Zwei Todesanzeigen in einer Tessiner Zeitung gedenken Peter M.* (†78). Es ist die Familie, die Abschied nimmt und die Gemeinde Caslano TI, für die der ehemalige Gärtner 18 Jahre als Gemeinderat und Exekutiv-Mitglied diente. Zur Trauer kommt das Entsetzen dazu. Der gebürtige Kaltbrunner wurde im fernen Brasilien brutal umgebracht.
Das Tötungsdelikt geschieht in der Nacht auf den 3. Dezember 2020 in der 2,7-Millionen-Stadt Fortaleza. Am Morgen gegen 9 Uhr will die Putzfrau wie üblich zum Schweizer. Doch die Wohnung im 13. Stock ist verschlossen. Niemand antwortet auf das Klingeln. Die Frau alarmiert den Hauswart. Er und der Sicherheitsdienst rufen schliesslich die Polizei.
Beamte brechen kurz darauf die Tür des Apartments auf. Sie finden den Schweizer leblos auf dem Boden liegen, mit dem Gesicht nach unten. Hände und Füsse sind gefesselt. Peter M. ist geknebelt. Über den Kopf haben der oder die Täter eine Plastiktüte gestülpt, so heisst es hinter vorgehaltener Hand. Erste Ermittlungen gehen von einem Erstickungstod aus. Eine Obduktion soll die genaue Todesursache klären (BLICK berichtete).
Geliebte sitzt nun in U-Haft
Der Polizei fällt auf: Die Tür war von aussen verriegelt worden. Im Auto des Opfers findet die Spurensicherung den Schlüssel zur Wohnung, berichtet «cn7». Die Gerüchteküche beginnt zu brodeln. Nachbarn von Peter M. erzählen von zwielichtigen Damenbesuchen. Auch sei es hin und wieder laut geworden. Eine Frau gerät ins Visier der Ermittler: Es ist eine 28-jährige Prostituierte, mit der Peter M. offenbar ein engeres Verhältnis hatte.
Sie soll am Tag zuvor, am Mittwoch den 2. Dezember, beobachtet worden sein, wie sie mit dem Schweizer in dessen Wohnung ging, nach einigen Minuten diese wieder verliess und sich am PKW des Schweizers zu schaffen machte. Hat die Frau Peter M. betäubt, dann gefesselt und geknebelt? Die Polizei vermutet dies. Sofort geht die Fahndung raus. Wenig später wird die Frau verhaftet. Jetzt sitzt sie in U-Haft – und beteuert, den Mann nur gefesselt, aber nicht getötet zu haben, heisst es aus Insider-Kreisen. Ebenfalls im Visier der Kripo scheint die Putzfrau.
Peter M. wurde einen Monat vor dem Tod bestohlen
Motiv der Tat könnte Rache sein. Wie die Familie des Toten gegenüber La Regione bestätigte, sei Peter M. offenbar vor seinem Tod von dieser Geliebten bestohlen worden. Ticinolibero schreibt, die Tatverdächtige habe einen Monat zuvor mit der Kreditkarte von Peter M. versucht, dessen Konto zu räumen. Peter M. habe daraufhin die Frau wegen Betrugs und Diebstahls angezeigt. Dann sei das Paar wieder zusammen gekommen. Diente die Versöhnung nur dem Vorwand, dem Schweizer die Anzeige heimzuzahlen?
Währenddessen trauert die Familie im Tessin. «Ich habe meinen Vater noch die Woche zuvor über Skype gesprochen», sagt seine Tochter. «Er war so gut gelaunt und freute sich, endlich wieder auszugehen, nach zwei Monaten Lockdown.» Fast 40 Jahre lebte Peter M. im Tessin, war 18 Jahre davon Gemeinderat und Mitglied der Exekutive von Caslano TI. Vor 16 Jahren verkaufte er sein Gartenbau-Unternehmen und zog endgültig nach Brasilien. Dort soll er nun auch bestattet werden.
* Namen geändert