Die Messer-Attacke ereignete sich bei einer Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pax Europa (PBE). Ein Mann ging auf dem Marktplatz der süddeutschen Stadt Mannheim mit einem Messer auf mehrere Menschen los. Die Polizei setzte ihn mit einer Schusswaffe ausser Gefecht.
Der Täter, wie der «Spiegel» berichtet ein 25-Jähriger, der in Afghanistan geboren wurde, überlebte. Nach ersten Erkenntnissen gehen die Ermittler von einem islamistischen Motiv aus. Der Mann soll bislang jedoch nicht als Extremist aufgefallen sein.
Mehrere Menschen, darunter auch ein Polizist, wurden verletzt. Wie Pax Europa in einer Mitteilung schreibt, handelt es sich bei einem der Opfer um Islamkritiker Michael Stürzenberger (59). Stürzenberger hat eine bewegte Karriere hinter sich. Zunächst arbeitete er als Journalist für RTL und Sat1, wurde dann Pressesprecher der Münchner CSU und wandelte sich zu einem scharfen Kritiker des Islams.
Freund starb bei Terroranschlägen in Mumbai
Die Funktion bei der CSU hatte Stürzenberger in den Jahren 2003 und 2004 inne. Später trat er aus der CSU aus und wurde Mitglied der Partei «Die Freiheit», die bis 2016 existierte.
Stürzenbergers Wandel zum Anti-Islam-Aktivisten ist eigenen Angaben zufolge auf einen Schlüsselmoment in seiner Biografie zurückzuführen: Bei den Terroranschlägen im indischen Mumbai im November 2008 töteten Islamisten seinen Freund und damaligen Parteikollegen Ralph Burkei (†51).
Heute ist Stürzenberger Mitglied der Gruppe Pax Europa und engagiert sich bei der umstrittenen Bewegung «Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» (Pegida). Der 59-Jährige ist darüber hinaus als Autor bei «Politically Incorrect» (PI) bekannt, einem Blog, der vom deutschen Bundesverfassungsschutz als «erwiesen extremistisch» eingestuft wird.
Beim Verfassungsschutz unter Beobachtung
Stürzenberger wurde jahrelang vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Sein Name tauchte von 2013 bis 2022 in dessen Verfassungsschutzbericht unter «Verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit» auf. Der Anti-Islam-Aktivist sammelte Unterschriften gegen eine Moschee in München und trat häufig als Redner bei Kundgebungen und Veranstaltungen auf.
Auch in Mannheim sollte Stürzenberger eine Rede halten. Doch dann stach der Messer-Angreifer auf ihn ein. Stefanie Kizina von BPE erklärt gegenüber «Bild»: «Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht.»
Am späten Abend meldet sich Stürzenberger dann auf seinem Telegram-Kanal. Seine Not-OP sei gut verlaufen. Sie habe zweieinhalb Stunden gedauert. «Herzlichen Dank an alle beteiligten Ärzte, Chirurgen, weiteres medizinisches Personal und Pfleger. Ich hoffe, dass der Polizist mit dem Nackenstich und alle anderen Verletzten auch bald wieder wohlauf sind.»