Die indische Variante B.1.617 ist in der Schweiz. Sie wurde bei einem Passagier entdeckt, der über einen Transitflughafen in einem europäischen Land einreiste, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Samstag mitteilte.
Blick weiss: Die Person wurde bereits vor Wochen getestet! «Die Probe stammt aus einem Abstrich von Ende März aus Solothurn», sagt Tanja Stadler (40), Biostatistikerin der ETH Zürich und Mitglied der Covid-Taskforce. Sie informierte das BAG am Freitag über den Fund.
Es war eine Frage der Zeit
Unter bis zu 1000 Proben, welche pro Woche schweizweit untersucht werden, sei B.1.617 noch ein Einzelfall. «Die Genom-Überwachung wird laufend ausgebaut, um eine mögliche Ausbreitung dieser oder anderer Varianten schnell zu erkennen», sagt Stadler.
Klar ist: Der Fund war nur eine Frage der Zeit. «Wir stellen eine sehr hohe Zirkulation des Virus auf der ganzen Welt fest. Und je zahlreicher es zirkuliert, desto grösser ist die Gefahr, dass bedenkliche Mutationen entstehen und sich verbreiten», sagt Stadler.
Aber wie gefährlich ist die neue Variante? «B.1.617 breitet sich in Indien sehr schnell aus und weist Mutationen auf, welche eine Immunantwort nach vorhergehender Impfung abschwächen könnte», erklärt Stadler. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft B.1.617 erst als Variante «unter Beobachtung», nicht als «besorgniserregende Variante» ein.
Indische Krematorien am Anschlag
In Indien explodieren derzeit die Fallzahlen, innert vier Tagen kamen mehr als eine Million Infizierte hinzu. Täglich werden tausende Tote vermeldet, die Krematorien stehen vor dem Kollaps.
An einer Pressekonferenz am Dienstag sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, dass die Variante «potenziell immun-invasiv» sei. «Man weiss im Moment noch zu wenig, um bereits Massnahmen zu evaluieren».
Nachdem die Indien-Variante in der Schweiz aufgetaucht ist, prüft man beim Bund, ob Indien auf die Risikoliste gesetzt wird. Für einige Politiker ist der Fall klar. Ruth Humbel (63, Die Mitte) sagt: «Indien gehört auf die Liste, Direktflüge sind zu stoppen».
Ähnlich klingt es bei Martin Bäumle (56, GLP). Er sagt, weil man wenig über die Mutation wisse, sei das Vorsorgepronzip anzuwenden.
Wie das BAG gegenüber Blick sagt, werde gerade darüber gesprochen, Indien möglichst bald auf die Liste der Risikoländer zu setzen. Das Land sei bereits auf der Liste des SEM, das heisst, dass nur Schweizer Bürgerinnen oder Bürger oder Personen mit Aufenthaltstitel aus Indien einreisen dürfen.
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