Man sieht es US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (77) an: Was Pornodarstellerin Stormy Daniels (45) über ihn zu sagen hat, passt ihm gar nicht in den Kram. Sie erzählt am 13. Tag des Schweigegeld-Prozesses von Sex mit ihm – und könnte damit seine Reputation ordentlich beschädigen. Doch welchen Einfluss hat sie auf den ehemaligen und vielleicht zukünftigen US-Präsidenten? Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.
Stormy Daniels trifft ins Schwarze
Er versprach ihr ein Abendessen – aber sie assen nicht zu Abend. Er sagte ihr, sie erinnere ihn an seine Tochter – dann zog er sich bis auf seine Boxershorts und ein T-Shirt aus. Er sagte, er könne ihrer Karriere mit einem Platz in seiner Fernsehshow helfen – dann schimpfte er mit ihr: «Ich dachte, du meinst es ernst», als sie versuchte, zu gehen. Was Daniels am Dienstag der Jury über Trump erzählte, ist düster.
Daniels hat Trump nie etwas anderes als Bestechung vorgeworfen. Sie sagt klipp und klar, dass der Sex, den sie 2006 in seiner Hotelsuite in Lake Tahoe mit ihm gehabt haben will, einvernehmlich war, wenn auch «ungeniessbar». Und trotzdem erwischen ihre Erzählungen Donald Trump eiskalt. Regelmässig verzieht er sein Gesicht, flucht leise. Man merkt ihm an, dass er sich unwohl fühlt.
Es ist schwer zu sagen, wie die Geschworenen die Aussage von Daniels verarbeiten werden, aber zumindest hat sie etwas geschafft, was nur wenige andere geschafft haben: Sie hat Trump eins ausgewischt.
Die Staatsanwaltschaft ist ein Risiko eingegangen
Gleichzeitig birgt die Aussage von Daniels echte Risiken für die Staatsanwaltschaft. Sie erzählt ihre Trump-Geschichte nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt, und manche Details werden dadurch schwammig. Das eröffnet den Anwälten Trumps die Möglichkeit, Daniels' Gedächtnis oder, schlimmer noch, ihre Ehrlichkeit infrage zu stellen.
Im Laufe des Tages wurde ihre Aussage sogar immer umstrittener innerhalb des Saals. Richter Juan Merchan wurde zunehmend ungeduldig mit den Staatsanwälten, liess zahlreiche Einwände von Trumps Anwälten gelten und ermahnte Daniels, ihre Beschreibung der sexuellen Begegnung einzuschränken. «Beantworten Sie einfach die Fragen», sagte er zu ihr. Seine Ungeduld könnte auf die Geschworenen abfärben.
Ihre Aussagen sind irrelevant für den Prozess
In diesem Prozess geht es um eine Schweigegeldzahlung – und nicht den fragwürdigen Sex zwischen einer Pornodarstellerin und einem reichen Geschäftsmann. Doch Daniels hat keine belastenden Kontoauszüge oder andere Geschäftsunterlagen vorzulegen, um die Hauptvorwürfe gegen Trump zu untermauern.
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Das sieht auch ein Reporter der «New York Times» so: «Ich vermute, dass die Geschworenen am Ende zu dem Schluss kommen werden, dass ihre Aussage ein unterhaltsamer, aber im Grunde genommen irrelevanter Teil des Prozesses war.»
Trump steht auf dünnem Eis im Gerichtssaal
Richter Juan Merchan hat den ehemaligen Präsidenten bereits zehnmal wegen Missachtung des Gerichts angeklagt, ihm eine Geldstrafe von 10'000 US-Dollar auferlegt und ihm zweimal mit einer Gefängnisstrafe gedroht. Am Dienstag zog Trump erneut den Zorn des Richters auf sich, nachdem Richter Merchan gesagt hatte, er habe «hörbar geflucht» und «den Kopf geschüttelt».
Der Richter forderte die Anwälte von Trump auf, unter vier Augen mit ihrem Mandanten zu sprechen, da die Handlungen von Trump die Zeugin Stormy Daniels einschüchtern könnten. «Sie müssen mit ihm sprechen», sagte der Richter. «Ich werde das nicht tolerieren.»
Der Prozess setzt dem Wahlkampf ordentlich zu
Trumps Auftritt vor Gericht am Dienstag bedeutet, wie alle anderen Tage, die er im Gerichtssaal verbringt, dass er nicht auf Wahlkampftour sein kann. Das ist eine häufige Quelle seiner Beschwerden, aber insbesondere die Aussage von Daniels könnte unterstreichen, wie sehr der Prozess von der Arbeit als Präsidentschaftskandidat ablenkt.
Denn einerseits kann Trump, im Gegensatz zu seinem Rivalen Joe Biden (81), aktuell keinen richtigen Wahlkampf betreiben. Andererseits könnten die Nähkästchen-Geschichten von Daniels die Reputation Trumps bei seiner Wählerschaft beschädigen: fragwürdiger Sex, Ehebruch und Schweigegeld – eine unangenehme Mischung für den konservativen Trump.