US-Präsident machte sich über Biden mit Maske lustig
«Trump ist ein absoluter Dummkopf»

Joe Biden hat sich erstmals seit der Corona-Pandemie in einem grossen Interview geäussert – und mächtig gegen Donald Trump ausgeteilt. Wie der Maskenstreit übers Wochenende eskalierte und warum sich der Demokrat entschuldigte.
Publiziert: 27.05.2020 um 08:10 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2020 um 08:18 Uhr
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Joe Biden gab am Dienstag dem Sender CNN sein erstes grosses Interview seit Ausbruch der Corona-Pandemie.
Foto: Screenshot
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Die US-Wahl zwischen Präsident Donald Trump (73) und Herausforderer Joe Biden (77) ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Wahlkampf wird nicht nur spannend, er dürfte auch äusserst schmutzig werden. Einen ersten Vorgeschmack auf die heisse Phase im Sommer lieferten die beiden Kandidaten zu Wochenbeginn.

Beim Knatsch zwischen den beiden Kontrahenten geht es um die Schutzmaske. Das Tragen einer Gesichtsbedeckung ist in Amerika längst zum politischen Statement geworden. Während die Demokraten geschlossen ihr Gesicht verdecken, sind die Republikaner gespalten. Ihr Chef, Präsident Trump, weigert sich von Anfang an, der Empfehlung seiner eigenen Regierung Folge zu leisten. So auch wieder am «Memorial Day» am Montag, einem Feiertag an dem das Land gefallenen US-Soldaten gedenkt. Trump legte oben ohne einen Gedenkkranz in Baltimore nieder, während Joe Biden mit Maske an einer Gedenkveranstaltung in seinem Bundesstaat Delaware teilnahm.

Die Fotos von Joe Biden wurden in den US-Medien auf den Titelseiten abgebildet, schliesslich war es auch der erste öffentliche Auftritt des designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten seit Monaten. Wegen der Corona-Pandemie hat er sich ausschliesslich in seinem Haus aufgehalten und den Anweisungen seines Gouverneurs Folge geleistet.

Der Maskenstreit zwischen Trump und Biden

Trump hatte offenbar keine Freude am Medienrummel um seinen Gegner. Er verspottete die Bilder von Biden am Montagabend auf Twitter. Der US-Präsident teilte ein Foto mit der Überschrift: «Dies könnte helfen zu erklären, warum Trump in der Öffentlichkeit nicht gerne eine Maske trägt.» Dass sich Trump über das Aussehen von politischen Gegnern lustig macht, ist nicht neu. Berühmt wurde seine Aussage zu Pornodarstellerin Stormy Daniels (41), mit der er eine Affäre gehabt haben soll. Trump bezeichnete sie 2018 als «Pferdegesicht».

Angesprochen auf das Twitter-Foto, sagte Joe Biden in seinem ersten persönlichen Interview seit Beginn der Corona-Pandemie gegenüber CNN, dass Trump ein Macho sei. «Ich sollte nicht darauf eingehen, aber es kostet einfach Menschenleben.» Tatsächlich sagt die Wissenschaft, dass das Tragen einer Gesichtsbedeckung das Risiko einer Corona-Ansteckung minimiert. Deshalb hat die Bundesbehörde Anfang April allen Amerikanern offiziell empfohlen, eine Maske zu tragen. In einigen Städten ist es mittlerweile gar zur Pflicht geworden, will man das Haus verlassen.

Biden fügte zum Maskenstreit hinzu, dass Präsidenten «als Vorbild führen sollte». Der aktuelle Mann im Weissen Haus wolle aber lieber ein «fälschlicherweise männliches Bild» von sich abgeben. «Trump ist ein absoluter Dummkopf», resümierte Biden.

Altersfrage: «Ich glaube, Trump hat einen ab»

Im Interview sprach der Präsidentschaftskandidat auch über das Missmanagement in der Corona-Krise. Trump habe 35'000 bis 40'000 Menschenleben auf dem Gewissen, so Biden. Er bezog sich dabei auf eine kürzlich erschienene Studie. Sie zeigt auf, was mit einem entschlossenen Handeln von Beginn an zu verhindern gewesen wäre. Der US-Präsident aber spielte die Gefahren des Coronavirus monatelang hinunter und fügte sich dem grossen Druck erst Mitte März, als bereits Tausende Amerikaner infiziert waren.

Biden musste auch einige harte Fragen zu seiner Person beantworten. Beispielsweise jene, ob er nicht zu alt sei für das Präsidentenamt. Seine kurze Antwort dazu: «Schauen Sie mir zu.» Er sei nicht besorgt, Donald Trump oder seine Freunde die Altersfrage stellen. Senil sei viel eher sein Gegner. «Ich glaube, Trump hat einen ab.»

Warum Biden einen Fehler eingesteht

Angesprochen auf sein kontroverses Interview von vergangener Woche mit dem Radiomoderator Charlamagne tha God, das hohe Wellen geschlagen hatte, antwortete Biden: «Ich habe einen Fehler gemacht.» Der bei Schwarzen sehr beliebte Vizepräsident von Barack Obama (58) brüskierte den Afroamerikaner Tha God am Freitag mit der Antwort: «Wer Trump wählt, ist nicht wirklich schwarz.»

«Wer Trump wählt, ist nicht wirklich schwarz»
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Joe Biden blamiert sich:«Wer Trump wählt, ist nicht wirklich schwarz»

«Ich hätte nicht so ein Klugscheisser sein sollen», meinte Biden im CNN-Interview vom Dienstag selbstkritisch. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die Afroamerikaner erneut für die Demokraten stimmen würden. «Das weiss ich. Und das habe ich in meiner Karriere kein einziges Mal als selbstverständlich angesehen. Ich muss ihre Stimme verdienen», so Biden.

Einige Demokraten kritisierten im Anschluss, dass sich ihr Kandidat nicht entschuldigen sollte. Ihr Argument: Trump sage niemals «sorry». Biden dazu: «Ich werde niemals so sein wie er. Der Präsident sagt so viele unverschämte Dinge und bleibt danach stumm. Wenn ich einen Fehler mache und die Kritik gerechtfertigt ist, entschuldige ich mich dafür.»

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US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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