Um Spitäler zu entlasten
Deutsches Bundesland plant Corona-Lockdown für Ungeimpfte

Auch in Deutschland steigen die Corona-Ansteckungszahlen wieder stark an. Weil Ungeimpfte die Intensivstationen besonders beanspruchen, will Baden-Württemberg nun extra für diese Bevölkerungsgruppe neue Regeln aufstellen.
Publiziert: 29.08.2021 um 11:31 Uhr
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In Städten wie Stuttgart könnte es so etwas wie einen Lockdown wieder geben – allerdings nur für Ungeimpfte.
Foto: Keystone

Gleich hinter der Schweizer Grenze, im süddeutschen Bundesland Baden-Württemberg, könnten die Corona-Massnahmen bald massiv verschärft werden – für Ungeimpfte! Damit wollen die Verantwortlichen die stark ansteigenden Infektionszahlen wieder unter Kontrolle bekommen.

Konkret sieht der Plan bei den Nachbarn so aus: Liegen im Bundesland mehr als 300 Corona-Patienten auf den Intensivstationen, soll in Restaurants oder zu kulturellen Events nur noch zugelassen werden, wer die Corona-Impfung hinter sich hat. Also quasi ein Lockdown für Ungeimpfte, wie die «Bild am Sonntag» berichtet.

«Es wäre falsch, alle in Mithaftung zu nehmen»

Politiker Thomas Strobl (61) ist Chef der CDU in Baden-Württemberg. Er wolle dem Inzidenz-Anstieg unter den Ungeimpften nicht tatenlos zusehen, sagt er gegenüber der Zeitung. «Wenn es auf die Intensivstationen durchschlägt, muss man handeln. Es wäre falsch, dann alle in Mithaftung zu nehmen, auch die Geimpften – deshalb wird es für Ungeimpfte andere Regeln geben als für Geimpfte.»

Neben möglichen Zutrittsverboten werden auch wieder Kontaktbeschränkungen in Erwägung gezogen – zum Beispiel, dass sich unter Ungeimpften nur noch zwei Familien treffen sollen.

Ungeimpften-Lockdown wird auch kritisiert

Momentan sind in Baden-Württemberg um die 100 Corona-Patienten auf Intensivpflege angewiesen. Doch der angesprochene Grenzwert von 300 Patienten könnte gemäss Landesgesundheitsamt schon in einer Woche erreicht werden. Bei der zweiten und dritten Welle hatten die Spitäler zwischenzeitlich bis zu 600 Covid-Intensivpatienten zu betreuen.

Die Pläne eines Ungeimpften-Lockdowns stossen nicht nur auf Unterstützung. Der deutsche Gesundheitsexperte und SPD-Politiker Karl Lauterbach (58) ist zwar grundsätzlich für Massnahmen, die ausschliesslich Ungeimpfte betreffen. Er warnt aber vor zu grossen Eingriffen ins Privatleben der Menschen. Lauterbach hofft stattdessen auf einen Erfolg des Modells, wie es derzeit in Hamburg zur Anwendung kommt. Dort können seit Samstag Restaurants oder Kinos freiwillig nur noch Geimpfte und Genesene einlassen. (cat)

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