Taliban erobern die zweitgrösste Stadt Afghanistans
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USA schicken 3000 Soldaten:Taliban erobern die zweitgrösste Stadt Afghanistans

Taliban auf dem Vormarsch
USA evakuieren ihre Botschaft in Afghanistan, Briten ihre Staatsbürger

20 Jahre nach den 9/11-Terroranschlägen und dem Kriegsbeginn in Afghanistan sind die Taliban auf dem Vormarsch. Die USA evakuieren ihre Botschaft, die Briten ihre Bürger. Städte fallen wie Dominosteine in die Hand der Gotteskrieger. Die wollen die Hauptstadt erobern.
Publiziert: 13.08.2021 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2021 um 09:49 Uhr
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Ein Taliban-Kämpfer in Ghasni südwestlich von Kabul. Auch diese Stadt fiel eben zurück in die Gewalt der Gotteskrieger.
Foto: Keystone
Daniel Kestenholz

Schätzungsweise eine Viertelmillion Menschen sind im Krieg in Afghanistan seit 2001 gestorben. Darunter 2312 US-, 454 britische und 59 deutsche Soldaten. Sie sollten dem Land Frieden und Demokratie bringen. Hatten die Sowjets noch ein Jahrzehnt bis zu ihrem schmachvollen Abzug vom Hindukusch ausgeharrt, harrten die Westmächte zwei Jahrzehnte aus. Jetzt rücken die Taliban wieder vor. Die grossen westlichen Aufbauhoffnungen stehen vor einem Scherbenhaufen. Allein die USA kosteten die 20 Jahre fast 1000 Milliarden Dollar. US-Präsident Donald Trump (75) leitete den Abzug Land ein. Ein Friedensabkommen sollte nicht halten.

20 Jahre nach den 9/11-Terroranschlägen in den USA, die zum Krieg in Afghanistan führten, fallen afghanische Städte wie Dominosteine in die Hand der radikalen Gotteskrieger. Als seien alle Opfer des Westens vergebens gewesen. Kundus im Norden, das strategisch wichtige Herat und auch Kandahar, die Geburtswiege der Taliban, sie sind wieder in der Gewalt der Radikalislamisten. Jetzt hat das Pentagon 3000 Truppen nach Kabul geschickt. Weitere 4500 Truppen werden in Einsatzbereitschaft versetzt, berichtet «USA Today». Laut der Zeitung stehen die Taliban noch 100 Meilen, 160 Kilometer, vor der Hauptstadt.

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Amerikaner und Briten evakuieren

Laut «CBS News» beginnen die Truppen mit der Evakuierung der US-Botschaft in Kabul. Das Personal soll zunächst an den internationalen Hamid Karzai Flughafen gebracht werden. Schon am Donnerstag rief Washington alle US-Bürger im Land dazu auf, Afghanistan dringend zu verlassen. Doch Menschen seien auf sich allein gestellt, lautet die Weisung. Die Botschaft könne nicht helfen. Dies, während Pentagon-Sprecher John Kirby (58) von einer rapide sich verschlechternden Sicherheitslage in Kabul sprach.

Die Botschaft werde vorerst nicht geschlossen, versicherte Kirby. Doch die Ereignisse überschlagen sich in Afghanistan. Inzwischen hat auch Grossbritannien rund 600 Truppen nach Kabul beordert, um die Evakuierung von britischen Staatsbürgern und ehemaligen afghanischen Angestellten zu unterstützen. Die Taliban zeigen gewöhnlich keine Gnade für Kollaborateure. Die Islamisten richten auch solche hin, die sich ergeben. Letzten Monat veröffentlichten die Taliban ein Video, das zeigt, wie ihre Kämpfer 22 gekaperte afghanischen Kommandosoldaten standrechtlich niedermähten.

Allein die Schulung der afghanischen Streitkräfte hat die USA in den letzten 20 Jahren rund 80 Milliarden Dollar gekostet. Diese afghanischen Truppen geben ihre Stellungen meist kampflos auf. Agenturberichten zufolge gibt es nur sporadisch Kampfgeschehen. Herat wurde zwei Wochen lang bombardiert, Kandahar und Kundus indes fielen kampflos. Kandahar ist Afghanistans zweitgrösste, Herat die drittgrösste Stadt. Die Taliban marschieren praktisch ungehindert Richtung Kabul vor, dem Macht- und Wirtschaftszentrum des Landes.

Angebote in letzter Minute an die Taliban

Die afghanische Regierung und die frühere Besatzungsmacht Amerika klammern sich an alle Strohhalme, um den Fall der Hauptstadt noch aufzuhalten. Laut der «New York Times» versuchen US-Unterhändler die Radikalen derzeit zu überzeugen, die US-Botschaft in Kabul zu verschonen. Sonst werde Afghanistan nie mehr US-amerikanische Hilfe erhalten, auch wenn die Taliban an der Macht sein sollten.

Mit Versuchen in letzter Minute hat die afghanische Regierung den Taliban ein Abkommen zur Machtteilung angeboten. Den Dschihadisten wird der Beitritt zur Regierung versprochen - als Gegenleistung für die Einstellung der Militäroffensive. Doch die Gotteskrieger sitzen am längeren Hebel.

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