Sorgen wegen neuer Welle
In Grossbritannien und Israel füllen sich die Spitäler

Die Corona-Neuinfektionen nehmen zu. So sorgen etwa Grossbritannien, Israel und Spanien für Aufsehen. Besorgniserregend: Auch die Zahl der Spitaleinweisungen steigt.
Publiziert: 21.07.2021 um 01:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2021 um 08:46 Uhr
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Ein Corona-Patient wird in ein Londoner Spital gebracht.
Foto: EPA
Georg Nopper

Die Schweiz hinkt bei der Entwicklung der Corona-Zahlen immer etwas hinterher. Der Blick ins Ausland ist daher so etwas wie ein Blick in die Zukunft. Der britische Premierminister Boris Johnson (57) hat in England, dem grössten Landesteil, fast alle Corona-Massnahmen abgeschafft. Die hohen Corona-Zahlen seien wegen der weit fortgeschrittenen Impfkampagne nicht in gleichem Mass besorgniserregend wie zu Jahresbeginn, rechtfertigt der Premier die Lockerungen.

Aufgrund der sich ausbreitenden Delta-Variante gerät diese Argumentation zunehmend unter Druck – laut Studien könnte die Wirksamkeit der Impfung bei Infektionen mit der Virusmutation geringer sein. Die Hoffnung besteht, dass schwere Krankheitsverläufe verhindert oder abgemildert werden. In diesem Zusammenhang bereiten die zunehmenden Spitaleinweisungen von Covid-19-Patienten jedoch Sorgen: Sowohl in Grossbritannien wie auch in Israel – zwei Länder mit weit fortgeschrittenen Impfkampagnen – stieg die Kurve in den vergangenen Tagen und Wochen an.

Epidemiologe: «Es wird ein schwieriger Sommer»

In Grossbritannien, wo die Neuinfektionen wieder fast so zahlreich registriert werden wie während der dritten Welle Anfang Januar, wurden zuletzt täglich über 700 Spitaleinweisungen gemeldet. Am 1. Juli waren es noch 366 Hospitalisationen. In Israel wurden zuletzt 148 Spitaleinweisungen innerhalb einer Woche vermeldet – gegenüber 87 in der Vorwoche.

Ebenfalls besorgniserregend sieht die Entwicklung der Corona-Zahlen in Spanien aus. Auch hier ist die Infektionsrate beinahe wieder dort angelangt, wo sie im Januar war. Die Hospitalisationen blieben in Spanien vorerst stabil. Doch letzte Woche schlug das Gesundheitsministerium Alarm: Die Zahl der im Spital behandelten Patienten habe sich innerhalb zweier Wochen fast verdoppelt.

Der Epidemiologe Neil Ferguson (53), der die britische Regierung im vergangenen Jahr mit seiner Schock-Prognose von 500'000 Corona-Toten von einem Lockdown überzeugte, warnt, die Zahl der täglichen Neuinfektionen könnte bald auf bis zu 200'000 steigen. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der dritten Welle im Januar zählten die Briten deren 68'000. «Es wird ein schwieriger Sommer», sagt Ferguson gegenüber der BBC. Hinsichtlich der Spitaleinweisungen befürchtet Ferguson einen Anstieg auf bis zu 2000 pro Tag.

Weit vom Niveau von Anfang Jahr entfernt

Doch obwohl die Neuinfektionen mit täglich zwischen 30'000 und über 50'000 in Grossbritannien und täglich 20'000 bis über 30'000 in Spanien fast so zahlreich sind wie im Januar, bleiben die gemeldeten Hospitalisationen bisher weit hinter jenen von damals zurück – in der schlimmsten Phase Anfang Jahr wurden in Grossbritannien täglich über 4000 Corona-Patienten ins Spital eingeliefert! In Israel ist auch die Infektionsrate derzeit deutlich tiefer als bei der letzten Corona-Welle. Zu Spitzenzeiten Anfang Jahr verzeichnete das Land wöchentlich fast 2000 Spitaleinweisungen im Zusammenhang mit Corona – über zehn Mal mehr als jetzt.

Treten bald wieder Verhältnisse wie Anfang Jahr ein? Oder ist die Trendwende bei den Spitaleinweisungen bald geschafft? Die radikalen Öffnungsschritte der britischen Regierung sorgen für Verunsicherung. Doch der britische Epidemiologe Paul Hunter von der Universität East Anglia widerspricht seinem Kollegen Ferguson. Ein Szenario mit 200'000 täglichen Neuinfektionen und Zehntausenden weiteren Toten sei «ein bisschen übertrieben», sagt er gegenüber der «Daily Mail».

Im Gegenteil: Er erwarte, dass die Infektionszahlen in Grossbritannien bald wieder sinken werden. Damit wäre auch bei den Spitaleinweisungen eine Entspannung in Sicht. Die Entwicklung in Schottland, wo die Infektionszahlen zwölf Tage nach dem EM-Aus nachhaltig zurückgingen, wird sich laut Hunter in England wiederholen.

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