Unverheiratet, wegen Covid zu Hause unerwünscht – und in Afghanistan gestrandet
Taliban gewähren schwangerer neuseeländischer Journalistin (35) Zuflucht

Sie ist schwanger, unverheiratet und jetzt in Afghanistan gestrandet: Ausgerechnet die Taliban bieten einer neuseeländischen Journalistin Asyl, die Katar verlassen musste – und wegen Covid-Restriktionen nicht nach Neuseeland zurückreisen darf.
Publiziert: 31.01.2022 um 03:56 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2022 um 09:14 Uhr
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Schwanger und in der Heimat unerwünscht: Die neuseeländische Journalistin Charlotte Bellis lebt jetzt im Afghanistan der Taliban.
Foto: Instagram @charlottebellis

Die schwangere neuseeländische Journalistin Charlotte Bellis (35) hat bei Afghanistans Taliban Zuflucht gefunden. Bellis ist unverheiratet. Sie musste Katar verlassen, nachdem sie in dem Land schwanger geworden war, wo aussereheliche Geburten verboten sind.

Bellis arbeitete für den englischsprachigen Afghanistan-Dienst des arabischen Newssenders Al Jazeera. In Doha, der Zentrale des Senders, habe sie gemerkt, dass sie schwanger sei. Da es in Katar illegal ist, schwanger und unverheiratet zu sein, hielt sie ihre Schwangerschaft geheim. Dies, während Bellis versuchte, in ihrer Not nach Neuseeland zurückzukehren. Doch strikte Covid-19-Auflagen verbieten ihr die Rückreise in die Heimat. 59 Dokumente habe sie eingereicht. Alle wurden abgewiesen.

Keine Plätze in Quarantäne-Hotels

Das Problem: In den neuseeländischen Quarantäne-Hotels gibt es keine freien Plätze für die Frau und ihren Freund und Vater des Kindes, den «New York Times»-Fotografen Jim Huylebroek in Kabul. In den letzten Monaten hat sich die Situation in Neuseeland verschärft. Die Plätze in den Hotels sind so rar, dass sie per Losverfahren vergeben werden.

Bellis und Huylebroek haben dann eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Doch auch diese wurde nicht ausgestellt, wie Bellis in einem Erfahrungsbericht in der Zeitung «New Zealand Herald» schreibt. Die Begründung der Behörden: Die 35-Jährige habe keinen festen medizinischen Termin in Neuseeland vorzuweisen. Eine Geburt reicht für einen solchen offenbar nicht aus.

Also griff sie zum Telefon und rief hochrangige Taliban-Kontakte an. Diese erlaubten ihr prompt die Einreise – und dass sie ihr Kind in Afghanistan entbinden kann. In einem Land, wo «eine Schwangerschaft ein Todesurteil sein kann», so Bellis.

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In «Zeit der Not» zu Hause «nicht willkommen»

In einer «Zeit der Not» sei sie «in Neuseeland nicht willkommen» schreibt Bellis. «Es fühlt sich surreal an, das überhaupt zu schreiben.» Die Zeitung titelt dazu: «Schwangere Kiwi-Journalistin Charlotte Bellis erhält Asyl» (Neuseeländer bezeichnen sich selbst als Kiwis).

Dabei kritisiert Bellis die Covid-Einreisepolitik der neuseeländischen Regierung scharf. Tausende von Neuseeländern seien im Ausland gestrandet und könnten nicht in ihre Heimat zurück. Bellis: «Aber erst, wenn man sich tatsächlich in dieser Situation befindet, merkt man, dass die strikten Regeln einfach keinen Sinn machen.»

Mindestens vier Personen haben Bellis angeboten, ihr ihren Platz im Quarantäne-Hotel zu überlassen. Doch daraus wird auch nichts, denn die Bewilligungen können nicht übertragen werden.

Sie stellte einst die Taliban, jetzt stellt sie Neuseeland infrage

Ganz anders als Neuseeland reagierten die Taliban. Diese hätten ihr versichert: «Wir freuen uns für Sie. Sie können kommen und werden keine Probleme haben.» Sie sagten ihr auch: «Machen Sie sich keine Sorgen. Alles wird gut.» Dies, während «die neuseeländische Regierung in meiner Not gesagt hat, dass ich hier nicht willkommen sei».

Als Journalistin hatte Bellis einst die Taliban gefragt, was sie tun würden, um die Rechte von Frauen und Mädchen zu gewährleisten. Es sei «brutal ironisch», sagt die 35-Jährige heute, dass sie nun dieselbe Frage an ihre eigene Regierung stelle. «Wenn die Taliban dir – einer schwangeren, unverheirateten Frau – einen sicheren Zufluchtsort anbieten, dann weisst du, dass deine Situation verfahren ist.»

Bellis erwartet ihre Tochter im Mai. Inzwischen, so Bellis, sei sie von neuseeländischen Behörden kontaktiert worden. Die teilten ihr mit, dass ihr abgelehnter Einreiseantrag neu geprüft werde. (kes/man)

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