Nach Grossbritannien, Brasilien, Südafrika und Indien hat nun auch die Schweiz eine eigene Corona-Variante. Entdeckt haben sie Forscher des medizinischen Instituts IRCCS in Candiolo nahe Turin in Zusammenarbeit mit Bioinformatikern des Italian Institute for Genomic Medicine. Sie sei eben so ansteckend wie die britische Mutante, teilen die Forscher in einem Communiqué der Region Piemont mit.
«Am Wochenende ist die Variante in unserem Institut sequenziert worden», sagt Antonino Sottile (58), Generaldirektor des IRCCS in Candiolo gegenüber Blick. Patient sei ein 57-jähriger Italiener aus dem Raum Turin mit milden Corona-Symptomen. Wo der Mann sich mit der Mutation angesteckt hat, wisse man noch nicht. «Wir müssen erst die Ansteckungskette zurückverfolgen», so der Mediziner.
Mutante kommt weltweit zu 69 Prozent in der Schweiz vor
Dass das mutierte Virus als Schweizer Variante bezeichnet werde, liegt laut ihm an der Häufigkeit seines Auftretens. In der Tat taucht die Variante weltweit gesehen zu 69 Prozent in der Schweiz auf. Laut der vom «Center for Genomic Pathogen Surveillance» eingerichteten Registrierungssoftware für Corona-Varianten «Phylogenetic Assignment of Named Global Outbreak Lineages», kurz PANGOLIN genannt, wurden in der Schweiz bereits 1123 Sequenzierungen der neuen Variante festgestellt.
An zweiter Stelle liegt Deutschland mit 225 bekannten Fällen, an dritter Grossbritannien mit 79, an vierter Dänemark mit 38, gefolgt von Finnland mit 26 Infektionen.
Turiner Patient war schon einmal an Corona erkrankt
Das neue Virus B.1.1.39 soll, so die italienischen Forscher, eben so ansteckend sein wie die britische Variante. Offenbar kann sie auch Menschen treffen, die schon Antikörper haben. So war der 57-jährige italienische Patient im November 2020 schon einmal an Corona erkrankt. Jetzt steckte er sich erneut an.
Die Entdeckung der Schweizer Varianten wurde sofort auf der offiziellen Website der Region Piemont veröffentlicht. Dabei betonte die Regierung, die Schweizer Variante sei nicht mit jener indischen Variante zu verwechseln, die in der Schweiz bei einem Patienten diagnostiziert wurde.
«Wir müssen auf der Hut bleiben»
Die sogenannte Schweizer Variante ist die vierte, die den Piemont erreicht hat. Acht weitere Fälle sind in anderen Teilen des Landes gemeldet worden. Die britische Variante hat sich bislang am hartnäckigsten durchgesetzt und macht in dieser Grenzregion zur Schweiz 90 Prozent der Neuinfektionen aus. Die Schweizer Variante sei offenbar der britischen sehr ähnlich und könne durch Impfstoffe bekämpft werden, so die Forscher.
Der Schweizer Virologe Andreas Cerny (64) hält das neue Virus für nicht so gefährlich wie andere Varianten. «Es ist bereits seit Anfang April 2020 unterwegs und zirkuliert mittlerweile in verschiedenen Ländern in kleiner Zahl», sagt der Luganeser Arzt, «es hat die anderen Varianten wie beispielsweise die Britische nicht verdrängen können.»
«Wir müssen mit den Corona-Varianten auf der Hut bleiben», erklärte der Gesundheitsminister der Region Piemont Luigi Icardi (60) gegenüber italienischen Medien. Die südafrikanische und brasilianische Variante habe man mit gezieltem Tracing in den Griff bekommen. Diese Varianten würden sich zurzeit nicht weiter ausbreiten, sagte der Politiker und betonte: «Die Impf-Kampagne bleibt fundamental wichtig, um die Ausbreitung von Mutanten einzuschränken.»