«Spaniens Machismus tötet uns»
12 Frauen innert eines Monats von Partnern getötet

Die Gewalt an Frauen in Spanien erreicht einen Höhepunkt: Innert vier Wochen sind mindestens 12 Frauen von ihren Partnern ermordet worden. Das sind so viele wie in den ersten vier Monaten diesen Jahres nicht.
Publiziert: 19.06.2021 um 16:02 Uhr
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«Der Machismus tötet uns.» Mit dieser Botschaft protestierten Aktivistinnen gegen Gewalt an Frauen in Spanien.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Eine 17-jährige Sevillanerin wird Anfang Juni von ihrem Ex-Freund ermordet und zerstückelt. Zurück bleibt ihre vier Monate alte Tochter. In Madrid wird erst in der Nacht zum Mittwoch eine 81-Jährige von ihrem Ehemann (84) mit einem Hammer erschlagen – offenbar aus Eifersucht. Noch am Tatort erklärt der Mann der Polizei, dass er die Tat jederzeit wiederholen würde. Und auf Teneriffa ermordet ein Vater seine beiden Töchter (1 und 6), aus Rache an der Mutter, seiner Ex-Frau. Die Leiche der 6-Jährigen findet man vergangenen Donnerstag, 1000 Meter tief im Meer versenkt.

Mindestens 12 Frauen wurden seit der Aufhebung der Mobilitätsbeschränkungen in Spanien vor vier Wochen von ihren Partnern ermordet. Das macht mehr Femizide als in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 zusammen, berichtet die «NZZ» und beruft sich auf das Ministerium für Gleichstellung in Spanien.

Kontrolle über die Opfer im Lockdown

Den rasanten Anstieg an Gewalt gegen Frauen erklärt Victoria Rosell (52), die Regierungsbeauftragte für das Thema Gewalt gegen Frauen, im spanischen Fernsehen. Während dem Lockdown sollen die Täter die Kontrolle über die Opfer gehabt haben: «Sie mussten sie nicht ermorden.»

Grundsätzlich sieht sie den Grund des Übels im Machismus, der in der spanischen Gesellschaft verankert sei: «Unter der Covid-19-Pandemie versteckte sich eine andere Pandemie, nämlich die des Machismus, der jetzt wieder zutage tritt.»

Pandemie des Machismus

Doch es sind nicht nur Frauenmorde, die für Wirbel sorgen, immer mehr werden auch Kinder zu Leidensträgern. Gewalt an Kindern wird genutzt, um sich an Frauen zu rächen – oftmals, nachdem eine Frau ihren Partner verlassen hat. 39 solche Kindermorde verzeichnet Spanien seit 2013, wie die «NZZ» schreibt.

Der letzte bekannte Fall ist das Verschwinden der beiden kleinen Mädchen auf Teneriffa. Ende April entführte der Vater seine Töchter. Ihre Mutter rief er noch ein letztes Mal an, um sie wissen zu lassen, dass sie ihre Kinder nie wieder sehen würde. Von der Einjährigen fehlt bislang jede Spur, jedoch geht der Untersuchungsrichter davon aus, dass der Vater auch sie ins Meer geworfen hat. Im Bericht des Richters steht auch, dass der Vater der Mutter grösstmöglichen Schaden habe zufügen wollen.

Rache an der Mutter

Der Leichenfund der 6-jährigen Tochter löste erst Schock und dann eine Protestwelle in ganz Spanien aus. «Der Machismus tötet uns», steht auf einem Plakat, das Aktivistinnen vor dem Justizministerium in Madrid halten.

Als Reaktion auf die jüngsten dramatischen Fälle haben das Innenministerium und das Ministerium für Gleichstellung eine Taskforce gegründet. Es sollen Lösungen gefunden werden, wie Frauen und Kinder besser geschützt werden können. (aua)


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