Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk (46), sorgt mit seinen Aussagen über die deutsche Regierung regelmässig für Schlagzeilen. Bundeskanzler Olaf Scholz (64) bezeichnete er im Mai als «beleidigte Leberwurst». Den SPD-Politiker Michael Roth (51) nannte er sogar «Arschloch».
In einem Interview mit «Spiegel» spricht Melnyk nun wieder Klartext – diesmal über den russischen Präsidenten. «Putin ist wie eine Symbiose aus Hitler und Stalin», sagt er.
«Ukraine als Volk vernichten»
Der Grund für diese Aussage ist laut Melnyk einfach: «Beide waren für die Ukraine eine Katastrophe, beide wollten die Ukraine als Volk vernichten.» Und Putin mache derzeit genau das Gleiche. Er wolle nicht nur die Territorien sammeln und «ins Reich zurück holen», sondern auch die ukrainische Sprache ausrotten und die Kultur des Landes vernichten.
Schon vor einigen Wochen sagte Melnyk, dass Wladimir Putin (69) aus seiner Sicht schlimmer als Adolf Hitler (1889–1945) wäre. In Deutschland sorgte diese Aussage für Unbehagen – gerade hinsichtlich der rund sechs Millionen ermordeten Juden während des Zweiten Weltkriegs.
Opferzahlen nicht vergleichbar
Dass man seine Vergleiche in Deutschland nur bedingt verstehen würde, ist für Melnyk verständlich. Ihm sei auch bewusst, dass auch die Zahl der Opfer bei weitem nicht vergleichbar sei. Es gehe dabei aber nicht um die Opferzahlen an sich, sondern um die Methoden und Zielsetzungen Putins.
Im «Spiegel»-Interview verteidigte Andrij Melnyk auch seine energische Art. Er wolle damit keine Aufmerksamkeit suchen. Es seien lediglich seine Emotionen bezüglich dieses Krieges. «Es gibt kaum eine Familie in der Ukraine, die nicht vor diesem Krieg betroffen ist», sagt er. Auch enge Freunde von ihm würden derzeit an der Front kämpfen.
Mehr zum Ukraine-Krieg
Vom Sieg überzeugt
Trotz aller Widrigkeiten ist Andrij Melnyk davon überzeugt, dass die Ukraine den russischen Aufmarsch stoppen kann. «Die Russen rücken voran, aber nicht so schnell wie sie es sich wünschen – und nur unter riesigen Verlusten», sagt er.
Und: Wenn endlich schwere Waffen aus dem Ausland kommen würden, dann könnte man es den Russen zeigen, so Melnyk. Erst wenn sie auf dem Schlachtfeld keine Chance mehr sehen würden, wären sie zu echten Verhandlungen bereit. (bra)