Trump erpresst Gouverneur des Bundestaates Georgia
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Ringier-Publizist Britschgi:«Es zeigt die Skrupellosigkeit von Trump»

BLICK analysiert Trump-Telefonat mit Georgia
«Das erinnert an Mafia-Methoden»

US-Präsident Donald Trump (74) sorgt für einen erneuten Skandal. In einem Telefonat forderte er Georgias Staatssekretär Brad Raffensperger (65) auf, das Wahlresultat zu ändern.
Publiziert: 04.01.2021 um 15:53 Uhr
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US-Präsident Donald Trump (74) sorgt erneut für einen Skandal.
Foto: keystone-sda.ch

Die Aufnahme sorgt für Entsetzen und Diskussionen: US-Präsident Donald Trump (74) soll in einem Telefonat am Samstag die nachträgliche Änderung des Wahlresultats im US-Bundesstaat Georgia gefordert haben.

«Ich will nur 11'780 Stimmen finden ..., weil wir den Bundesstaat gewonnen haben», sagte Trump im Gespräch mit Georgias Staatssekretär, Brad Raffensperger (65). Er forderte den Verantwortlichen auf, die Wahlresultate «nachzuberechnen». «Wir haben die Wahl gewonnen, und es ist nicht fair, uns den Sieg so zu nehmen», so Trump.

«Ich habe meinen Ohren nicht getraut, als ich das gestern Abend gehört habe», analysiert Ringier-Publizist Hannes Britschgi auf Blick TV.

«Es ist unglaublich, dass ein amtierender Präsident wie ein Mafia-Boss mit seiner Familie spricht und sagt: ‹Ich brauche noch 11'780 Stimmen.› So etwas ist einmalig in der Geschichte der Staaten.»

Keine Hinweise auf Wahlbetrug

Trump drohte seinem Parteikollegen Raffensperger mit Konsequenzen, sollte das Resultat nicht geändert werden. «Sie wissen, dass betrogen wurde, und Sie verschweigen es», sagte der amtierende Präsident. «Das ist ein kriminelles Vergehen. Und Sie können das nicht zulassen. Das ist ein grosses Risiko für Sie und für Ihren Anwalt.»

Für Britschgi ist klar: «Diese Aufnahmen zeigen die Skrupellosigkeit von Trump. Er kann nicht verlieren. Es stellt sich die Frage, ob die aktuellen Geschehnisse nicht sogar als strafrechtlich kriminellen Akt gewertet werden müssen.»

Trumps Herausforderer Joe Biden (78) hatte Georgia mit knapp 12'000 Stimmen Vorsprung gewonnen. Die Ergebnisse wurden zwei Mal nachgezählt, es fanden sich allerdings trotz Trumps Behauptungen keine Hinweise auf Wahlbetrug.

Bei den Wahlen am 3. November verlor Trump gegen Biden. Noch immer weigert er sich, seine Niederlage anzuerkennen. Biden soll am 20. Januar vereidigt werden.

Wahlen in Georgia entscheidend

Dass Trump ausgerechnet Georgia ausgewählt hat, ist kein Zufall, so Britschgi weiter. Im US-Bundesstaat finden am Dienstag Stichwahlen um zwei Senatssitze statt. Diese Ergebnisse könnten die Mehrheit der Republikaner in der Parlamentskammer in Washington kippen.

«Die Demokraten können nur regieren, wenn sie die beiden Senatssitze noch erobern. Passiert das nicht, wird der Senat alle Regierungsgeschäfte von Biden blockieren», analysiert der US-Kenner.

«Die ganze Dimension dieser Geschichte ist unglaublich. Trump und seine Leute reden eine Stunde lang auf den Staatssekretär ein und versuchen, 11'780 Stimmen zu erschleichen. Auf der anderen Seite steht Raffensperger, der die Verfassung verteidigen muss. Was der Staatssekretär momentan leistet, ist enorm.»

Das Wort Niederlage gäbe es für Donald Trump nicht, so Britschgi weiter. «Er kann sich seine Niederlage nicht eingestehen. Das sorgt für Probleme, auch innerhalb seiner eigenen Partei. Die Republikaner stellen die Verfassung über alles, jetzt wird diese von ihrem eigenen Mann verletzt. Was jetzt passiert, erinnert an Mafia-Methoden.»

Keine Gegenstimmen aus der eigenen Partei

Dass Trump wisse, dass er eigentlich verloren habe, schliesst Britschgi nicht aus. Aber: «Trump hat sich sein gesamtes Leben durchgekämpft. Auch in seinem Geschäftsleben hat er teilweise Prozesse angestossen und so lange für sich gekämpft, bis die Gegenpartei erschöpft aufgab. Trump hat gemerkt, dass er mit genügend Brutalität immer irgendwie durchkommt. Genau das versucht er nun erneut.»

Aus der eigenen Partei gibt es bislang kaum Kritik am noch amtierenden US-Präsidenten. Bislang stellten sich nur wenige Köpfe der Partei gegen Trump – auch das ist für Britschgi logisch.

«Trump hat eine enorme Basis. Die Republikaner wissen genau, dass sie sich nicht gegen ihn stellen können. Trump kann die Karriere eines Politikers mit einem Tweet beenden – das weiss auch Trump selbst.»

Britschgis Fazit zu den neusten Enthüllungen ist klar: «Dass ein amtierender Präsident ein solch erpresserisches Telefonat führt, ist einmalig und darf keinesfalls akzeptiert werden. Die neuen Tonbandaufnahmen zeigen, dass Trump absolut nichts aus dem Amtsenthebungsverfahren im Zusammenhang mit dem Ukraine-Telefonat gelernt hat. Wäre er nicht am Ende seiner Amtszeit, müsste man sich überlegen, wie man diesen Mann aus dem Amt kriegt.» (zis)

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