Hier kam es zur Messerattacke
1:05
Motiv noch unklar:Hier kam es zur Messerattacke

Messerangriff in Mannheim (D)
Staatsanwaltschaft eröffnet Haftbefehl wegen Mordes

In Mannheim hat Ende Mai ein Mann während einer Kundgebung auf mehrere Menschen eingestochen. Dabei starb ein Polizist. Nun eröffnete die zuständige Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Mordes.
Publiziert: 24.06.2024 um 12:00 Uhr
|
Aktualisiert: 24.06.2024 um 15:43 Uhr
1/5
Der Täter (links im Bild) sticht von hinten auf einen Polizisten ein.
Foto: Screenshot X

In Mannheim (D) ereignete sich Ende Mai eine schreckliche Tat. Ein Mann stach bei einer Kundgebung der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) auf mehrere Menschen ein. Ein junger Polizist starb. Nun eröffnete die zuständige Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Mordes. Dem 25-jährigen Sulaiman A.* wird Mord, versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie die Bundesanwaltschaft am Montag mitteilte. 

Bei einem der Opfer handelt es sich um den bekennenden Islamkritiker und Pax-Europa-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger (59). Stürzenberger ist zudem ehemaliger Pressesprecher der Münchner CSU. Bilder in den sozialen Medien zeigten, wie auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen am Boden lagen. 

Sofort eilten Polizisten herbei, um den Täter zu überwältigen. Dabei wurde ein Polizist selbst schwer durch den Angreifer verletzt. Wie die deutschen Behörden am Sonntagabend mitteilten, erlag er im Spital seinen schweren Verletzungen. Zuvor musste er bereits in ein künstliches Koma versetzt werden. 

Stiche in Gesicht und Bein

Umstehende hatten während dem Angriff versucht, den Messerstecher zu stoppen. Ohne Erfolg. Die Beamten mussten in Folge zur Schusswaffe greifen, um den Täter ausser Gefecht zu setzen. Gegen den Angreifer (25) wurde ein Haftbefehl erlassen. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie Staatsanwaltschaft Karlsruhe und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag mitteilten. Der mutmassliche Täter lebe seit 2014 in Deutschland. Er sei verheiratet, habe zwei Kinder. Die Wohnung des in Afghanistan geborenen Mannes im Raum Hessen sei durchsucht worden. Der Angreifer ist derzeit nicht vernehmungsfähig. Auch das Motiv sei weiter unklar, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts Baden-Württemberg am Sonntag.

Stefanie Kizina, Schatzmeisterin der BPE, erklärte gegenüber «Bild», dass Stürzenberger notoperiert werden musste. Er sei im Bein und Gesicht getroffen worden. Lebensgefahr würde nicht bestehen. Insgesamt drei Menschen wurden verletzt, wie es von Polizei-Seite heisst. Darunter der mittlerweile verstorbene Polizist.

«Wäre Bestätigung von grosser Gefahr»

Über den Angriff sagte Kizina: «Das war keine Attacke, sondern ein Terror-Akt. Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein. Religionskritik muss erlaubt sein, ist Kernelement der europäischen Aufklärung!»

Bei der Bürgerbewegung Pax Europa handelt es sich um einen rechtspopulistischen Verein, der sich nach eigenen Angaben der «Bewahrung christlich-jüdischer Kultur in Deutschland und Europa und der Erhaltung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet» fühlt.

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser erklärte am späteren Nachmittag, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. «Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der grossen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.» «Über die Motivation des Täters können wir noch nichts sagen», ergänzte später auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der Staatsschutz hat die Ermittlungen mittlerweile übernommen.

«Brutale Terrorattacke»

Wie der «Spiegel» berichtet, gehen die Ermittler nach ersten Einschätzungen von einem islamistischen Motiv für den Messerangriff aus. Gesichert sei dies allerdings noch nicht. Beim Angreifer soll es sich um einen 25-Jährigen handeln, der in Afghanistan geboren wurde und rund 40 Kilometer von Mannheim entfernt lebte. Als Extremist sei er bislang nicht aufgefallen.

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hat den Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz als Terrorattacke bezeichnet. «Im Namen der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtgesellschaft verurteile ich diese niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung auf das Schärfste», sagte der CDU-Politiker am Freitag.

Islamist verherrlicht Angriff

Am Abend nach der Tat machte auf Tiktok ein verstörendes Video eines «Imam Meta» die Runde. Darin begrüsst der Islamist die Messerattacke, wie die «Bild» berichtet. «Endlich eine gute Nachricht», sagte er etwa zum Angriff auf den Islamkritiker Stürzenberger. Den Täter bezeichnete er als «Freund» und «Vorbild» und versprach, ihm Geld zu schicken. Zudem drohte der Mann, dass so etwas jedem passiere, «der den Islam kritisiert» – und er liess immer wieder ein imaginäres Messer niedersausen. 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte das Video gegenüber der «Bild» aufs Schärfste. «Den mörderischen Messerangriff zu verherrlichen, ist widerwärtig und menschenverachtend. Wer das tut, muss mit aller Härte des Strafrechts verfolgt werden. Unsere Sicherheitsbehörden gehen dem konsequent nach», sagte sie. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki zeigte sich gegenüber der Zeitung entsetzt: «Der Hass, der nach dem schrecklichen Attentat Bahn bricht, ist widerlich und abstossend.» Überraschend sei dies aber längst nicht mehr. «Seit Jahrzehnten reden wir über Parallelgesellschaften und Zulauf zu Islamisten», so er. Auch weitere Politiker forderten Konsequenzen und ein härteres Vorgehen gegen Islamisten. Das Bundeskriminalamt ermittelt gegen den Mann im Tiktok-Video. Auch Cyber-Spezialisten wurden zusammengezogen.

*Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden