«Und am 14. Juni 1946 blickte Gott auf sein geplantes Paradies und er sprach: ‹Ich brauche einen Bewahrer, einen Hirten.› Also hat Gott Trump geschaffen.» Die Worte klingen, als wären sie direkt der biblischen Schöpfungsgeschichte entsprungen. Doch es sind Sätze aus dem neuesten Wahlkampfvideo, für den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (77).
Der Sprecher erklärt, Gott habe Trump geschaffen, um folgenden Organisationen den heiligen Krieg zu erklären: Den Marxisten, dem Weltwirtschaftsforum (wo Trump selbst noch im Januar 2020 zu Gast war) oder auch dem korrupten, illegitimen Staat im Staate. Das Ziel des «göttlichen Bewahrers» kein geringeres, als Amerika wieder «zu seiner alten Grösse» zu führen.
Zwar wurde das Video nicht von Trumps eigener Kampagne produziert und publiziert, doch Trump teilte den Kurzfilm kürzlich auf «Truth Social», seiner eigenen Plattform. Dadurch erhielt das Video trotzdem einen offiziellen Charakter. Hält sich Trump tatsächlich für «Gottes Mann auf Erden»? Und kauft ihm das irgendjemand ab?
Evangelikale in Iowa unterstützen Trump
Ja! Wie die «New York Times» am Montag berichtet, hat Trump im diesjährigen Kampf um die US-Präsidentschaft viele Anhänger im evangelikal-christlichen Lager – besonders im Bundesstaat Iowa, wo am Montag die ersten republikanischen Vorwahlen stattfinden. Karen Johnson (67) sagt gegenüber der Zeitung beispielsweise: «Trump ist unser David und unser Goliath.» Sie ist nicht die einzige, die so denkt. «Ich habe zweimal für Trump gestimmt, und ich werde ihn wieder wählen», sagte Cydney Hatfield zur Zeitung. «Trump ist unser einziger Retter.»
Bei Trumps Kundgebung in Coralville (Iowa) sprach Joel Tenney (27), Evangelist, das Eröffnungsgebet. «Diese Wahl ist Teil einer heiligen Schlacht», sagte Tenney. «Wenn Donald Trump der nächste Präsident der USA wird, wird es Vergeltung für all jene geben, die das Böse in diesem Land gefördert haben.»
Milliardär Trump will sich mit einfachem Bauer vergleichen
Einen weiteren spannenden Aspekt des merkwürdigen Videos bemerkt Bastian Brauns, der aus Washington, D.C. für «T-Online» schreibt: Das Video versucht, den milliardenschweren Immobilien-Mogul Trump mit dem einfachen amerikanischen Bauern zu vergleichen.
Wie das geht? Text, Stil und sogar die Stimme aus Trumps Kampagnenfilm sind nahezu identisch mit einer Rede aus dem Jahr 1978. Ihr Titel lautete: «So God Made a Farmer» (Also schuf Gott einen Bauern). Gehalten hat sie der erzkonservative Radiomoderator Paul Harvey (1918-2009) im Rahmen einer Landwirtschaftsmesse. Gedruckt wurde sie dann 1986 in der «Altus Times».
Während es in Trumps Werbespot von 2024 heisst: «Ich brauche jemanden mit Armen, die stark genug sind, um den ‹Deep State› zu bekämpfen, und dennoch sanft genug, um sein eigenes Enkelkind zur Welt zu bringen…», hiess es 1978 bei Paul Harvey: «Ich brauche jemanden mit Armen, die stark genug sind, um ein Kalb niederzuringen, und dennoch sanft genug, um sein eigenes Enkelkind zur Welt zu bringen…»
Spätestens 2009 wurde die Rede in die amerikanische Popkultur katapultiert. Und zwar ausgerechnet in der Halbzeitpause des Superbowls, dem landesweit ausgestrahlten Saisonfinale im American Football. Der US-Truck-Hersteller Ram zeigte einen Werbespot, in dem Harveys Rede abgespielt wurde, gepaart mit Bildern aus dem ländlichen Amerika. Erst ganz am Ende des Werbefilms taucht dann das beworbene Auto auf. Dazu der Spruch: «An die Farmer in uns allen».
Wer steckt hinter dem Video?
Der gewiefte Kopf hinter dem Trump-Video heisst Brendan Dilley (41), der Host des Podcasts «The Dilley Show». Bereits vor einigen Wochen hat die «New York Times» ihn als Anführer von «Trumps Meme-Miliz» ausfindig gemacht. Dilley ist seit Jahren ein Unterstützer von Trump, und 2018 kandidierte er erfolglos für den Kongress in Arizona als «überzeugter Anhänger» der Bewegung «Make America Great Again», die von Trump 2016 ins Leben gerufen wurde.
In seinem Podcast hat Dilley seine Vision für sein Team dargelegt und erklärt, dass er hofft, alle 27 Mitglieder des Meme-Teams bis zur Wahl 2024 in Vollzeit einstellen zu können. «Wir brauchen 12 Monate, in denen alle Vollzeit daran arbeiten, Donald Trump zurück ins Weisse Haus zu ‹memen› und gleichzeitig Joe Biden zu zerstören», sagte er. Dilleys Motto: «Es muss nicht wahr sein. Es muss nur viral gehen.»