Empörung in Moskau über ein Video mit Äusserungen von US-Senator Lindsey Graham (67) auf Besuch in Kiew: «Die Russen sterben», sagte Graham zu seinem Gastgeber, dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45). «Das ist das beste Geld, das wir je ausgegeben haben.» Selenski quittiert Grahams Worte mit: «Haben Sie vielen Dank.»
Eine Schnittpause zwischen Grahams beiden Sätzen lässt zweifeln, ob Graham die Äusserung im gleichen Atemzug machte. Trotzdem dementierte der US-Senator nichts und die Russen reagieren ausser sich: Graham habe sich offensichtlich positiv über die Beseitigung von Russen geäussert, behaupten sie.
«In einem im Internet verbreiteten Video sprach US-Senator Lindsey Graham bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Ukraine über die finanzielle Beteiligung der USA an der Tötung von russischen Bürgern», teilte das Moskauer Aussenministerium auf seinem Telegram-Kanal mit. Wegen der russenfeindlichen Äusserung werde ein Strafverfahren gegen den US-Politiker in Auftrag gegeben. Aus Protest gegen angeblich russenfeindliche Äusserungen hat Russland US-Senator Lindsey Graham zur Fahndung ausgeschrieben. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Eintrag in der Datenbank des russischen Innenministeriums hervor.
Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (55) übte scharfe Kritik an Graham. Solche Senatoren seien eine «Schande» für die USA. Der US-Republikaner gibt sich unbeeindruckt. Er ist für die russischen Justizbehörden ausser Reichweite. Sein Treffen mit Selenski am Freitag markierte seinen dritten Besuch in der Ukraine seit Kriegsausbruch vor 15 Monaten.
«Hölle auf Erden»
Laut dem Ukraine-Unterstützungstracker haben die USA der Kriegsnation bisher mehr als 70 Milliarden Dollar an Hilfe bereitgestellt, umgerechnet 63 Milliarden Franken. Vor Journalisten forderte Graham nach seinem Treffen mit Selenski, die Ukraine mit mehr Waffen zu versorgen. «Ich erwarte, dass die ukrainische Gegenoffensive in den kommenden Tagen und Wochen zu Ergebnissen führen wird.»
«Ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, dass dem russischen Militär die Hölle auf Erden bevorsteht», so Graham. Die von den USA und Europäern gelieferte «F-16 wird wichtig sein», sagte er weiter. «Sie ist keine Wunderwaffe, aber in Kombination mit anderen Waffen wird sie entscheidend sein.»
«Neue Dimension» des Krieges
Kreml-Sprecher Peskow lamentierte derweil, dass der Westen «an allen Fronten» Krieg gegen Russland führe. Moskaus Gegner würden sogar angreifen, was zuvor unantastbar schien. Der russische Botschafter in London, Andrey Kelin (66), warnte dazu vergangene Woche vor einer Eskalation des Krieges, da die westlichen Verbündeten der Ukraine mehr Waffen bereitstellen.
«Russland hat noch nicht begonnen, ernsthaft zu handeln», so der Botschafter zur BBC. «Russland ist 16-mal grösser als die Ukraine. Wir haben enorme Ressourcen.» Die Dauer des Konflikts «hängt von den Bemühungen um eine Eskalation des Krieges ab, die von den Nato-Ländern unternommen werden».
Dann Kelins unverblümte Drohung – und so dahergesagte Friedensgeste: «Früher oder später kann diese Eskalation natürlich eine neue Dimension bekommen, die wir nicht brauchen und nicht wollen. Wir können morgen Frieden schliessen.» (kes)