Diese Nachricht sorgte in der Ukraine für Wirbel: Das Halbnackt-Model Ksyusha Maneken (30) hat einen Militärorden erhalten. Sowohl die Schönheit als auch der Geheimdienst versuchten das Ganze zu erklären – mit mässigem Erfolg. Denn: Im Krieg herrscht höchste Geheimhaltungsstufe. Übrig geblieben sind Spekulationen: Maneken soll als Escort für den ukrainischen Militärgeheimdienst (GUR) gearbeitet haben, um so an wichtige Informationen aus russischen Kreisen zu kommen.
Spioninnen wie Maneken spielen in Kriegen eine wichtige Rolle. Das zeigt die Historie. Geheimdienste waren zwar «im historischen Rückblick eher eine männliche Domäne, in der weiblichem Personal eher wenig zugetraut wurde», erklärt der Wissenschaftler Christoph Ewering (37) vom deutschen Spionagemuseum in Berlin gegenüber Blick. «Und doch sind immer wieder Frauen hochkarätige Agentinnen, Doppelagentinnen und Informantinnen geworden», erklärt er.
Agentinnen und die «Honigfalle»
Welche Aufgaben die Geheimdienstlerinnen genau ausführen, hängt «von ihrer tatsächlichen Position ab, ob sie als Führungsoffizierin mit Informanten arbeiteten, als Doppelagentin unterwegs waren oder gewonnene Erkenntnisse» auswerten, ergänzt Ewering. Frauen würden auch gerne in den als «Honigfalle» benannten Operationen eingesetzt. Dabei sollen «mittels intimer Beziehungen Informationen gewonnen werden».
Diese oft in Filmen und Büchern verwendete Darstellung wird von manchen Experten kritisch gesehen. Noch immer würden Geheimagentinnen «dauernd sexualisiert», schreiben Ann-Katrin Müller und Maik Baumgärtner in ihrem Buch «Die Unsichtbaren – wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben».
Agentinnen könnten viel mehr, als nur mit den «sprichwörtlichen Waffen einer Frau» zu kämpfen, betonen sie. Manche ihrer Geschichten könnten direkt aus einem Spionagethriller entsprungen sein. «Spiegel»-Redakteurin Müller sagte im «Deutschlandfunk»: «Frauen haben erstaunlich krasse Dinge getan.»
Was motiviert die Frauen, sich den Gefahren der geheimdienstlichen Tätigkeit auszusetzen? «Grundsätzlich trieb die Agentinnen das Gleiche an wie ihre männlichen Kollegen, also Abenteuerlust, Interesse, politische Einstellung oder auch Geldnot, je nachdem», sagte Müller den Tamedia-Zeitungen. Es reiche ihnen nicht aus, «nur die kleinere Rolle auszufüllen, die ihnen die Gesellschaft zugedacht hatte».
Viele von ihnen führten ein aufregendes Leben – das mitunter auch vorzeitig zu Ende ging. Blick stellt die bekanntesten Damen im Dienste der Geheimdienste vor.
Mata Hari
Margaretha Geertruida Zelle alias «Mata Hari» war eine niederländische Nackttänzerin, die für den deutschen Geheimdienst arbeitete. Ihr malaiischer Künstlername bedeutet so viel wie «Auge des Tages». Die Deutschen führten sie unter dem Decknamen «H 21».
Nachdem ihre Ehe mit dem 20 Jahre älteren Kolonialoffizier Campbell Rudolph MacLeod gescheitert war, verdingte sie sich in Paris mehr schlecht als recht als Modell für Maler. Berühmt wurde sie erst, als sie sich als exotische Nackttänzerin aus Indien ausgab. 1907 kam sie im Zuge eines Auslandsauftritts erstmals nach Berlin. Hier gab sie sogar eine Vorstellung für den deutschen Kaiser Wilhelm II. und dessen Familie.
Für den deutschen Geheimdienst begann sie ab dem Spätherbst 1915 zu arbeiten. Ein Jahr später soll sie vom französischen Geheimdienst angeworben worden sein. Ihre Aufgabe: Die deutschen Aktivitäten ausspionieren. Sie spionierte jedoch vor allem weiter für Deutschland. Mata Hari kannte durch ihre Auftritte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, doch bis heute ist unklar, ob und wie viele Informationen sie weitergegeben hat. Ihr Salär nutzte sie zur Tilgung ihrer Schulden, die sie im Ersten Weltkrieg hatte aufnehmen müssen.
1917 wurde sie vom französischen Militärgericht wegen Doppelspionage und Hochverrats trotz weniger Beweise verurteilt. Am 15. Oktober 1917 wurde sie durch ein Exekutionskommando erschossen.
Elisabeth «Elsbeth» Schragmüller
Die deutsche Staatswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Schragmüller, genannt Elsbeth, lernte 1914 nach ihrer Promotion auf einer Reise den deutschen Generalgouverneur Colmar von der Goltz kennen. Er setzte sie zunächst ein, um beschlagnahmte Briefe belgischer Soldaten auszuwerten. Schragmüller war darin so talentiert, dass sie schnell in die Kriegsnachrichtensammelstelle aufstieg.
