Am 27. Juli haben sich auf dem zweithöchsten Berg der Welt, dem K2 in Pakistan, schockierende Szenen abgespielt. Der Pakistaner Mohammed Hassan (†27), der helfen sollte, Seile zu montieren, hing in 8200 Metern Höhe kopfüber in den Seilen und kämpfte um sein Leben. Zahlreiche Gipfelstürmer kamen an ihm vorbei. Doch anstatt zu helfen, stiegen sie über in hinweg. Niemand wollte den eigenen Triumph opfern, um dem Mann zu helfen.
Der Überlebenskampf des 27-Jährigen dauerte drei Stunden, wie «Explorersweb» berichtet. Am Ende verstarb Hassan elendiglich im Schnee. Zahlreiche weitere Bergsteiger ereilte beim Besteigen der weltweit höchsten Berge ein ähnliches Schicksal. Besonders viele Tote sind dieses Jahr am Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, zu beklagen.
Tückische Höhenkrankheit, Selbstüberschätzung
Bereits vor Saisonbeginn kamen dort drei Sherpas bei Vorbereitungsarbeiten ums Leben. In der Folge starben am Mount Everest (8848 Meter) allein bis Ende Mai 13 Menschen. Das sind doppelt so viele wie üblicherweise zum gleichen Zeitpunkt im Jahr.
Einer von ihnen ist der Kanadier Petrus Swart (†63). Er war oberhalb des Lagers IV an der akuten Höhenkrankheit erkrankt. Diese ist extrem tückisch: Steigt man zu schnell auf, kann sich im Gehirn Flüssigkeit ansammeln. Die anschliessende Gehirnschwellung kann rasch zum Tod führen.
Der ungarische Solo-Bergsteiger Suhajda Szilard (†40) bezahlte den Versuch, den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff und Untersützung von Sherpas zu besteigen, mit dem Leben. Der gehörlose Malaysier Muhammad Hawari Hashim verschwand zudem spurlos beim Abstieg. Es ist davon auszugehen, dass auch der 33-Jährige zu Tode kam.
Rekordzahl an Genehmigungen
Dass dieses Jahr am Mount Everest derart viele Todesfälle zu beklagen sind, hängt auch damit zusammen, dass eine Rekordzahl an Genehmigungen für die Besteigung ausgestellt wurde. Für die Saison 2023, die von Mai bis Juni dauerte, wurden 478 Bewilligungen vergeben.
Allein und ohne zusätzlichen Sauerstoff bestieg der Deutsche Luis Stitzinger (†54) den dritthöchsten Berg der Welt, den Kangchendzönga (8586 Meter) an der Grenze zwischen Indien und Nepal. Zwar gelangte er bis zum Gipfel. Doch ins Lager schaffte er es nicht zurück. Seine Leiche wurde später auf 8400 Metern Höhe gefunden.
Bei der Besteigung des 8125 Meter hohen Nanga Parbat in Pakistan kam ein polnischer Bergsteiger ums Leben. Paweł Tomasz Kopeć (38) starb im Juli ebenfalls an der akuten Höhenkrankheit. Der Nanga Parbat gilt als einer der gefährlichsten Achttausender der Welt.
Es gibt aber noch Helfer
Mehr zum K2-Drama
Dass es mitunter trotzdem noch Hilfsbereitschaft gibt unter Bergsteigern, zeigt die Rettung eines erfrierenden Expeditionsteilnehmers aus der Todeszone am Mount Everest durch einen Sherpa. Der Bergführer transportierte den erschöpften Mann im Mai allein von über 8000 Metern bis ins Camp IV, wo dieser der Rettung übergeben werden konnte.