Tengelmann-Erbe verschwand unter mysteriösen Umständen in Zermatt VS
Razzia bei Haubs Ex-Sicherheitschef

Eine Hausdurchsuchung beim Ex-Security-Chef des 2018 verschwundenen Tengelmann-Erben Karl-Erivan Haub löst neue Spekulationen über dessen Verschwinden aus. Hat Haub seinen Tod nur vorgetäuscht?
Publiziert: 13.04.2024 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2024 um 11:08 Uhr
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Das Verschwinden des Tengelmann-Erben Karl-Erivan Haub sorgt auch sechs Jahre nach seinem erklärten Tod noch für Schlagzeilen.
Foto: keystone-sda.ch

Das mysteriöse Verschwinden von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (58) bewegt seit Mitte April 2018 die Medienlandschaft. Damals verschwand der Milliardär auf einer Skitour in der Nähe von Zermatt VS. Später wurde er offiziell für tot erklärt. Jetzt rollt die Staatsanwaltschaft Köln den Fall neu auf. Ermittler durchsuchten das Haus von Haubs Ex-Security-Chef und leiteten ein Verfahren gegen den Bruder und heutigen Tengelmann-Chef Christian Haub (60) ein.

Wie «Focus» am Samstag berichtet, haben Ermittler das Haus von Haubs Ex-Security-Chef durchkämmt und im Anschluss technisches Gerät, wie zum Beispiel Computer, sichergestellt. Parallel dazu laufen die Untersuchungen gegen den Bruder. Bei diesen geht es um den Anfangsverdacht der falschen Versicherung an Eides statt.

Widerspruch in Dokumenten

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer teilte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit: «Aufgrund einer erstatteten Strafanzeige wird dem Vorwurf nachgegangen, der Bruder des Verschollenen, Christian Haub, habe im Mai 2021 vor dem Amtsgericht Köln eine Versicherung an Eides statt abgegeben, die teilweise falsch gewesen sei.»

In der eidesstattlichen Versicherung, die «Focus» vorliegt, behauptet Christian Haub «in Kenntnis der Strafbarkeit einer falschen, auch fahrlässig falschen Versicherung an Eides statt»: «Mir liegen keine belastbaren Hinweise, geschweige denn Beweise dafür vor, dass mein Bruder Charlie noch leben könnte.» Er habe «erstmals im November 2020» externe Ermittlungsagenturen mit der Suche nach seinem Bruder beauftragt. Diese Darstellung widerspricht jedoch den als streng vertraulich eingestuften internen Dokumenten, die teilweise auf Juni 2018 datiert sind. 

In der Strafanzeige ist unter anderem vorgetragen worden, dass dem Beschuldigten – entgegen seinen Angaben – belastbare Hinweise darauf vorgelegen hätten, dass der Verschollene Karl-Erivan Haub noch leben könnte. Die Ermittler scheinen sich zu fragen: Weiss Christian Haub mehr, als er bisher zugab? 

Ski-Unfall laut internen Ermittlern unwahrscheinlich

Die RTL-Investigativjournalistin Liv von Boetticher hat die Strafanzeige eingereicht. Sie beschäftigt sich schon seit 2021 mit dem Fall. In langwieriger Puzzlearbeit versucht sie herauszufinden, was 2018 in den Walliser Alpen tatsächlich geschehen ist. 

Zwei interne Tengelmann-Ermittler hielten einen Ski-Unfall schon von Anfang an für unwahrscheinlich, wie interne Dokumente enthüllen, die «Focus» vorliegen. Einer der internen Ermittler war der ehemalige Sicherheitschef, der andere ein Krisenmanager. Haubs Bruder Christian stand nach dem Verschwinden seines Bruders in engem Austausch mit den beiden Ermittlern. 

Wurde Karl-Erivan Haub 2021 in Moskau gesichtet?

Laut Geheim-Akten war Karl-Erivan Haub in dubiose Geschäfte in Russland verwickelt. 2021 sollen Bilder aufgetaucht sein, die Haub in Moskau zeigen. Die Bilder sollen aus mehreren Kameras des biometrischen Überwachungssystems in Moskau stammen, das im Auftrag von Christian Haub durch ein israelisch-amerikanisches Unternehmen «angezapft» worden sein soll, schreibt «Focus». Dafür soll Christian Haub seinem ehemaligen Sicherheitschef eine Millionensumme überwiesen haben.

Ein Sprecher des Unternehmens der Tengelmann-Gruppe erklärte auf Anfrage von «Focus», dass sich Christian Haub derzeit nicht zu den Vorwürfen äussern werde. Haubs Anwalt Mark Binz wies gegenüber der DPA den Vorwurf unrichtiger Angaben seines Mandanten zurück. «Selbstverständlich ist an dem Vorwurf nichts dran. So hat es bis vor wenigen Wochen auch die Staatsanwaltschaft Köln gesehen und daher die Aufnahme von Ermittlungen abgelehnt.» Für den Beschuldigten Christian Haub gilt die Unschuldsvermutung. (ene)

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