die Temperaturen waren mit –6 Grad Celsius aber nochmals tiefer. 

Die Wartezeit zur grossen Zeremonie nutzte Ryan Workman (34), um seiner Freundin Anne Kaufman (32) einen Hochzeitsantrag zu machen. Warum gerade hier, in der Schlange vor einer Sportarena? «Die Zukunft sieht gut aus für die Vereinigten Staaten von Amerika und die ganze Welt, weil Donald J. Trump der 47. Präsident wird», sagt Workman mit viel Überzeugung. Seine Freundin sagte Ja.

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