In Grossbritannien wurde eine neue Form des Coronavirus entdeckt. Ersten Schätzungen könnte diese Form des Virus rund 70 Prozent ansteckender sein als die alte Form.
Der deutsche Top-Virologe Christian Drosten (48) sieht in der neuen Form momentan noch kein grosses Risiko. Gegenüber «Deutschlandfunk» sagt er: «Ich bin darüber nicht so sehr besorgt im Moment.» Dennoch sei davon auszugehen, dass die neue Variante auch in Deutschland sei.
Durch Fehlverhalten der Bevölkerung ausgelöst?
Er begründet damit, dass die Datenlage zu der neuen Mutation noch sehr lückenhaft und wissenschaftlich nicht belastbar sei. Die Wissenschaftler aus Grossbritannien können derzeit noch keine genauen Aussagen zur neuen Variante machen. Die wichtige Frage laut Drosten: Ist die neu entdeckte Variante stärker übertragbar?
Zudem müsse geklärt werden: Löste die neue Variante des Virus eine neue Welle aus oder wurde es ganz allgemein durch das Fehlverhalten der Bevölkerung ausgelöst? Dafür spreche auch, dass die Mutation bereits im September in Grossbritannien entdeckt und auch schon in Australien, in den Niederlanden, Dänemark oder Belgien nachgewiesen worden sei, dort jedoch keine vergleichbare Entwicklung ausgelöst habe, wie in England.
Drosten sagt im Interview zu der offenbar schnelleren Übertragung des Virus: «Da muss man schon dazu sagen: Bei aller Kenntnis über dieses Virus würde einen das wundern, wenn sich so ein Parameter jetzt noch erheblich verändern würde.» Doch Drosten kann nur mit dem jetzigen Kenntnisstand argumentieren und sagt ebenfalls: «Ich will das nicht verharmlosen. Ich will da auch nicht voreingenommen sein.»
Schweizer Taskforce besorgt
Die Experten-Taskforce des Bundes geht davon aus, dass die Mutation in kleiner Zahl schon in der Schweiz ist. Die Taskforce schätzt die neue Variante des Coronavirus als «sehr problematisch» ein. Wenn sich eine Virus-Variante schnell ausbreite, müssten Kontakte noch weiter und schneller reduziert werden.
Die Taskforce verfolgt die Variante nach eigenen Angaben schon seit einigen Tagen. Man stehe diesbezüglich in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie britischen und südafrikanischen Virologen.
Die neue Virusvariante weise viele Mutationen im Spike Protein auf. Dieses helfe dem Virus, in die Zellen zu gelangen. Es gebe eine indirekte Evidenz, «dass sich die neue Virusvariante schneller ausbreitet». (myi/SDA)