Jetzt geht der Kampf ums Weisse Haus los
Alles, was du über Trump, Biden und die Wahl wissen musst

Kann Trump auch im Gefängnis zum Präsidenten gewählt werden? Ist Joe Biden nicht viel zu alt für das Amt? Und ist Kamala Harris eine Fehlbesetzung? Blick klärt die zehn wichtigsten Fragen zum Auftakt des amerikanischen Jahrhundertwahlkampfs.
Publiziert: 14.01.2024 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2024 um 11:13 Uhr
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Mit den republikanischen Vorwahlen am Montag startet der US-Wahlkampf offiziell. Die beiden Kandidaten stehen jetzt schon faktisch fest: Donald Trump (l.) und Joe Biden.
Foto: keystone-sda.ch
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Donald Trump (77) gegen Joe Biden (81). Alles deutet darauf hin, dass die beiden Herren den Einzug ins Weisse Haus erneut ungestört unter sich ausmachen können. Der einzige Unterschied zu den Präsidentschaftswahlen 2020: Die Hauptakteure sind noch älter und – so der Eindruck – noch extremer und verwirrter als damals.

Doch noch etwas ist anders: Laut jüngsten Umfragen liegt Trump in fast allen entscheidenden Bundesstaaten vor Biden. Bevor es am Montag mit den Vorwahlen in Iowa richtig losgeht, hier ein Überblick über die zehn wichtigsten Fragen rund um den Kampf um das mächtigste Amt der Welt.

1) Wer hat die besten Chancen aufs Weisse Haus?

Donald Trump. Laut aktuellen Umfragen liegt der Republikaner in sieben von acht der alles entscheidenden Wechselwählerstaaten vor Joe Biden. Die Gerichtsverfahren gegen ihn scheinen seiner Beliebtheit nichts anhaben zu können – im Gegenteil: Eine Mehrheit der Republikaner findet, Trump werde völlig zu Unrecht und aus politischen Gründen strafrechtlich verfolgt.

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2) Worum geht es bei den am Montag startenden Vorwahlen?

In den Vorwahlen entscheiden die 50 US-Bundesstaaten und fünf Territorien (Guam, Puerto Rico, Amerikanisch-Samoa, Jungferninseln und Nördliche Marianen) darüber, welche Kandidaten in der Endrunde am 5. November gegeneinander antreten. Die erste Vorwahl der Republikaner findet am Montag in Iowa statt. Joe Biden muss sich am 3. Februar in South Carolina erstmals gegen seine demokratischen Herausforderer Marianne Williamson (71) und Dean Phillips (54) durchsetzen. Am 8. Juni endet die Vorwahlsaison mit dem Urnengang auf den Jungferninseln.

3) In Colorado und Maine darf Trump wegen seiner Rolle beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 bei den Vorwahlen gar nicht antreten. Was bedeutet das?

Vorerst nicht viel. Trump dürfte die republikanische Nomination auch ohne die Stimmen aus den beiden Bundesstaaten gewinnen. Aber: Basis für den Entscheid ist der 14. Verfassungszusatz, der besagt, dass niemand ein öffentliches Amt bekleiden darf, der einen Schwur auf die Verfassung geleistet und sich danach an einer Revolte beteiligt habe. Jetzt muss das Oberste Gericht bestimmen, ob der Entscheid in Colorado und Maine für das gesamte Land gelten soll. Geben die neun Richter in Washington den Berufskollegen in Maine und Colorado recht, wird Trump von den gesamten Wahlen ausgeschlossen. Der Entscheid wird Ende Juni erwartet. 

4) Wann ist klar, wer die Vorwahlen definitiv gewonnen hat?

Auf der republikanischen Seite liegt Trump weit voraus. Und auf der demokratischen Seite ist Biden faktisch gesetzt. Spätestens am Super Tuesday (5. März), an dem gleich 15 Bundesstaaten ihre Vorwahlen durchführen, stehen die beiden Kandidaten definitiv fest.

5) Was ist mit dem Demokraten Gavin Newsom? Wird er Biden nicht noch gefährlich?

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom (56) wird in Wettforen als Sprengkandidat gehandelt. Aber er hat ausgeschlossen, 2024 ins Rennen um das Weisse Haus einzusteigen. Am Parteitag der Demokraten im August könnten die versammelten «Dems» ihn aber selbst dann zum Kandidaten küren, wenn er bei den Vorwahlen gar nicht mitgemacht hat. Dazu müsste Biden aber noch vor dem Sommer in gesundheitliche Probleme geraten oder sich aus anderen Gründen selbst aus dem Rennen nehmen.

6) Haben Kandidierende anderer US-Parteien gar keine Chance?

Nein. Andere Kandidaten gibt es zwar: Jill Stein (73) will für die amerikanischen Grünen ins Weisse Haus, der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. (69) und der Philosoph Cornel West (70) kandidieren als Unabhängige. Und die Organisation No Labels will im Frühjahr ebenfalls eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen schicken. Eine Chance haben sie nicht, wohl aber das Potenzial, die Wahl in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen. 

7) Trump steht derzeit in mehreren Fällen vor Gericht. Könnte er auch Präsident werden, wenn er im Gefängnis sitzt?

Ja. Trump könnte selbst hinter Gittern vereidigt werden. Verurteilte Straftäter verlieren in den USA in vielen Fällen zwar ihr Recht zu wählen, nicht aber das Recht gewählt zu werden.

8) Sind Biden und Trump nicht viel zu alt für das Amt?

Die US-Verfassung schreibt zwar vor, dass jede und jeder, der Präsident werden möchte, mindestens 35 Jahre alt sein muss (weil ihnen davor die «nötige Reife» fehle). Eine obere Altersbeschränkung aber gibt es nicht. Biden ist mit 81 Jahren schon heute der älteste Präsident der US-Geschichte. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters finden 77 Prozent der Amerikaner, Biden sei zu alt für das Amt. Donald Trump wird im Juni 78 und wäre damit bei der Amtseinsetzung genau gleich alt wie Biden zu Beginn seines Präsidiums.

9) Wer sind die Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten?

Joe Biden tritt erneut mit der äusserst unbeliebten Kamala Harris (59) an. Donald Trump hat sich mit seinem ehemaligen Vize Mike Pence (64) zerstritten. Wen er als Nummer zwei an Bord holen wird, ist noch unklar. Chancen ausmalen dürfen sich die einstige TV-Moderatorin Kari Lake (54) aus Arizona, Kristi Noem (52), die Regierungschefin aus South Dakota, oder seine einstige Sprecherin Sarah Huckabee Sanders (41).

10) Haben die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten einen Einfluss auf die Wahlen?

Die Frage, ob Amerika die Ukraine weiterhin mit milliardenschwerer Militärhilfe unterstützen soll, spaltet das Land. Viele Republikaner sind dagegen, viele Demokraten dafür. Auch die republikanischen Präsidentschaftskandidaten sind sich uneinig: Während etwa Nikki Haley (51) für weitere Ukraine-Hilfspakete weibelt, ist Ron DeSantis (45) dagegen. Der Krieg im Nahen Osten könnte sich direkt auf Joe Bidens Wahlchancen auswirken. Viele arabischstämmige Amerikaner sind enttäuscht von Bidens anhaltender Unterstützung für Israels Krieg gegen Gaza. In umkämpften Bundesstaaten wie Michigan, wo besonders viele Arab Americans leben, könnte es den Wahlausgang entscheiden.

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