Um Kinder zu schützen
Lauterbach fordert Rauchverbot im Auto, um Kinder zu schützen

Gesundheitsminister Karl Lauterbach sorgt in Deutschland für mächtig Wirbel. Er will das Rauchen im Auto verbieten, wenn Kinder oder Schwangere dabei sind. Das Vorhaben stösst auf heftige Gegenwehr. Auch der ADAC hält nichts vom Verbot.
Publiziert: 10.07.2023 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2023 um 11:35 Uhr
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Gesundheitsminister Karl Lauterbach will das Rauchen im Auto verbieten, wenn Kinder und Schwangere mit im Wagen sitzen.
Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60) will das Rauchen in Fahrzeugen verbieten lassen, wenn Minderjährige oder Schwangere an Bord sind. «Kinder und Schwangere brauchen einen besseren Schutz in der Gesellschaft», zitierte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag den Minister. Durch Passivrauchen könnten bei ihnen «bleibende Schäden» entstehen. Lauterbach sei der Ansicht, dass ein Rauchverbot im Auto im Beisein von Kindern und Schwangeren «schon früher» hätte eingeführt werden müssen.

Das Verbot soll im Nichtraucherschutzgesetz verankert werden, sagte der Sprecher. Die Umsetzung der Gesetzesänderung würde im Rahmen der geplanten Cannabis-Legalisierung umgesetzt. Der Entwurf für das Rauchverbot befinde sich in Abstimmung mit den anderen Ressorts.

Ob es wirklich verabschiedet wird, ist fraglich. Denn schon jetzt regt sich Widerstand. «Ich halte nichts von Verboten, die kaum durchsetzbar und von fragwürdigem Wert sind», sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann (60), den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Einen gesundheitlichen Effekt hätte ein solches Verbot nicht, argumentierte der FDP-Abgeordnete. «Wenn in den 30 Minuten im Auto nicht geraucht wird, aber dafür den ganzen Tag in der Wohnung, ist weder Kindern noch Schwangeren geholfen.»

Kaum kontrollierbar

Auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) ist skeptisch. Er zog die Umsetzbarkeit eines solchen Rauchverbots in Zweifel. «Eine gesetzliche Regelung sehen wir auch deswegen kritisch, weil ein solches Verbot nicht oder kaum kontrolliert werden könnte», sagte ein Sprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Es gibt aber Rückendeckung für das Rauchverbot. Zum Beispiel vom Deutschen Krebsforschungszentrum: Es verwies darauf, dass laut den jüngsten Zahlen von 2018 rund 800'000 Minderjährige dem passiven Rauchen im Auto ausgesetzt sind.

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«Es sollte selbstverständlich sein, in der Gegenwart von Ungeborenen, Kindern und Jugendlichen nicht zu rauchen.»
Sprecher der Bundesärztekammer
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Auch die Bundesärztekammer befürwortetet die Pläne. «Dieses Verbot ist überfällig, denn Passivrauchen schadet der Gesundheit massiv. Das gilt insbesondere für Ungeborene, Kinder und Jugendliche», sagte ein Sprecher dem RND. «Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, in ihrer Gegenwart nicht zu rauchen. Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, muss der Staat eingreifen.»

Rauchverbot sogar für das eigene Zuhause

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte geht noch weiter. Gebraucht werde «dringend das Rauchverbot zu Hause», sagte ein Verbandssprecher der «Bild». «Vor allem in den eigenen vier Wänden nehmen Kinder den grössten Schaden durch passives Rauchen.»

Die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Nichtrauchen, Ulrike Helbig, denkt sogar an ein Rauchverbot, wenn nur Erwachsene in der Wohnung sind: «Im Privathaushalt ist das Verbot sinnvoll – bei Familien, aber auch bei Paaren.» Mitglieder des Aktionsbündnisses sind unter anderem die Bundesärztekammer und die Deutsche Krebshilfe.

Deutschland wäre übrigens nicht das erste Land in Europa, das ein solches Rauchverbot einführt. In Griechenland, Finnland und Zypern gibt es bereits Verbote. Dort darf nicht geraucht werden, wenn Minderjährige im Auto mitfahren. Auch in Frankreich gilt ein Rauchverbot, sobald minderjährige Kinder – jünger als 18 Jahre – mit an Bord sind. Ansonsten droht eine Busse von 68 Euro. In Italien darf auch nicht im Beisein von Schwangeren geraucht werden. (AFP/jmh)

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