Noch vor ein paar Jahren, also vor der Corona-Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine, wäre sie mit ihrem Vorschlag vermutlich auf taube Ohren gestossen. Doch in Anbetracht der unzähligen Krisenherde, die heute auf der Welt toben, dürfte die deutsche Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (55) mehr Gehör finden.
Konkret fordert die Spitzenpolitikerin, dass Schulen in Deutschland junge Menschen auf den Kriegsfall vorbereiten. Geht es nach Stark-Watzinger, sollen Schülerinnen und Schüler künftig also nicht mehr nur Zahlenreihen, Grammatikregeln oder Vokabeln büffeln, sondern auch darüber aufgeklärt werden, was in einer akuten Krisensituation zu tun ist.
Zivilschutz in der Schule
«Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg», so die Bildungsministerin gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Ein Weg, wie das erreicht werden könnte, wäre gemäss Stark-Watzinger, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten. «Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken», so die Ministerin und verweist auf Grossbritannien, wo solche Praktiken bereits heute regelmässig auf der Tagesordnung stünden. «Dort gehören Übungen für den Katastrophenfall an Schulen zum Alltag. Davon können wir lernen.»
Kriegsvorbereitung müsse zwar kein eigenes Schulfach, aber doch Lerninhalt sein, so Stark-Watzinger. Die Schulen hätten die Aufgabe, Risiken altersgerecht aufzuzeigen, sagte sie. «Dabei geht es auch darum, Sorgen und Ängsten zu begegnen.»
Für ein «unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr»
Um einen solchen Unterrichtsstoff aber erstmal einzuführen, sei es gemäss Stark-Watzinger wichtig, dass die Schulen ein «unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr» entwickeln würden. «Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut.» Sie sei sich allerdings bewusst, dass es gegen dieses Vorgehen Vorbehalte gebe und betont gleichzeitig, dass sie nicht für eine Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht sei.
Eine solche galt in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1956 und 2011, als sie vom Bundestag ausgesetzt wurde. Abgeschafft wurde sie allerdings nicht: Das Ende der Dienstpflicht gilt ausschliesslich in Friedenszeiten. Im Spannungs- oder Verteidigungsfall kann sie jederzeit wieder aktiviert werden.
Sie diente eine Woche bei den Streitkräften
Offenbar scheint sich Stark-Watzinger bereits heute über solche Krisen Gedanken zu machen. Denn die Politikerin, die gemäss «Bild» als Abgeordnete eine Woche bei den Streitkräften verbrachte und jetzt Reservistin ist, könne sich gut vorstellen, selbst zur Waffe zu greifen. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine stelle sie sich regelmässig die Frage, was sie in dieser Situation machen würde.
«Wahrscheinlich kann man die Frage erst beantworten, wenn es dazu käme. Aber grundsätzlich würde ich sagen: Ja.» (ced)