Jetzt muss sich auch der Ex-US-Präsident diese Frage gefallen lassen
«Wie krank ist Donald Trump?»

Rote Flecken auf den Händen, Gewichtsverlust und unsicherer Schritt: US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump scheint nicht bei bester Gesundheit. Dabei behauptet er von sich selbst, dass er gesünder sei als mit 20.
Publiziert: 18.01.2024 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2024 um 11:14 Uhr
Was sind das für merkwürdige Flecken auf der Hand von Ex-Präsident Donald Trump?
Foto: keystone-sda.ch
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Mit hängenden Augenlidern und offenem Mund stammelt und murmelt der ehemalige US-Präsident Donald Trump (77) vor sich hin. Er blinzelt. Seine Arme flattern. Er schlurft mit den Füssen und schlendert träge über die Bühne. Dann dreht er sich mit dem Rücken zu seinem Publikum, gestikuliert wild – als ob er nicht merken würde, dass er in die falsche Richtung spricht. Die Menge lacht und applaudiert. Wie bitte?

Donald Trumps Gesundheit sorgt für Fragen

Es ist eine der liebsten komödiantischen Einlagen Trumps bei seinen Kundgebungen. Und sie hat nur ein Ziel: sich über das Alter von Noch-Präsident Joe Biden (81) lustig zu machen. Doch bei seinen jüngsten Wahlkampfveranstaltungen ist Trump auch weniger absichtlich ins Straucheln geraten. 

Trump macht sich während Rede über Joe Biden lustig
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«Wo bin ich?»:Trump äfft während Rede Joe Biden nach

So sorgte am Samstag ein Video für Aufregung: Trump wirkte gemäss der britischen «Daily Mail» «untypisch unsicher und zerbrechlich», als er nach einem anstrengenden Wahlkampftag am Abend in ein Hotel in Des Moines ging, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Iowa. Und als er am Sonntag einen Stapel Pizzen für eine örtliche Feuerwehr in Waukee – ebenfalls in Iowa – auslieferte, schien er ein Bein hinter sich herzuschleifen.

Trump taumelt nach öffentlichem Auftritt durch Hotel
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Nach Witzen über «alten» Biden:Trump taumelt nach öffentlichem Auftritt durch Hotel

Zudem hat er wiederholt den ehemaligen Präsidenten Barack Obama (62) mit dem derzeitigen Präsidenten Biden verwechselt. Gesagt, die USA würden in den Zweiten Weltkrieg verwickelt werden, wenn Biden im Amt bleibe – obwohl der Zweite Weltkrieg seit bald 80 Jahren vorbei ist. Und er hat die Namen von Städten verwechselt, in denen er Wahlkampf macht. Zuletzt sorgten rote Flecken auf seinen Händen für Sorge um den republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

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Mit dem Finger auf andere zeigen: Das kann der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump.
Foto: imago/UPI Photo

Klaus Marre, Redaktor bei der amerikanischen NGO «Who What Why», stellt am Wochenende die Frage: «Wieso redet niemand darüber, wie krank Donald Trump ist?» Seiner Ansicht nach sei es richtig und wichtig, über Bidens hohes Alter zu diskutieren – gleichermassen müssten aber auch Trumps gesundheitliche Probleme zur Sprache kommen. Und das passiere laut ihm – und vielen anderen Medien, wie «New York Times» oder «Associated Press» – zu selten.

US-Präsidenten verheimlichen gerne Krankheiten

Die Amerikaner sind besessen von der Gesundheit ihrer Präsidenten. Doch wieso? Eine mögliche Antwort: Schon sei jeher haben amerikanische Präsidenten ihr Volk angelogen, wenn es um ihre Gesundheit ging. In einigen Fällen handelte es sich um geringfügige Probleme, in anderen um gravierende.

So verschwieg Grover Cleveland (1837–1908), der 22. und 24. Präsident der USA, einen bösartigen Tumor – über 24 Jahre lang. «Im neunzehnten Jahrhundert war keine Diagnose so gefürchtet wie Krebs. Sie war gleichbedeutend mit einem Todesurteil», schreibt der Autor Matthew Algeo in seinem Buch «The President Is a Sick Man».

Im Jahr 1919 stand die Welt vor einer ähnlichen Gesundheitskrise wie bei der Covid-Pandemie Anfang der 2020er-Jahre – der Spanischen Grippe. Der 28. US-Präsident, Woodrow Wilson (1856–1924), steckte sich an. Wilsons Krankheit wurde von seinem Umfeld heruntergespielt. Glücklicherweise erholte er sich und niemand merkte etwas. Doch nur sechs Monate nach diesem Vorfall erlitt Wilson einen Schlaganfall, der ihn auf der linken Seite lähmte und teilweise erblinden liess. Die Taktik des inneren Kreises des Präsidenten lautete auch hier «keine Details, keine Erklärungen».

Auch Franklin D. Roosevelt (1882–1945) hielt mehrere Krankheiten geheim, genauso wie Dwight D. Eisenhower (1890–1969), Lyndon B. Johnson (1908–1973) oder auch John F. Kennedy (1917–1963). Kein Wunder also, dass die amerikanische Bevölkerung ihre Präsidenten mit Argusaugen auf gesundheitliche Probleme prüft.

Nicht nur Präsidenten, auch wichtige Mitarbeiter der Regierung verschweigen ihre Krankheiten gerne mal. Das jüngste Beispiel: Lloyd Austin (70), der amerikanische Verteidigungsminister, leidet an Prostatakrebs. Statt seinen Arbeitgeber – das Weisse Haus – über eine OP diesbezüglich zu informieren, behält er sie geheim. Aufgeflogen ist sein Geheimnis erst einige Tage später.

Physische Leiden sind Zeichen der Schwäche

All diese Leiden – sei es Krebs, die Spanische Grippe, Fettleibigkeit oder auch nur das Alter – passen für die Amerikaner nicht in das Bild des starken Präsidenten der «mächtigsten Nation der Welt». Kurz: Es ist ein Zeichen der Schwäche. Zumindest im kollektiven Verständnis Amerikas. Das hat auch Trump erkannt – und nutzt diese Sichtweise geschickt für seinen Wahlkampf.

Und das nicht nur gegen Biden. Im August nannte der Republikaner seinen (ehemaligen) parteiinternen Konkurrenten Chris Christie (60) bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat New Hampshire ein «fettes Schwein». Zweimal. Doch nun schlägt das Pendel der Gemeinheiten zurück.

Trump selbst kontert die Spekulationen über seine Gesundheit übrigens: In einer Rede vor Anhängern in Portsmouth, New Hampshire, sagte Trump am Mittwoch, er fühle sich «kognitiv» 20 Jahre jünger, als er ist – und er fühle sich in besserer Verfassung als mit 40. 

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