Clinton, Obama und Pelosi ziehen die Fäden
So funktioniert das Machtkartell der Demokraten

Nein, Joe Biden hat sich nicht freiwillig zu seinem Rückzug aus dem Wahlkampf entschlossen. Hinter den Kulissen drängten ihn ausgerechnet seine besten Freunde dazu. Wir zeigen, wer diese – in seinen Augen – «Verräter» sind.
Publiziert: 23.07.2024 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2024 um 17:09 Uhr
Joe Biden mit First Lady Jill: Der alternde US-Präsident zieht sich aus dem Rennen zurück.
Foto: IMAGO/TheNews2
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Guido FelderAusland-Redaktor

Obama, Pelosi, die Clintons – wie lange hielten diese Top-Demokraten zu Joe Biden (81)! Doch vergangene Woche liessen sie ihn fallen, was dazu führte, dass Biden am Sonntag verkündete, worauf viele gewartet und gehofft hatten: Er zieht sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurück.

Es ist ein schmerzhafter Abschied für Biden. Nicht nur, weil er glaubte, dass ausschliesslich er Donald Trump (78) verhindern könnte. Auch deshalb, weil ihn seine Freunde nicht mehr unterstützen wollen. Er glaubt sogar an ein Komplott seiner engsten Vertrauten, die sich hinter seinem Rücken gegen ihn verschworen hätten.

Barack Obama (62) war 2008 bis 2016 im Weissen Haus nicht nur der Chef des damaligen Vizepräsidenten Biden. Er war auch ein persönlicher Freund, der Biden beim Krebstod seines Sohns Beau (1969–2015) zur Seite stand. 2020 wirkte Obama an vorderster Front mit, als es darum ging, die Werbetrommel für Biden zu rühren. Jetzt sagt Obama über Biden, dass er «erschrocken und erschüttert» sei, «wie sehr Biden gealtert» sei.

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Sie hat die Unterstützung vieler einflussreicher US-Demokraten: Vizepräsidentin Kamala Harris.
Foto: AFP

Im Kongress konnte Biden stets auf seine Parteikollegin und ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi (84), zählen. Bei einem Auftritt vergangene Woche hat sie Biden in ihrer Rede kaum mehr erwähnt. Jetzt wissen wir, warum: Auch sie gehört zu jenen, die Biden zum Rücktritt überredet haben.

Clinton verteidigte Biden

Das Gleiche gilt für Hillary Clinton (76). Die ehemalige First Lady, Aussenministerin unter Barack Obama (62) und Verliererin bei den Präsidentschaftswahlen 2016 gegen Trump, hatte bis zuletzt Joe Bidens Rücken gestärkt. Sie hatte öffentlich gesagt, dass Biden nicht aus dem Amt gedrängt werden dürfe, weil er nach vielen familiären und politischen Rückschlägen fest dazu entschlossen sei, seinen letzten grossen Kampf bis zum Ende durchzustehen.

Auch sie unterstützt nun die Kandidatur von Kamala Harris (59). Mit ihrem Mann Bill Clinton (77) versprach sie Harris, alles in ihrer «Macht Stehende zu tun, um ihr zu helfen».

Biden bitter enttäuscht

Der Machtkampf unter den Demokraten zeigt, wie gross der Einfluss der Clintons und Obamas noch ist. Biden fühlt sich nicht nur einfach fallen gelassen, er glaubt, von seinen eigenen Freunden verraten worden zu sein. So bezeichnet Biden Obama als «Strippenzieher», Pelosi als «Anstifterin» und vermisst bei den Clintons die Unterstützung.

Was Biden nicht sieht: Das Problem liegt vor allem bei ihm selber. Trotz der klar erkennbaren Altersgebresten hat er zu lange mit seinem Rückzug gewartet. Wie heisst es doch: Alter macht stur. Aber auch einsam.

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