US-Historiker zieht Vergleich in drei Punkten
«Putin macht die gleichen Fehler wie Hitler»

Historiker aus den USA haben drei Parallelen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem Diktator Adolf Hitler gefunden. Für sie steht eins fest: Putin wird scheitern, wenn er sich weiterhin an seine Taktiken hält.
Publiziert: 02.04.2022 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2022 um 22:13 Uhr
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US-Historiker vergleichen Putins Taktik im Krieg mit der von Hitler.
Foto: imago images/SNA

«Ich habe lange versucht, mir einen Reim darauf zu machen, denn so schrecklich Putin auch sein mag, man könnte nie behaupten, er sei unlogisch», so Peter T. DeSimone, Geschichtsprofessor und Russland-Profi der Utica University in New York, gegenüber CNN zum Krieg in der Ukraine. «All dies ist unlogisch, und das ist das Beängstigende», sagt er. «Das ist nicht normal für das, was er in der Vergangenheit getan hat.»

Und dann zieht DeSimone einen Vergleich zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) und dem deutschen Diktator und Nationalsozialisten Adolf Hitler. Demnach begehe Putin die gleichen Fehler, die den deutschen Einmarsch in die damalige UdSSR 1941 zum Scheitern brachten, während er «Hitler-ähnliche Tricks und Taktiken» anwendet, um seine Brutalität zu rechtfertigen.

«Ironische Parallelen» zwischen Hitler und Putin

DeSimone betont allerdings auch die Unterschiede zwischen dem aktuellen Krieg in der Ukraine und dem Zusammenstoss zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. So seien Hitlers Truppen sehr viel tödlicher gewesen, als Putins Truppen es heute sind und es gebe «keine moralische Gleichwertigkeit» zwischen Joseph Stalin (†1953) und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44).

Bei näherer Betrachtung von Putins Kämpfen in der Ukraine ergeben sich jedoch «ironische Parallelen». Demnach soll Putin laut DeSimone und weiteren Militärhistorikern, die mit dem Sender sprachen, in mindestens drei Bereichen dem «unglücklichen Drehbuch Hitlers» folgen.

1. Gewicht auf Strategie statt auf Logistik

«Amateure reden über Strategie. Profis reden über Logistik», sagte der ehemalige amerikanische General Omar Bradley (†1981) während des Zweiten Weltkriegs über Hitlers desaströsen Vormarsch in die Sowjetunion. «Die Beweise deuten darauf hin, dass Putin glaubte, mit dem Einsatz von Spezialkräften und Luftlandeeinheiten einen schnellen Sieg erringen zu können», sagt Ian Ona Johnson, Professor für Militärgeschichte an der University of Notre Dame gegenüber CNN. «Als er dann gezwungen war, einen viel traditionelleren Krieg zu führen, an dem im Wesentlichen der grösste Teil der russischen Armee entlang der ukrainischen Grenze beteiligt war, war er auf einige der logistischen Probleme nicht vorbereitet».

Schlechte logistische Planung spielte auch eine entscheidende Rolle bei der Niederlage Nazi-Deutschlands an der Ostfront, wo Hitler einen schnellen Sieg erwartete. Die deutsche Armee versäumte es, ausreichende Nachschublinien für die riesigen Entfernungen und das unwegsame Gelände in der Sowjetunion einzurichten. Den deutschen Panzern ging der Treibstoff aus. Die Folgen dieser schlechten logistischen Planung sollten sich im russischen Winter als fatal erweisen, so Johnson. «Etwa 250'000 deutsche Soldaten erlitten in jenem Winter aufgrund logistischer Probleme Erfrierungen oder starben an der Kälte.»

2. Er hat potenzielle Verbündete vergrault

Putin hatte in der Ukraine potenzielle Verbündete, heisst es weiter. Russland und die Ukraine sind zwei slawische Nationen mit gemeinsamen religiösen und kulturellen Bindungen. Viele Ukrainer haben Verwandte in Russland und sprechen die russische Sprache. Und im östlichen Teil des Landes ist die Zugehörigkeit zu Russland seit jeher stärker ausgeprägt.

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Putins wahlloses, brutales Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung bringe die Ukrainer jedoch auf eine Weise zusammen, wie es noch nie der Fall war. Ein Kommentator bezeichnete den Hass als einen «verborgenen Schatz» im Krieg, weil er den Widerstand über Generationen hinweg aufrechterhalten kann, erklärt CNN.

Hitlers wahllose Brutalität gegen die sowjetische Zivilbevölkerung war ebenfalls ein entscheidender Faktor für seine Niederlage. Hitler hatte in der Sowjetunion viele potenzielle Verbündete. Viele Sowjets verachteten und fürchteten Stalin, der routinemässig politische Gegner ermordete, militärische Führer hinrichtete und Sowjetbürger verfolgte. «Die Nazis waren keine Besatzungsmacht, sie waren von Anfang an eine Vernichtungsmacht», sagt der Historiker DeSimone. «Anstatt sich eine grosse Anzahl von Menschen zunutze zu machen, die vielleicht mit den Deutschen sympathisierten oder sie zumindest für besser hielten als die Sowjets», sagt er, «entfremdete Hitler all diese Gruppen sehr schnell».

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3. Sprache, Lügen und Propaganda

Die Sprache, die Putin im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine verwendet, liess einige Historiker «erschaudern». Sie sagten, dass er die Rhetorik Hitlers in «Mein Kampf» wiederholte. «Dies ist vielleicht eine der beunruhigendsten Verbindungen zwischen Putin und Hitler», so Historiker Timothy Snider (52) zu CNN. Einige Kritiker Putins behaupten, er bediene sich der Sprache und der Propagandatechniken der Nazis, um die Invasion in der Ukraine zu rechtfertigen. Sie verglichen das auf russischen Panzern angebrachte «Z» mit einem Symbol, das von den Nazis in Konzentrationslagern verwendet wurde. Andere verglichen eine von Putin kürzlich in einem Moskauer Stadion abgehaltene massive Kriegskundgebung mit Szenen einer Hitler-Rede.

Snyder bezeichnet Putins Rechtfertigung als eine Abwandlung von Hitlers «Grosser Lüge» – einer Propagandatechnik der Nazis, die besagt, dass ein politischer Führer, der eine kolossale Unwahrheit oft genug wiederholt, die Menschen schliesslich dazu bringt, sie zu glauben. Indem er Lügen erzählt, dass die Ukraine von Nazis regiert wird, die auf Völkermord aus sind, macht Putin die Menschen, die den Holocaust überlebt haben, zum Gespött, so Snyder.

Doch Putins Version der «Grossen Lüge» könnte auch nach hinten losgehen und einige Ukrainer noch entschlossener machen, ihr Heimatland zu verteidigen. Snyder vermutet: «Vielleicht ist das der Grund, warum einige Ukrainer Putin nicht mehr den russischen Präsidenten nennen. Sie nennen ihn ‹den neuen Hitler›». (chs)

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