Showdown in Georgia
Am Dienstag entscheidet sich Joe Bidens Macht

Am Dienstag gehen die letzten zwei Sitze im US-Senat in die Stichwahl. Das Rennen wird knapp.
Publiziert: 03.01.2021 um 10:22 Uhr
|
Aktualisiert: 04.01.2021 um 14:13 Uhr
1/7
Wie viel Joe Biden in den nächsten vier Jahren bewegen kann, hängt von der Senatsstichwahl ab.
Foto: Getty Images
Fabienne Kinzelmann

Jetzt geht es noch mal um alles: Am Dienstag geht die US-Wahl in ihr finales Rennen. Die Stichwahl um zwei Senatssitze in Georgia entscheidet darüber, wie viel Macht der neu gewählte Präsident Joe Biden (78) in den nächsten Jahren tatsächlich hat.

Verteidigen die Republikaner ihre Mehrheit im Senat – oder wenden die Demokraten das Blatt? Die Datengurus von «Fivethirtyeight» sehen die beiden demokratischen Herausforderer Jon Ossoff (33) mit 48,5 Prozentpunkten und Raphael Warnock (51) mit 49,2 Prozentpunkten aktuell leicht vor den Republikanern und Amtsinhabern David Perdue (71) und Kelly Loeffler (50), einer treuen Trump-Anhängerin.

Die Chancen stehen gut für die Demokraten in der ehemaligen republikanischen Hochburg. Joe Biden hat im November den Sieg eingefahren, die ehemalige Gouverneurskandidatin Stacey Abrams (47) hat auch danach unermüdlich die Schwarzen mobilisiert, Schützenhilfe gabs von Barack Obama (59). Schon jetzt liegt die Zahl der Frühwähler höher als vor den Wahlen am 3. November.

Republikaner ist in Corona-Quarantäne

Die beiden Demokraten Ossoff und Warnock gelten als moderat. Angesprochen auf die allgemeine Krankenversicherung, den «Green New Deal» und eine Erweiterung des Supreme Courts lehnte der junge Investigativjournalist Ossoff in einem Interview alle Pläne ab. Der schwarze Baptistenpastor Warnock predigt in der Ebenezer Baptist Church, der ehemaligen Wirkungsstätte von Martin Luther King.

Sollten die beiden Demokraten die Stichwahl gewinnen, ergäbe sich im US-Senat die Pattsituation von 50 demokratischen zu 50 republikanischen Senatoren. Die entscheidende Stimme käme bei der Verabschiedung von Gesetzen dann von der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris (56).

Am Montag will Donald Trump (74) für einen Wahlkampfauftritt nach Georgia reisen, um die republikanischen Kandidaten zu unterstützen. Ob David Perdue allerdings wie geplant dabei sein kann, ist fraglich: Am Donnerstagmorgen wurde er darüber informiert, dass er mit einer Person engen Kontakt gehabt habe, die positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Aktuell befindet er sich in Quarantäne.

Trump verlangt, «genügend Stimmen für ihn zu finden»

Bereits vor der Entscheidung sorgt Trump für Aufsehen. Der amtierende US-Präsident hat einem Bericht zufolge in einem ungewöhnlichen Telefonat auf eine nachträgliche Änderung des Wahlergebnisses im Bundesstaat Georgia gedrungen. In dem etwa einstündigen Gespräch hat Trump den für die Durchführung der Wahl verantwortlichen Staatssekretär, Brad Raffensperger, unverblümt aufgefordert, genügend Stimmen für ihn «zu finden» und das Ergebnis «nachzuberechnen», wie die Washington Post am Sonntag berichtete.

Die Zeitung veröffentlichte auch Teile eines Mitschnitts des Gesprächs vom Samstag. Trump bezeichnete Raffensperger nach dem Telefonat auf Twitter als «ahnungslos».

Der Republikaner Trump drohte seinem Parteikollegen Raffensperger in dem Gespräch, dass er ein «grosses Risiko» eingehe und sich womöglich einer Straftat schuldig mache, wenn er nicht gegen den Wahlbetrug vorgehe.

In dem Telefonat klagte Trump über das «falsche» Ergebnis in Georgia und beteuerte, er habe die Wahl gewonnen. «Ich will nur 11'780 Stimmen finden... weil wir den Bundesstaat gewonnen haben», sagte er dem Mitschnitt zufolge. «Wir haben die Wahl gewonnen, und es ist nicht fair, uns den Sieg so zu nehmen», sagte Trump. Raffensperger solle die Ergebnisse nochmals prüfen, forderte der amtierende US-Präsident. «Aber prüfen Sie es mit Leuten, die Antworten finden wollen», sagte Trump.

«Wir müssen zu unseren Zahlen stehen»


Raffensperger entgegnete dem Mitschnitt zufolge: «Wir müssen zu unseren Zahlen stehen. Wir glauben, unsere Zahlen stimmen.» Der Staatssekretär verwies darauf, dass die Ergebnisse auch vor Gericht bestand gehabt hätten. In Georgia finden am Dienstag auch Stichwahlen um zwei Senatssitze statt, deren Ergebnis die Mehrheit der Republikaner in der Parlamentskammer in Washington kippen könnte.

Im Artikel der «Washington Post» hiess es, das «umherschweifende und teilweise unzusammenhängende Gespräch» zeige wie «besessen und verzweifelt» der Präsident angesichts seiner Wahlniederlage sei. Trump glaube noch immer, dass er das Ergebnis in genügend Staaten ändern könnte, um sich eine zweite Amtszeit zu sichern.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?