1915 war sie bereits Leiterin der Spionageabteilung in Antwerpen – für eine Frau ein absolutes Novum. Schragmüller soll in ihrer Geheimdienst-Zeit die Führungsoffizierin von Mata Hari gewesen sein. Um die Frau mit dem Übernamen «Fräulein Doktor» ranken sich zahlreiche Mythen: 1916 soll sie mit gefälschten Papieren zur belgischen Front gereist sein, um Informationen über die Alliierten einzuholen. Auf dem Rückweg verkleidete sich die Spionin als Bäuerin, um unerkannt zu bleiben.
Nach eigenen Angaben hat die Agentin ihren Schreibtisch aber fast nie verlassen. Sie sammelte vielmehr Informationen, fing Nachrichten ab und rekrutierte Agenten. Sie sprach fliessend Englisch und Französisch. Ihre Berichte unterzeichnete sie teils mit Leutnant Schragmüller. Die deutsche Armeeführung fand erst später heraus, dass es sich bei ihr um eine Frau handelte.
Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sie sich wieder ihrer akademischen Karriere. Am 24. Februar 1940 starb sie im Alter von 52 Jahren an Knochentuberkulose.
Lydia Oswald
Lydia Oswald, in St. Gallen geboren, soll von Elsbeth Schragmüller angeworben worden sein. In Lindau am Bodensee wurde sie zur Spionin ausgebildet. Die «Schweizer Mata Hari» spionierte für die Deutschen zunächst in Paris und Marseille, ab 1935 dann in den Militärhäfen von Toulon und Brest. In Brest ging «die Spionin mit den smaragdgrünen Augen» eine Beziehung mit einem Leutnant zur See ein. So konnte sie auf einfache Weise an möglichst viele Informationen kommen. Als der Leutnant in die Karibik versetzt wurde, bandelte sie mit dessen Freund, einem Kapitänleutnant, an.
Am 2. März 1935 wurde Oswald am Bahnhof von Brest verhaftet. Neun Monate lang sass sie daraufhin im Knast. Später wurde sie Journalistin, drehte Dokumentarfilme und reiste um die Welt. 1982 starb sie in Zürich.
Nathalie «Lily» Sergueiew
Nathalie Sergueiew erblickte 1912 in St. Petersburg das Licht der Welt. Aufgewachsen in einer Exilanten-Familie in Paris liess sie sich 1940 von den Deutschen als Spionin anwerben. Fortan widmete sie sich Geheimschriften und der Verwendung von Chiffren und Morsecodes.
Später wurde sie nach England eingeschleust. Dort wandte sie sich umgehend an den britischen Geheimdienst MI5 und arbeitet als Doppelagentin unter dem Decknamen «Treasure». Sie fütterte die Deutschen mit falschen Angaben und trug massgeblich zum Erfolg des D-Day bei. Der Tag läutete die Wende im Zweiten Weltkrieg ein und war entscheidend für die Befreiung Europas von den Nationalsozialisten.
Anna Chapman
1982 kam Anna Chapman (41) in Wolgograd als Tochter eines ehemaligen KGB-Offiziers zur Welt. 2002 heiratete sie den Briten Alex Chapman. Die Russin geriet Ende Juni 2010 in die Schlagzeilen, weil sie gemeinsam mit neun weiteren Mitgliedern eines russischen Spionagerings in den USA verhaftet wurde. Zum Zeitpunkt der Festnahme arbeitete die rothaarige Schönheit, die Boulevardzeitungen als «Agentin 00Sex» betitelten, als Immobilienmaklerin in New York.
Sie soll aus den USA geheime Informationen an die Russen weitergegeben haben. Ausserdem soll sie während ihrer vierjährigen Ehe Millionen nach Simbabwe überwiesen haben, um den russischen Geheimdienst dort finanziell zu unterstützen. Im Rahmen eines Agentenaustauschs kehrte sie später nach Russland zurück. Heute arbeitet sie als TV-Moderatorin, Model und Modedesignerin.
Katharina von Wattenwyl
Katharina von Wattenwyl arbeitete Ende des 17. Jahrhunderts als Agentin für die französische Krone. Die Bernerin belieferte den französischen Botschafter Jean-Michel Amelot mit Informationen, die unter anderem direkt aus der Hand des profranzösischen Berner Schultheissen (heutiger Gemeindepräsident) Sigismund von Erlach stammten. In der Schweiz wurde sie so später als «Spionin des Sonnenkönigs» Ludwig XVI. bekannt.
Im Dezember 1689 flog sie auf. Die Berner Obrigkeit nahm sie mitten in der Nacht fest und klagte sie wegen Hochverrats an. Sie wurde zum Tode verurteilt, später wurde die Strafe in eine lebenslange Verbannung umgewandelt.
Ethel Rosenberg
Ethel Rosenberg wurde 1953 als Spionin auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet – obwohl sie gar keine Spionin war. Ethel und ihr Mann Julius waren überzeugte Kommunisten. Der Fall sorgte für Wirbel. Papst Pius XII. und andere bekannte Persönlichkeiten wie der Philosoph Jean-Paul Sartre oder die Künstlerin Frida Kahlo sprachen sich gegen die Todesstrafe aus.
Dem Ehepaar wurde vorgeworfen, massgebliche Informationen über die Atombombe an die Russen übergeben zu haben. Ethels Bruder hatte die Vorwürfe erhoben – dabei war er es, der der Sowjetunion die wichtigen Informationen geliefert hatte. Vor Gericht belastete er seine Schwester und seinen Schwager schwer, um selbst aus der Sache herauszukommen.